Eine Treppe im Olympiadorf mit viel Grün
Bildrechte: BR / Hermann Scholz
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Das Olympische Dorf in München: viel Grün, keine Autos.

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Welterbe-Kandidat Olympiadorf: Bewerbung spaltet Bewohner

Welterbe-Kandidat Olympiadorf: Bewerbung spaltet Bewohner

Das Olympische Dorf in München soll UNESCO-Weltkulturerbe werden. In der Siedlung, die für die Olympischen Spiele 1972 gebaut wurde, leben gut 7.000 Menschen – und die sind zwiegespalten, was den Welterbe-Status betrifft.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Seit einem Jahr stehen der Münchner Olympiapark und das Olympische Dorf auf der sogenannten Tentativliste fürs UNESCO-Weltkulturerbe, der deutschen Vorschlagsliste der Welterbe-Kandidaten. Im Olympischen Dorf leben über 7.000 Menschen – und obwohl der Vorschlag für die Bewerbung auch von den Bewohnern ausging, sind längst nicht alle begeistert.

Vom Experiment zur beliebten Münchner Siedlung

Wohnen im Olympiadorf ist begehrt. Die Großsiedlung wurde für die Olympischen Spiele als städtebauliches Experiment geplant. Der komplette Autoverkehr wurde in die untere Etage verbannt, darüber bewegen sich Fußgänger und Radfahrer, zwischen den Häusern wächst viel Grün, es gibt Brunnen, Seen, Parks. Für Familien ideal. Für Monika Shah war das vor über 40 Jahren der Grund, herzuziehen: "Dass Kinder hier frei laufen können, ohne Gefahr, ohne Probleme."

Hohe Wohnqualität, aber auch besondere Kosten

Einer der Nachteile: die höheren Nebenkosten im Vergleich zu anderen Stadtteilen. Denn den Bewohnern gehören auch die Wege und Grünflächen im Dorf – und sie müssen für deren Unterhalt zahlen. Seit 1998 steht das Olympische Dorf unter Ensembleschutz, seit drei Jahren stehen auch die einzelnen Gebäude unter Denkmalschutz.

"Das heißt erstmal: Nur das Äußere, das, was jeder sehen kann, das muss so erhalten bleiben", erklärt Monika Shah. Das betrifft etwa die Farben der Fensterrahmen und Türen, Satellitenschüsseln auf den Balkonen sind nicht erlaubt. Innerhalb der Wohnungen haben die Bewohner dagegen freie Hand.

Neue Klingel? Ringen um den Denkmalschutz

Monika und Werner Lohberger haben zwei Wohnungen im zehnten Stock eines Hauses im Olympiadorf zusammengelegt – die Erlaubnis haben sie von der Eigentümergemeinschaft erhalten. Im Inneren ihrer Wohnung durften sie weitgehend frei umbauen. Ohnehin sind die Häuser im Olympiadorf so angelegt, dass flexible Wohnungsgrundrisse möglich sind.

Monika Lohberger kennt aber durchaus Belastungen durch Auflagen der Denkmalbehörde: sei es, weil die drauf besteht, dass die originale Klingelanlage aus den 70er-Jahren repariert werden muss, obwohl das technisch kaum mehr möglich ist, sei es, weil die Behörde für die Fassadensanierung genau auf dem Farbton besteht, der beim Bau verwendet wurde – obwohl die Nachbarhäuser längst in anderen Tönen gestrichen wurden.

Für und Wider als Welterbe

Den möglichen Welterbestatus sieht sie skeptisch. Welterbe – das heißt schließlich auch: mehr Touristen, die durchs Dorf laufen. Mehr Touristen – mehr Müll. Und weil eben der Unterhalt der Wege und Grünflächen Sache der Bewohner ist, zahlen sie auch für die Müllentsorgung. Da sieht sie eigentlich die Stadt in der Pflicht. Monika Shah dagegen betont eher, dass die lebenswerte Wohnumgebung des Olympiadorfes dann vielleicht noch strenger geschützt ist: "Das ist ja tatsächlich ein Unikat hier, dieses Dorf mit dem Park. Und das ist schon wert, dass man es schützt. Und auch Geld dafür ausgibt".

Münchens Stadtbaurätin Elisabeth Merk will erstmal beruhigen: Durch einen möglichen Status als Weltkulturerbe werde sich für die Bewohner des Olympischen Dorfes gar nicht so viel ändern – die jetzigen Denkmalschutzbestimmungen gelten weiter. "Aber natürlich hat man dann sehr gute Dokumente, um Förderanträge zu stellen" – zum Beispiel, wenn es ums klimagerechte Nachrüsten der Anlagen geht oder um Photovoltaikanlagen. PV-Anlagen wurden teilweise schon auf den Dächern installiert, gerade wird ein Konzept entwickelt, wo weitere Anlagen installiert werden könnten.

UNESCO-Entscheidung noch in einiger Ferne

Mindestens zehn Jahre dürfte es noch dauern, bis das Olympiadorf damit rechnen kann, von der UNESCO als Welterbe anerkannt zu werden. In dieser Zeit arbeitet die Stadt an Dokumentationen und Begründungen. Stadtbaurätin Merk ist jedenfalls von der Qualität der Anlage überzeugt: "Wenn Sie mich fragen, ich würde gern nochmal ein Olympisches Dorf bauen, mit oder ohne Olympia!"

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