Der Wolfsgruß, wie auf dieser Demo, ist ein Zeichen türkischer Rechtsextremisten. Der harmlose Schweigefuchs in Schulen sieht genauso aus.
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Der Wolfsgruß, wie auf dieser Demo, ist ein Zeichen türkischer Rechtsextremisten. Der harmlose Schweigefuchs in Schulen sieht genauso aus.

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Wegen Wolfsgruß: Bremen verbietet Schweigefuchs - und Bayern?

Symbol türkischer Rechtsextremisten oder harmlose Geste im Unterricht: Wolfsgruß und Schweigefuchs sehen gleich aus. Bremen reagiert auf die Verwechslungsgefahr mit einem Verbot. Auch in bayerischen Schulen und Kitas läuft die Debatte.

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Klappe zu und Lauscher auf - wenn Erzieher oder Lehrerinnen mit ihren Fingern den "Schweigefuchs", oder auch "Leisefuchs", in der Luft formen, ist die Botschaft klar. Allerdings gibt es ein Problem: Die harmlose Geste, die im Unterricht oder in der Kita für Ruhe sorgen soll, sieht genauso aus wie der sogenannte Wolfsgruß. Dabei handelt es sich um ein Symbol der "Grauen Wölfe", einer Gruppe türkischer Rechtsextremisten.

Bei der Fußball-EM hatte der türkische Verteidiger Merih Demiral im Achtelfinale mit dem Wolfsgruß auf dem Platz gejubelt und so für einen politischen Aufreger im Turnier gesorgt. Für die Geste wurde der Nationalspieler anschließend gesperrt.

Bremen hat nun offenbar reagiert: Laut "Weser-Kurier" verbietet die Stadt in Kitas und Schulen künftig den Gebrauch des Schweigefuchses - wegen Verwechslungsgefahr mit dem Wolfsgruß. Und auch im Freistaat läuft die Debatte.

BLLV-Präsidentin: Thema für politische Bildung aufgreifen

Laut Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), muss man unterscheiden: Wenn ein Erstklässler den Schweigefuchs zeige, meine er ihn ziemlich sicher auch so. Ein Neuntklässler verwende hingegen nicht mehr den Schweigefuchs - wenn er mit derselben Geste provozieren wolle, brauche es klare Grenzen.

"Grundsätzlich ist es der Auftrag von Schule, gesellschaftliche Themen aufzunehmen und zu diskutieren", so Fleischmann. Aktuelle Zeichen und Symbole seien immer auch Thema in den Schulen. Deswegen müsse man "nicht durchdrehen", sondern könne positiv sagen: "Jetzt können wir anhand einer aktuellen politischen Debatte Bildung machen." Schüler könnten recherchieren und die Frage klären, was hinter dem Wolfsgruß steckt.

Lehrkräfte entscheiden selbst, ob sie Schweigefuchs benutzen

Tatsächlich würden die meisten Kinder das Symbol des Schweigefuchses aber im frühen Schulalter von den Lehrkräften aufnehmen, so Fleischmann. Deshalb könnte man in den nächsten Jahren überlegen: "Benutzen wir das auf lange Strecke vielleicht in den Grundschulen auch selbst nicht mehr." Erstmal werde das jeder Lehrer aber für sich selbst entscheiden. Auch im bayerischen Kultusministerium ist von einem Verbot aktuell keine Rede: "Ob und wann der Schweigefuchs oder auch andere Methoden [...] eingesetzt werden, entscheidet die Lehrkraft."

Manche Caritas-Kitas verzichten bereits auf die Geste

In einigen Kitas der bayerischen Caritas werde die Geste aufgrund der Verwechslungsgefahr schon seit einigen Jahren nicht mehr verwendet, so die Geschäftsführerin des Verbands katholischer Kindertageseinrichtungen, Alexa Glawogger-Feucht. Ihrer Einschätzung nach ist der Schweigefuchs in Kitas grundsätzlich weniger gebräuchlich als in Schulen, aufgrund der aktuellen Berichterstattung zum Wolfsgruß werde man allerdings "in den kommenden Monaten kritisch über diesen Zusammenhang informieren".

Sozialministerium: Kein Bedarf für landesweite Regelung

Das bayerische Sozialministerium hat laut eigenen Angaben auch im Zuge der EM keine Meldungen mit Blick auf die Wolfsgruß-Debatte erhalten. Ein mögliches Verbot von Symbolen wie dem Schweigefuchs liege gegebenenfalls im Aufgabenbereich der jeweiligen Kita-Träger. "Für eine landesweite Regelung sehen wir aktuell keinen Bedarf."

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