Wie selbstverständlich können wir täglich den Hahn aufdrehen und werden so mit frischem Wasser beliefert. Doch die Versorgung in ausreichendem Maß wird immer schwieriger. Viele Kommunen sind als Träger der Wasserversorgung durch die trockenen und heißen Sommer der vergangenen Jahre an ihre Grenzen gekommen und müssen für die Zukunft neu planen. Und das kostet Geld.
Was auf die Wasserversorger in den nächsten Jahren zukommt und wie die Versorgung mit dem sogenannten "Lebensmittel Nummer 1" gesichert werden kann, sind Themen einer Fachtagung in Bamberg. Veranstalter ist der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft.
Der Wassercent kommt, auch in Bayern
13 von 16 Bundesländern haben bereits den sogenannten Wassercent, eine Abgabe für die Entnahme von Grundwasser. Je nach Land ist die Abgabenhöhe aber unterschiedlich und reicht bis zu rund 30 Cent pro Kubikmeter. Auch in Bayern soll er nun kommen. Unklar ist jedoch, ob der Wassercent schon ab diesem Jahr gezahlt werden muss und in welcher Höhe. Der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft, VBEW hat dazu eine klare Meinung: Wenn er kommt, dann müssen ihn alle zahlen. Das heißt: Nicht nur Verbraucher, sondern auch Energieversorger, Industrie, Handwerk und die Landwirtschaft werden zur Kasse gebeten.
Gleichzeitig soll festgeschrieben werden, dass die Abgabe zweckgebunden ist, das plant das bayerische Umweltministerium. Wasser sei ein lokales Produkt mit einer aufwendigen Infrastruktur. Deshalb müssten die Einnahmen aus dem Wassercent zurück in die Pflege und den Ausbau der Infrastruktur fließen, so das Ministerium. "Ein Wassercent ist keine Steuererhöhung. Ein Wassercent ist eine Infrastrukturinvestition", erklärt Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (FW).
Wasserversorgung: Kommunen investieren Millionen
Überall wird im Freistaat der Ausbau der sicheren Wasserversorgung vorangetrieben. Die Wasserwirtschaft in Bayern investiert jährlich rund 140 Millionen Euro. Programme wie "Wasserzukunft Bayern 2050" und "SüSWasser" sollen auch in Zukunft die Trinkwasserversorgung sichern.
Für die Wasserversorger bedeutet das, Trinkwasserspeicher müssen gebaut, Leitungen zur Notversorgung geplant werden. Und das bei steigenden Zinsen und steigenden Baukosten. Gleichzeitig sollen die Kosten für reines Wasser und für die Klärung des Abwassers für Bürger nicht extrem in die Höhe schießen. Die Wasserversorger stehen vor schwierigen Aufgaben in den nächsten Jahren.
Niederschlag, Grundwasser, Ausbau von Leitungen
In Bayern informiert der Niedrigwasser-Informationsdienst über die Lage. Die letzte Meldung stammt vom 2. November 2023 und lautet: "Zweitwärmstes Sommerhalbjahr bei einem Niederschlagsdefizit von zehn Prozent. Rund 41 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen weisen niedrige und sehr niedrige Messwerte auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen rund 66 Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation."
Auch in Bamberg sinken seit 2010 die Grundwasserpegel in den Wasserschutzgebieten. In den vergangenen zehn Jahren ist er bereits mehr als 1,5 Meter gesunken. Das heißt, es muss immer tiefer Wasser für die Versorgung entnommen werden. Früher erholte sich der Grundwasserpegel in den Wintermonaten. Er stieg. In den letzten Jahren ist dies nicht mehr der Fall. Das Lebensmittel Nummer 1 wird aus dem Stadtwald und den Hirschaider Büschen geliefert. "Wir gewinnen aus rund 70 Brunnen unser Trinkwasser. Aktuell ist die Wasserversorgung dadurch sichergestellt", erklärt Daniel Then von den Stadtwerken Bamberg.
Und noch ein Pluspunkt: Die Menschen achten mehr auf den Umgang mit Trinkwasser. "Trotz steigender Bevölkerung ist der Verbrauch fast gleichgeblieben", so Tobias Engel, als Planungsingenieur für die Wassergewinnung bei den Stadtwerken Bamberg zuständig. In den letzten Jahren sei zudem sehr viel Augenmerk auf den Ausbau der Leitungsinfrastruktur gelegt worden. "Im Moment liegt unser Fokus auf den Sicherungen der Wasserschutzgebiete und den Bau neuer Brunnen."
Doch diese Sicherung von Wasserschutzgebieten steht im Widerspruch zum Wunsch der Städte neue Baugebiete ausweisen zu können. So auch in Bamberg.
Millioneninvestitionen für die Wasserversorgung
Für die Wasserversorgung der Stadt Bamberg sind die Stadtwerke verantwortlich. Das kommunale Unternehmen hat vor Jahren das Projekt "Wasser 2025" mit einem Volumen von 50 Millionen Euro aufgelegt. Es beinhaltet eine Vielzahl von Maßnahmen, um die Trinkwasserversorgung nachhaltig zu sichern. So wurde beispielsweise der Hochbehälter Rothof gebaut. Dadurch mussten auch die Leitungen in diesem Stadtgebiet erneuert werden. Da die neue ICE-Strecke durch ein Wasserschutzgebiet führt, laufen die Arbeiten, die einzelnen Brunnenfassungen in dem Bereich zu verlegen. "Insgesamt rechnen wir in den nächsten Jahren noch einmal mit Investitionen im hohen zweistelligen Millionenbereich", so Jan Giersberg von den Stadtwerken Bamberg.
Doch die Finanzierung solcher Projekte wird für die Städte und Gemeinden immer schwieriger. Zwar gibt es dafür Fördermittel, aber ein Großteil muss durch die Wasserversorgungs-Unternehmen gezahlt werden, oft verbunden mit der Aufnahme von Krediten. Erschwerend komme hinzu, dass Wasserversorger, wie beispielsweise die Stadtwerke Bamberg, gezwungen seien, in immer mehr Infrastrukturprojekte zu investieren. "Die Wasserversorgung soll gesichert werden, die Wärmenetze ausgebaut oder der Fuhrpark der Busflotte modernisiert werden. Das alles verschlingt Millionen und bringt die kommunalen Unternehmen an die Grenzen des Leistbaren. Hier müssen Bund und Länder Lösungen schaffen, damit die Stadtwerke nicht unter der Investitionslast zusammenbrechen", erklärt Jan Giersberg von den Stadtwerken Bamberg.
Zunehmend überregionale Versorgung
Noch vor 50 Jahren betrieben viele Kommunen eigene Brunnen für die Versorgung ihrer Bevölkerung. Später schlossen sich Gemeinden zusammen, um wirtschaftlicher die Wasserversorgung sicherzustellen, aber auch, um kostengünstiger Wasser gewinnen zu können. Rund 13 Millionen Kubikmeter Wasser jährlich werden aus der Trinkwassertalsperre Mauthaus, eher unter dem Namen Ködeltalsperre bekannt, geliefert, um rund 70 Wasserversorger in ganz Oberfranken zu versorgen. Das sind rund ein Viertel der oberfränkischen Gemeinden und Städte mit rund 400.000 Bürger und Bürgerinnen. Und im Moment kommen von dort gute Nachrichten: Die Trinkwassertalsperre ist zu 96 Prozent gefüllt (Stand: 23.02.24).
Und doch müssen die Kapazitäten weiter ausgebaut werden. Alleine für die Sanierung und für Umbauten technischer Anlagen wurden im vergangenen Jahr rund 2,4 Millionen Euro aufgewendet. Derzeit laufen wichtige Sanierungsarbeiten. Zusätzlich wurden im vergangenen Jahr ein Hochbehälter in Kehlbachsberg bei Windheim im Landkreis Kronach und in Rötelsberg bei Scheßlitz in Betrieb genommen.
Weniger Wasserverbrauch und sichere Wasserversorgung
Ist die Wasserversorgung für die nächsten zwanzig Jahre gesichert? Wo lässt sich Wasser sparen und wie gebrauchtes Wasser sinnvoll wiederverwenden? Das sind die Fragen, die die bayerischen Wasserversorger seit langem beschäftigen. Und überall in Deutschland zeigt sich: Alles ist mit einem erheblichen Investitionsbedarf verbunden. Und dabei müssen alle an einem Strang ziehen. Zum Beispiel auch die Landwirtschaft. Höhere Temperaturen, Trockenheit, Abnahme der Winterniederschläge und mangelnder Regen hätten dazu geführt, dass die Tage, an denen die Landwirtschaft bewässert werden muss, zugenommen hätten. Ziel müsse eine "boden-, wasser- und klimaschonende Landwirtschaft sein, die sich rechnet", heißt es vom Landesamt für Umwelt.
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