BR- Korrespondentin Judith Zacher mit Bauherr Stefan Geilert und Bauunternehmer Helmut Mayerle im Neubaugebiet im Dillinger Stadtteil Steinheim.
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BR- Korrespondentin Judith Zacher mit Bauherr Stefan Geilert und Bauunternehmer Helmut Mayerle im Neubaugebiet im Dillinger Stadtteil Steinheim.

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Was beschäftigt die Bayern vor der Wahl? - Station 1: Dillingen

Kurz vor der Bundestagswahl sind die BR-Korrespondenten in ihren Berichtsgebieten unterwegs und fragen die Menschen, was ihnen vor der Wahl auf den Nägeln brennt. Judith Zacher war in Dillingen. Schwerpunkt hier: die steigenden Preise auf dem Bau.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Unterwegs in der Dillinger Königsstraße, an einem Werktag, nachmittags. Die Menschen sitzen in Cafés, sind beim Einkaufen. Auf die Frage, was sie vor der Bundestagswahl beschäftigt, antworten viele erstmal spontan: "Corona". Er würde sich wünschen, dass das endlich nicht mehr das Hauptthema sei, wieder etwas Ruhe einkehre, sagt Ali Cetin. Rentner Johann Schmid macht sich Sorgen, weil die Atomkraft- und die Kohlekraftwerke abgeschaltet werden sollen - vielleicht, so fürchtet er, reicht der Strom dann nicht mehr. Auch die Themen Klima- und Umweltschutz bewegen die Menschen: Mehr Bäume sollten gepflanzt werden, meint Tobias Ertl. Michaela Kuchenbauer fordert eine Anhebung der Pendlerpauschale - Autofahren müsse bezahlbar bleiben, vor allem auch für die Menschen auf dem Land sei das wichtig. Niklas Werner beschäftigt das Thema Wohnen: Die Mieten seien hoch, es gebe zu wenig Wohnungen, hier müsse etwas getan werden, fordert er.

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Nachfrage nach Bauplätzen ist groß

Gebaut wird viel, sowohl in der Stadt Dillingen als auch in den Stadtteilen. Auch Sozialwohnungen sind in der Planung, die Stadt legt Wert darauf, dass auch im Innenstadtbereich gebaut wird. Doch auch Bauplätze draußen, in den Neubaugebieten sind gefragt. Weil im Neubaugebiet in Steinheim bereits alle Plätze weg sind, bereitet die Stadt derzeit weitere Baugebiete vor. Auch wenn die Grundstückspreise in den vergangenen Jahren um bis zu 50 Prozent gestiegen sind, ist die Nachfrage groß. Glücklich, wer einen Bauplatz hat - auf die Freude folgte bei vielen aber bald der Frust: Denn bei vielen ging in den vergangenen Monaten erstmal kaum etwas vorwärts auf der Baustelle.

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Materialknappheit sorgt für Verzögerungen

So auch bei Stefan Geilert. Die Pläne für das Einfamilienhaus, in das er mit seiner Frau und seiner Tochter ziehen möchte, sind bereits seit Oktober 2020 fertig. Doch dann ging ein gutes halbes Jahr lang gar nichts, auf ihrem Bauplatz im Neubaugebiet im Dillinger Ortsteil Steinheim.

Denn: Es gab kaum Material. Das habe alle betroffen, vor allem die Zimmerleute: Holz war besonders knapp. In seiner Firma hätte sich vor allem der Mangel an Kunststoffrohren und Dämmmaterialien ausgewirkt, so Bauunternehmer Helmut Mayerle. Bestellen konnte man in den vergangenen Monaten nur sporadisch, berichtet er. Wegen der Materialknappheit seien außerdem die Preise explodiert. Dann „in time“ alles fertig zu bekommen, sei sehr schwierig. Noch dazu hat er mit seinen Kunden feste Verträge geschlossen – die vereinbarten Preise seien nun kaum zu halten, für ihn werde das in vielen Fällen ein Draufzahlgeschäft, davon ist er überzeugt. Ähnlich gehe es auch vielen seiner Kollegen: Die Auftragsbücher im Handwerk seien voll, viele Aufträge schon vor Monaten vereinbart. In vielen Fällen: Mit fixen Preisen - die Kosten aber quasi explodiert. Für Bauherrn Stefan Geilert wird der Hausbau auch so schon teurer, da die Kreditzinsen zwischenzeitlich gestiegen sind.

Baupreise steigen und sind kaum kalkulierbar

Wie soll das weitergehen, fragt sich Mayerle, bei dem neue Kunden anklopfen, ihr Haus bauen wollen – und wissen wollen, wie viel das kostet. Wie kalkulieren, wie planen, wenn man nicht weiß, wie die derzeit stark schwankenden Preise in drei Monaten aussehen. Feste Baupreise kann er kaum mehr zusagen, eher Richtwerte.

Stefan Geilert will, dass es jetzt endlich zügig weitergeht auf seiner Baustelle. Er würde sich deshalb von den Politikern wünschen, dass zumindest Rohstoffe, die in Deutschland erzeugt werden, wie etwa Holz, im Land bleiben, bis der Bedarf hier gedeckt ist. Erst dann sollte der Export versorgt werden, so sein Vorschlag. Bauunternehmer Helmut Mayerle nickt: Dass er als kleiner Bauträger inzwischen vom Weltmarkt abhängig sei, das bereite ihm schon Kopfschmerzen. Er ist gespannt, was die neue Bundesregierung hier für Vorschläge hat.

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