Der Sommer hat bisher jede Menge Gelegenheit geboten, um baden zu gehen. Die Freibäder und Seen sind gut besucht - umso wichtiger, dass jedes Kind gut schwimmen kann. Denn immer wieder kommt es zu tragischen Badeunfällen. Die bayerische Wasserwacht startet deshalb mit ihrer Kampagne "Bayern schwimmt" in eine neue Runde. Am Dienstag haben Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) und Schirmherrin Ilse Aigner (CSU) gemeinsam mit der Wasserwacht im Landkreis Ebersberg den Startschuss gegeben: im Freibad Grafing.
Nachholbedarf bei Schwimmkursen nach Corona
Bis zu den Sommerferien finden bayernweit verschiedene Aktionen statt, damit so viele Kinder wie möglich zu sicheren Schwimmerinnen und Schwimmern werden. Denn aktuell besteht Nachholbedarf. In den vergangenen Jahren sei vieles nicht möglich gewesen, gesteht Kultusminister Piazolo: weniger Sportunterricht, weniger Schwimmunterricht. "Wir merken, dass wir ein Defizit haben, und das versuchen wir auszugleichen", so der Kultusminister.
In Grafing hatte die örtliche Wasserwacht einiges zu tun. Angeboten wurden Anfängerkurse für die Kleinen oder Abzeichen für die Größeren. Die Kinder von Sabine Müller aus Grafing haben gerade das Silber- und das Goldabzeichen gemacht. "Schwimmen ist einfach das Wichtigste", betont die junge Mutter. Je besser die Kinder schwimmen könnten, desto entspannter sei so ein Freibadbesuch - besonders mit drei Kindern. Ihre Kinder seien alle beim Babyschwimmen und später in einem Schwimmkurs gewesen, erzählt sie.
Geschlossene Bäder und lange Wartelisten
Teilweise sind die Wartelisten für die Schwimmkurse aber lang. In einigen Landkreisen mussten Schwimmbäder schließen. Sonja Kluge gibt Schwimmkurse bei der örtlichen Wasserwacht und ist Kreisjugendleitung in Ebersberg. Sie kennt die Herausforderungen: Hallenbäder hätten sie zwar genug, sagt sie, aber sie bekämen nicht genügend Bahnen zugeteilt.
Außerdem fehlen hier und da ehrenamtliche Ausbilderinnen und Ausbilder. Für einen Schwimmkurs mit Kindern müssten im Normalfall zwei Ausbilder und drei bis vier Helfer vor Ort sein, so Kluge. Das sei auch notwendig, denn jedes Kind habe andere Bedürfnisse.
Deutlich mehr Schwimmkurse 2022 als die letzten Jahre
Im vergangenen Jahr nahmen 17.743 Kinder in Bayern an Schwimmkursen der Wasserwacht teil - so viele wie die letzten vier Jahre nicht. Auch im letzten Vor-Pandemiejahr 2019 waren es lediglich 10.619 Teilnehmende gewesen. "Das zeigt den Rückstau und den großen Bedarf", so Thomas Huber, Landesvorsitzender der Wasserwacht Bayern.
In der Pandemie sei es nicht nur problematisch gewesen, dass viele Schwimmbäder geschlossen hatten, sondern auch, dass die Wassertemperatur reduziert wurde. Um den Rückstau aufzuholen, ist laut Huber vor allem eines wichtig: "Wir müssen auch in Zukunft genügend Bäder für die überlebenswichtige Schwimmausbildung zur Verfügung haben."
Eltern müssen sich rechtzeitig kümmern
In Grafinger Freibad erzählen die meisten Eltern, dass sie für die Schwimmkurse immer eine Lösung gefunden haben. "Man musste sich orientieren an dem, was noch frei ist, weil viel ausgebucht war", berichtet ein junger Vater. Anmelden und sofort losschwimmen, das könne man nicht erwarten, bestätigt eine andere Mutter. Aber: "Wenn man sich darum kümmert, haben wir für alle Kinder bisher immer alles bekommen." Einige Eltern erzählen aber auch, dass ihre Kinder im Urlaub einen Schwimmkurs gemacht oder es privat gelernt haben.
Für Eltern hat Sonja Kluge von der Wasserwacht im Landkreis Ebersberg außerdem einen Tipp: Einiges könne man mit Kindern auch schon zuhause trainieren, in der Badewanne etwa. Wassergewöhnung heißt das bei der Wasserwacht. Das bedeutet, dass Kinder Wasser ins Gesicht bekommen können oder mal abtauchen und unter Wasser die Augen aufmachen.
Auf der Webseite der Wasserwacht Bayern gibt es außerdem ein paar Videos und Anleitungen, zum Beispiel zum Gleiten im Wasser oder zum Brustarmzug. Und egal, wie alt man ist: Für einen Schwimmkurs ist es nie zu spät.
- Zum Artikel: "Keine Kursplätze - Wie Kinder trotzdem Schwimmen lernen"
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