Mit dem drohenden Gasmangel und der Energieverknappung aufgrund des Ukraine-Krieges will die Bundesregierung auf die Tube drücken – und die beschlossene Quote für erneuerbare Energien bei Neu- und Umbauten von Heizungsanlagen in Wohnhäusern von 65 Prozent schon ein Jahr früher ab 2024 festschreiben.
Das zieht weite Kreise. Die einen versuchen, noch schnell einen neuen Gas- oder Ölbrenner im Heizungskeller einzubauen – stattdessen machen viele aber auch genau das, was die Politik damit bezwecken will: nämlich umsteigen auf erneuerbare Energien. Eine große Rolle spielen hierbei Wärmepumpen.
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Grafik: Durchschnittlicher Gaspreis für eine Kilowattstunde
Die Devise: Weg vom Öl
Vor dem Haus im mittelfränkischen Altenthann, einem Ortsteil von Schwarzenbruck, surrt der Ventilator einer solchen Wärmepumpe. Jetzt bei den winterlichen Temperaturen muss sie sich beweisen. Im Keller geht Energiemanager Johannes Kuhn mit seinem Auftraggeber die Funktionen der neuen Heizanlage durch.
Der Hausherr, Karlheinz Schuster, ist froh, dass er schon vor drei Jahren mit dem Umbau begonnen hat. "Es ging uns darum, vom Öl wegzukommen und auf erneuerbare Energien umzustellen." Mit den Handwerkern habe er ein Gesamtkonzept mit Fußboden, optimierten Heizflächen und schließlich auch der neuen Heizanlage entwickelt.
Am Anfang die Photovoltaikanlage aufs Dach
Vor drei Jahren kam bei Schuster die Photovoltaikanlage aufs Dach. Mit einem Pufferspeicher im Keller, damit der Strom auch genutzt werden kann, wenn die Sonne nicht scheint. Dann sanierten die Schusters das Heizsystem. Die alten, flachen Heizkörper in den Räumen wurden ersetzt – die hatten zu wenig Fläche und Heizleistung für das neue System.
Etagenweise räumte die Familie die Zimmer aus. Mit einem Spezialgerät wurden computergesteuert Leitungen in den vorhandenen Estrich gefräst – für die Leitungen einer neuen Fußbodenheizung. Erst dann kam die Wärmepumpe in den Vorgarten. Gut 100.000 Euro haben sie für diese Maßnahmen investiert – und es letztendlich nicht bereut, erklärt Schuster.
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Wohnen auf der Baustelle - eine Herausforderung
Aber einfach sei es nicht, wenn man im Haus wohne und drei Jahre lang solche Umbauten stattfänden. "Dann gibt es natürlich Schwierigkeiten in der Logistik, und manchmal auch einen scharfen Ton in der Familie, aber wir sind immer bei unserer Meinung und Entscheidung geblieben", erklärt der Hausherr.
Nicht alle Kunden setzten solch ein Komplettpaket um. Aber in der Nutzung müssten sie schon etwas umdenken, meint Heizungsbauer Kuhn, der zugleich studierter Versorgungstechniker und Energiemanager ist.
Bei einer bestehenden Heizung drehe man den Heizkörper auf und die Wärme stehe sofort an. "Wenn ich das jetzt mit einer Wärmepumpenanlage vergleiche, versucht der Regler, der dort verbaut ist, möglichst wenig Energieaufnahme aus dem elektrischen Netz zu versuchen, und wartet viel länger ab, wie das Gebäude und auch wie der Nutzer dann reagiert."
Frühe Entscheidung erspart nun Lieferschwierigkeiten
In Altenthann waren sie sehr früh dran – doch viele Hausbesitzer müssen nun umdenken. Denn ab dem 1. Januar 2024 – schon ein Jahr früher als ursprünglich von der Regierung beschlossen – müssen bei Um- oder Neubauten 65 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Energien erzielt werden.
Die Nachfrage steigt daher in der ganzen Branche. Doch die Handwerker kämen kaum nach, bedauert Matthias Kuhn, der auch Landesfachgruppenleiter für Installation und Heizungsbau in Bayern ist. "Fachkräftemangel ist überall", das noch größere Problem sei aber die Materialbeschaffung. Wärmepumpen seien gefragt, da warte man zum Teil über ein Jahr auf so ein Gerät.
Kombi-Modelle möglich – Einzelfall aber prüfen
Nicht immer sind so aufwändige Maßnahmen wie im Altenthanner Beispiel nötig. Um die CO2-Bilanz zu erfüllen, funktionierten unter Umständen auch Kombi-Modelle mit bestehenden konventionellen Anlagen, erklärt Matthias Kuhn. Denn auch wegen der zusätzlichen CO2-Steuer würden fossile Brennstoffe weiterhin teurer.
Grafik: Durchschnittlicher Strompreis für eine Kilowattstunde
Es gebe aber Alternativen, so Kuhn. "Bei Gebäuden oder Mehrfamilienhäusern, in denen die Wärmepumpe nicht die komplette Heizlast decken kann, macht es auch heute schon Sinn, einen Teil über elektrischen Strom, also eine Wärmepumpe, zu decken. Bei Spitzenlast, wenn es draußen richtig kalt wird, unter minus 5 Grad Celsius, kann man dann den Rest mit dem Gas- oder Ölkessel dazu heizen."
Zudem lohne sich ein Umstieg noch in diesem Jahr – denn derzeit werden entsprechende Maßnahmen mit 30 Prozent und mehr gefördert. Die Programme laufen aber aus, wenn das Gesetz 2024 in Kraft tritt.
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