Donald Trump nach der Attacke auf ihn mit Sicherheitsleuten
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Donald Trump nach der Attacke auf ihn mit Sicherheitsleuten

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Attentat auf Trump: Was wir wissen – und was nicht

Ex-US-Präsident Donald Trump ist auf einer Wahlkampf-Kundgebung in Pennsylvania nur knapp einem tödlichen Anschlag entgangen. Ein Überblick zur Tat und zur aktuellen Lage mit den Fakten, die derzeit bekannt sind.

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Der frühere US-Präsident Donald Trump ist bei einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat Pennsylvania angeschossen worden. Der 78-Jährige wurde bei dem Vorfall am Samstag (Ortszeit) verletzt. Der Schütze ist tot. Hier ein Überblick über das, was wir wissen und die Aspekte, die aktuell noch unklar sind.

Wie war der Tathergang?

Der Vorfall ereignet sich, als Trump bei der Wahlkampfveranstaltung in der Kleinstadt Butler mit seiner Rede beginnt. Gerade hebt der Ex-Präsident zu Kritik an illegaler Einwanderung an, als um 18.08 Uhr (Ortszeit, 00.08 Uhr MESZ) plötzlich vier kurz hintereinander abgefeuerte Schüsse fallen. Trump geht hinter dem Rednerpult in Deckung, Sicherheitsbeamte eilen zu ihm und schirmen ihn ab. Kundgebungsteilnehmer schreien und werfen sich auf die Erde. Trump steht umringt von den Sicherheitsbeamten wieder auf, rund um sein rechtes Ohr ist Blut zu sehen.

Wiederholt ertönen Rufe wie "Runter!", bevor innerhalb von vier Sekunden ein fünfter und sechster Schuss fallen und zusätzliche Sicherheitsbeamte zur Bühne eilen. Von den Schüssen werden offenbar weitere Trump-Anhänger getroffen. 17 Sekunden nach den ersten Schüssen ist schließlich ein letzter lauter Knall zu hören. Es sind Schreie einer Frau zu hören.

22 Sekunden nach den ersten Schüssen kommen drei schwer bewaffnete Sicherheitsbeamte zu Trump auf die Bühne. Die Mitarbeiter des Secret Service bilden einen Ring um den sichtlich mitgenommenen Trump. Der Ex-Präsident reckt demonstrativ die Faust hoch, während Blut sein Gesicht herunterrinnt. Unter frenetischen "USA"-Rufen der Zuschauer wird er hektisch von der Bühne eskortiert, kurz darauf fährt seine Autokolonne davon.

Zum Video: Trump bei Wahlkampfrede angeschossen

Ein Attentat auf den Präsidentschafts-Kandidaten der Republikaner erschüttert den Wahlkampf in den USA.
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Ein Attentat auf den Präsidentschafts-Kandidaten der Republikaner erschüttert den Wahlkampf in den USA.

Wie schlimm ist die Verletzung? 

Trump schrieb auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social, eine Kugel habe ihn am oberen Teil seines rechten Ohrs getroffen. Aufrecht und gestützt von Sicherheitskräften des Secret Service verließ er mit einem blutenden Ohr die Bühne. Trump wurde medizinisch untersucht. Wenige Stunden später veröffentlichte sein Wahlkampfteam ein Video, das zeigte, wie er bei der Ankunft seines Flugzeugs im Bundesstaat New Jersey die Treppe an der Maschine herunterkam.

Hatte Trump Glück im Unglück? 

Es ist noch zu früh, das mit Sicherheit zu sagen. Aber seine Angaben ließen zunächst darauf schließen, dass er von einer Kugel nur leicht am Ohr verletzt wurde. Ein um wenige Zentimeter versetzter Einschuss hätte ihn also - im schlimmsten Fall - direkt am Kopf treffen können.

Wer hat die Schüsse auf Trump abgefeuert?

Die Bundespolizei FBI identifizierte den mutmaßlichen Schützen als Thomas Matthew Crooks, ein 20 Jahre alter Mann aus der Nähe von Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania. Sein Wohnort Bethel Park liegt rund 75 Kilometer weiter südlich vom Anschlagsort in Butler. Er wurde in Butler von Sicherheitskräften getötet. Medienberichte legten nahe, dass er rasch von Scharfschützen erschossen wurde. Der Secret Service gab zunächst aber keine Details zur Tötung des Schützen preis. 

Was war das Motiv des Täters?

Dazu gab es zunächst keine gesicherten Erkenntnisse. US-Medien zufolge soll der Schütze als Republikaner im Wahlregister eingetragen gewesen sein, er soll aber auch mindestens einmal an eine demokratische Gruppe gespendet haben.

Nach Angaben der US-Bundespolizei FBI soll er allein gehandelt haben. "Die uns vorliegenden Informationen deuten darauf hin, dass der Schütze allein gehandelt hat", sagte FBI-Vertreter Kevin Rojek in Pennsylvania am Sonntag. Die Ermittler hätten bisher keine Ideologie hinter der Tat erkannt, hieß es weiter. 

Wie schaffte es der Täter, auf Trump zu schießen?

Der mutmaßliche Schütze eröffnete von einer "erhöhten Position" außerhalb des Veranstaltungsortes das Feuer. Videos legten nahe, dass er von einem nahen Dach aus schoss. Das Dach war laut Analysen weniger als 150 Meter Luftlinie von der Stelle entfernt, an der der Ex-Präsident sprach. Es ist also eine Distanz, von der ein geübter Scharfschütze ein Ziel von der Größe eines Menschen treffen kann.

Ermittler stellten am Tatort US-Medien zufolge ein halbautomatisches Gewehr vom Typ AR-15 sicher. Die Tatwaffe hat nach Einschätzung von Ermittlern offenbar der Vater des mutmaßlichen Schützen erworben. Der Kauf sei mindestens sechs Monate her, teilten zwei Beamte der Strafverfolgung der Nachrichtenagentur AP am Sonntag mit. Es werde noch geprüft, wann und wie Thomas Matthew Crooks an die Waffe kommen konnte. Es war zunächst nicht bekannt, wie geübt der Mann im Umgang mit der Waffe war.

Hatte der mutmaßliche Schütze noch andere Waffen?

Nach dem Attentat haben Ermittler im Auto des mutmaßlichen Schützen übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge Teile zum Bau von Bomben gefunden. Unter Berufung auf Ermittlungskreise hieß es, bei dem Mann sei auch Zuhause solches Material gefunden worden. Worum es sich dabei genau handelt, ist noch unklar. 

Die "New York Times" sprach von zwei "Sprengsätzen" im Auto des mutmaßlichen Täters und einem dritten Fund am Wohnort. Auch das "Wall Street Journal" sprach von Sprengsätzen. Der Sender CNN schrieb von "explosivem Material", also Sprengstoff, und wieder andere Quellen von Teilen für den Bau von Bomben.

Gab es weitere Opfer?

Bei dem Angriff kam ein Zuschauer ums Leben, zwei weitere wurden verletzt und befanden sich zunächst in einem kritischen Zustand. Bei den Opfern handelt es sich laut Polizei um erwachsene Männer. Im Publikum brach nach dem Vorfall Panik aus. Der Veranstaltungsort wurde evakuiert.

Der getötete Zuschauer sei ein Feuerwehrmann und Familienvater gewesen, gab der demokratische Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, bekannt und sagte, er habe mit dessen Frau und Töchtern gesprochen. Der Mann sei "als Held gestorben" und habe sich schützend über seine Familie gebeugt, als die Schüsse bei der Trump-Kundgebung gefallen sein. Er sei ein "begeisterter Anhänger" Trumps gewesen.

Gab es vor dem Anschlag Hinweise auf eine mögliche Gefahr?

Mehrere Augenzeugen geben an, sie hätten den Schützen vor dem Attentat gesehen und die Behörden alarmiert. Der Trump-Anhänger Ryan Knight sagt, er habe den Angreifer auf einem Gebäude außerhalb des Veranstaltungsgeländes gesehen. Die örtliche Polizei teilt mit, sie habe "auf eine Reihe von Berichten über verdächtige Aktivitäten reagiert", nennt aber zunächst keine weiteren Einzelheiten. 

In einem vom Online-Portal TMZ veröffentlichten Video ist ein mit einem Gewehr bewaffneter Mann zu sehen, der auf einem Dach auf dem Bauch liegt. Auf dem Video ist nicht zu sehen, wie der Mann schießt. Es sind jedoch mehrere schnell aufeinander folgende Schüsse und Schreie zu hören.

Waren die Sicherheitsmaßnahmen ausreichend?

Ex-Präsident Trump wird vom Secret Service beschützt - die Sicherheitsmaßnahmen sind allerdings nicht so umfangreich wie bei einem amtierenden Präsidenten. Es ist in den kommenden Wochen und Monaten mit einer detaillierten Aufarbeitung des Einsatzes in Butler zu rechnen. Eine zentrale Frage dürfte dabei sein, ob die Sicherheitsleute die "erhöhte Position" mit offenbar direkter Sichtlinie zu Trump auf dem Podium hätten (besser) kontrollieren müssen, obwohl diese außerhalb des Veranstaltungsgeländes lag. 

Wie wird der Anschlag von den Behörden eingeordnet?

Das Attentat ist der erste Anschlagsversuch auf einen Präsidenten oder Präsidentschaftskandidaten in den USA, seit Präsident Ronald Reagan 1981 angeschossen wurde.

Der zuständige Spezialagent Kevin Rojek vom FBI-Büro in Pittsburgh zeigte sich vor Reportern verblüfft über den Freiraum, den der Schütze offenbar hatte. Es sei "erstaunlich", dass er so viele Schüsse habe abgeben können, sagte er. Anwesende Reporter hatten fünf oder sechs Schüsse gehört. Auf die Frage, ob Strafverfolgungsbehörden erst mitbekommen hätten, dass ein Schütze auf dem Dach gewesen sei, als Schüsse gefallen seien, entgegnete Rojek: "Das ist unsere Einschätzung zu diesem Zeitpunkt." Vor dem Zwischenfall habe es keine konkreten Hinweise auf eine Bedrohung gegeben.

Die Staatspolizei von Pennsylvania erklärte, der Secret Service sei für die Überwachung des Veranstaltungsortes verantwortlich gewesen. Vertreter des Wachschutzes für den Ex-Präsidenten waren jedoch bei dem nächtlichen Pressetermin nicht anwesend.

Wie wird nun ermittelt?

Die Polizei von Pennsylvania erklärt, vordringlich sei das Motiv des Täters zu ermitteln. Außerdem müsse schnell geklärt werden, ob es andere Beteiligte gegeben habe. Die Ermittlungen könnten Tage, Wochen oder Monate dauern. Die Beamten dürften unter anderem die psychische Verfassung des Mannes, seine Finanzen und seine Online-Aktivitäten genau unter die Lupe nehmen. 

Setzt Trump seinen Wahlkampf fort? 

Trump will bei der Präsidentschaftswahl Anfang November - also in weniger als vier Monaten - den demokratischen Amtsinhaber Joe Biden besiegen und sich eine weitere Amtszeit sichern. An diesem Montag beginnt in Milwaukee der Parteitag der Republikaner, bei dem Trump offiziell zum Kandidaten seiner Partei für die Wahl gekürt werden soll. Der Parteitag soll wie geplant stattfinden. Das teilten die Partei und Trumps Wahlkampfteam in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Es deutet also alles darauf hin, dass Trump seinen Wahlkampf fortsetzt. 

Wird Trump das Attentat für seinen Wahlkampf nutzen?

Trump inszeniert sich seit jeher als Märtyrer und als einen, den seine politischen Gegner mit allen Mitteln versuchen, aus dem Weg zu räumen. Schon die vier Strafverfahren gegen ihn setzte er erfolgreich ein, um seine Anhänger zu mobilisieren und Spenden zu sammeln. Er dürfte also auch versuchen, den Angriff systematisch für seine Zwecke zu nutzen. Wenige Stunden nach den Schüssen in Butler verschickte sein Team dann die erste Wahlkampf-SMS mit den Worten: "Ich werde nie aufgeben" - und einem direkten Link zur Spenden-Webseite. 

Zum Video: Trump in Milwaukee eingetroffen

Trump in Milwaukee eingetroffen
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Trump in Milwaukee eingetroffen

Ist ein Wahlsieg Trumps nun wahrscheinlicher? 

Das wissen wir nicht. Unmittelbar nach dem Geschehen gab es zunächst keine neuen Umfragen, die eine Einschätzung der Wirkung des Attentats auf Wähler zuließen.

Nach Ansicht von Brad Bannon, einem demokratischen Strategen, dürfte der Vorfall Trump aber nutzen. Er passe zum Narrativ des ehemaligen US-Präsidenten, dass das Land auf dem falschen Weg sei. "Das versuchte Attentat erzeugt Sympathie für Trump", sagte Bannon. "Es bestätigt auch die Auffassung seiner Wähler, dass etwas in diesem Land grundlegend falsch läuft."

Wie reagiert Biden?

Der US-Präsident verurteilte den Angriff auf Trump scharf. "Ich bin dankbar zu hören, dass er in Sicherheit ist und es ihm gut geht", teilte er unmittelbar nach dem Vorfall mit. Er bete für ihn und Trumps Familie und für alle, die auf der Kundgebung gewesen seien. Diese Art von Gewalt habe in Amerika keinen Platz. Nach Angaben des Weißen Haus telefonierten Biden und Trump persönlich miteinander. 

In seiner Rede an die Nation betonte Biden die Notwendigkeit, die politische Atmosphäre im Land zu beruhigen: "Wir müssen die aufgeheizte Stimmung in der Politik senken." Er erinnerte daran, dass Amerikaner "Nachbarn und Freunde, keine Feinde" seien. Er zeigt sich erleichtert, dass Trump bei dem Vorfall auf einer Wahlkampfveranstaltung nicht ernsthaft verletzt wurde. Über die Motive des Schützen und mögliche Unterstützer sei noch nichts bekannt, so Biden. Mit Nachdruck verurteilt Biden die Gewalttat: "Es gibt in Amerika keinen Platz für diese Art von Gewalt, ohne Ausnahme." Er räumt ein, dass der Wahlkampf von einer sehr aufgeheizten politischen Rhetorik geprägt sei, betont aber gleichzeitig den hohen Einsatz bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen.

Könnte das Attentat zu weiterer Gewalt führen?

Das wissen wir nicht. Dabei dürften auch die bevorstehenden politischen Reaktionen eine Rolle spielen: Werden Politiker versuchen, die Gewalttat zu nutzen, um ihre Anhänger aufzustacheln? US-Vizepräsidentin Kamala Harris warnte nach dem Angriff jedenfalls bereits vor einer Eskalation der Gewalt. "Wir alle müssen diese abscheuliche Tat verurteilen und unseren Teil dazu beitragen, dass sie nicht zu weiterer Gewalt führt", mahnte die Demokratin auf X. 

Zum Video: US-Präsident Biden verurteilt den Angriff auf Trump scharf

US-Präsident Biden verurteilt den Angriff auf Trump scharf.
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US-Präsident Biden verurteilt den Angriff auf Trump scharf.

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