In der Region Landshut werden so viele Schweine gehalten wie nirgendwo sonst in Bayern. Gut erreichbar sind die Schlachthöfe Landshut und Vilshofen. Doch Anfang 2024 kündigt der Schlachtkonzern VION an, sich aus Deutschland zurückzuziehen und auch seine Anteile an den Schlachthöfen Landshut und Vilshofen zu verkaufen. Sogar Schließungen waren im Gespräch, das hätte für viele Landwirte Folgen gehabt.
Viele Landwirte wollen Schlachthof in der Region
Auf seinem Hof bei Hohenthann hält Landwirt Thomas Schindlbeck 3.000 Mastschweine. Einmal pro Woche liefert er an den Schlachthof nach Landshut. Schließt der, müsste er eine Alternative suchen und weitere Wege, nach Nordbayern oder Österreich, in Kauf nehmen. Das würde nicht nur höhere Kosten, sondern auch längere Tiertransporte bedeuten.
Es gibt aber auch Landwirte in der Region Landshut, die ihre Schweine bislang zum Schlachthof Bamberg geliefert haben, weil dort günstig geschlachtet wurde.
Erzeugergemeinschaft übernimmt Schlachthöfe
Die Erzeugergemeinschaft Südbayern, eine landwirtschaftliche Genossenschaft mit 10.000 Mitgliedern, besitzt seit 2002 bereits 49 Prozent der Schlachthöfe Landshut und Vilshofen. Die anderen 51 Prozent gehörten bisher dem VION-Konzern. Zum 1. Oktober 2024 hat die Erzeugergemeinschaft Südbayern die beiden Schlachtbetriebe komplett übernommen und will jetzt in einer schwierigen Branche bestehen.
Mehrere größere Schlachthöfe in Bayern hatten in den letzten Jahren Probleme oder mussten schließen, vor allem in Franken.
Tierschutzskandal in Aschaffenburg
Am Schlachthof Aschaffenburg hat die SOKO-Tierschutz im Sommer 2023 Tierschutzverstöße und den Verrat von amtlichen Kontrollen aufgedeckt. Die Kontrollbehörden haben den Betrieb daraufhin geschlossen. Ein neuer Geschäftsführer erreichte, dass in Aschaffenburg jetzt wieder geschlachtet wird, gegen den Willen der Stadt. Bis 2027 soll ein neuer Schlachthof für die Region entstehen, aber ob der wirklich gebaut wird, ist bis heute ungewiss.
Schlechte Auslastung und hoher Investitionsbedarf
Ende Mai 2024 stellte der städtische Schlachthof Bamberg seinen Betrieb ein. Ein großer Schlachthof, in historischen Gebäuden im Stadtgebiet. Hier ließ unter anderem der VION Konzern Rinder schlachten, die Firma Tönnies hatte Verträge für die Schlachtung von Schweinen. Trotzdem war der Schlachthof nicht ausgelastet, machte Verluste, die musste die Stadt Bamberg ausgleichen. Außerdem wären bauliche Investitionen in Millionenhöhe notwendig gewesen. Darum entschied sich der Stadtrat für die Schließung. Strukturen erhalten Bayern hat im Bundesvergleich mit rund 1.600 Schlachtstätten, vom kleinen Metzger bis zum Großschlachthof, eine gute Versorgung. Aber es schließen immer mehr Betriebe.
Das beschäftigt Regierung und Opposition im bayerischen Landtag – die Grünen haben im Februar 2025 ein Fachgespräch zum "Schlachtstättensterben" angesetzt. Paul Knoblach, selbst Ökolandwirt und Abgeordneter der Grünen im Landtag, sagt: "Wir können uns keinen Verlust an weiteren Schlachtstätten leisten, sonst wird das Netz zu dünn und die Wege für unsere Tiere, die da lebend hinzubringen sind, zu weit und zu qualvoll."
Kurze Wege bedeuten mehr Tierschutz, auch die Fleischqualität leidet durch den Stress beim Transport. Aber die Schlachthöfe haben ein Auslastungsproblem. Das Landwirtschaftsministerium analysiert seit dem vergangenen Jahr die "Schlachtstrukturen" im Freistaat: wie viele Tiere werden gehalten, wo werden sie geschlachtet? Irene Pfeiffer vom Bayerischen Bauernverband erklärt, dass sie mit großer Ungeduld auf diesen Bericht warte: "Ein Schlachthof, der einmal geschlossen ist, kommt nicht mehr zurück und insofern drängt da die Zeit."
Herausforderung: Auslastung
Die Schlachthöfe Landshut und Vilshofen haben, wie alle, mit hohen Fixkosten für Personal und Energie zu kämpfen. Der Betrieb wird nur wirtschaftlich, wenn er gut ausgelastet ist. Da sei man auf einem guten Weg, erklärt Geschäftsführer Franz Beringer:
Zu VION-Zeiten wurden in Landshut 12.000 Schweine pro Woche geschlachtet, jetzt kommt die Erzeugergemeinschaft Südbayern auf 16.000. Hier profitieren die neuen Chefs von Schließungen an anderen Standorten, vor allem vom Schlachthof Bamberg.
Der Betrieb der Kühlanlagen, das Gas zum Abflammen der Schweine: Der Energiebedarf von Schlachthöfen ist hoch. Hier will die Erzeugergemeinschaft Südbayern künftig investieren.
Andere Faktoren, wie zum Beispiel die Entwicklung des Fleischkonsums, haben die Betreiber weniger in der Hand. Das wird es auch in Zukunft schwierig machen, Schlachthöfe zu betreiben.
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