Im Bürgersaal in Münchsmünster (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm) werden die Vertreter des Wasserwirtschaftsamts auf viel Skepsis und Fragen treffen. Neben dem Sachstand der Planungen präsentiert die Behörde dort auch die Ergebnisse des Grundwassermodells. Das Thema Grundwasser bereitet den Menschen die meiste Sorge, denn Münchsmünster liegt fast gleichauf mit der Donau. Schon heute haben Bewohner älterer Häuser Grundwasser in ihren Kellern.
Stimmung gegen den Polder: In Münchsmünster "brodelt" es
"In meiner Gemeinde brodelt es." So beschreibt Andreas Meyer, Bürgermeister von Münchsmünster, die Stimmung in seiner Kommune. Der Ablehnung des geplanten Polders Katzau bezeichnet er als "massiv".
Meyer listet eine Reihe von Gründen auf, warum er und die meisten der rund 3.100 Bewohner von Münchsmünster den geplanten Polder ablehnen. Zentral ist dabei die Grundwasser-Problematik. Zum einen liegt Münchsmünster so nahe an der Donau, dass schon heute viele ältere Häuser Grundwasser im Keller haben.
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Gasleitungen am Industriestandort als Risiko
Gegen den Polder Katzau spricht laut Bürgermeister Meyer auch, dass Münchsmünster ein großer Industriestandort ist. Hier verlaufen Leitungen der Bayernoil-Raffinerie von Neustadt nach Vohburg. Und hier läuft auch die Ethylen-Leitung des Chemie-Unternehmens LyondellBasell, das in Münchsmünster produziert und das Ethylen von Oberbayern aus bis nach Karlsruhe leitet.
Um die Polderpläne zu Katzau zu stoppen, hat sich der Bürgermeister direkt an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gewandt. In dem Schreiben, das dem Bayerischen Rundfunk vorliegt, verweist Meyer nachdrücklich auf die Gefahren, die durch den Polderbau entstehen könnten. Im Zusammenhang mit massiven Grundwasserschwankungen warnt er vor allem vor eventuellen Beschädigungen an der Ethylen-Pipeline.
Katzau als Teil der Polderkette entlang der Donau
Der geplante Flutpolder Katzau zählt zu der Flutpolderkette, mit der die Staatsregierung den Hochwasserschutz entlang der Donau verbessern möchte. Flutpolder sind Rückhaltebecken, die bei einem drohenden, extremen Hochwasser geflutet werden, um auf diese Weise den Flusspegel zu senken.
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Im Sommer 2021 hat das bayerische Kabinett den Bau der Polderkette beschlossen. Der Plan umfasst neun Polder an den Standorten Leipheim, Helmeringen, Neugeschüttwörth, Bertoldsheim, Riedensheim, Großmehring, Katzau, Wörthhofgroß und Öberauer Schleife. Laut einer Studie des Umweltministeriums können auf diese Weise rund 120.000 Menschen vor Hochwasser geschützt werden.
Der geplante Flutpolder Katzau soll ein Rückhaltevolumen von rund 6,6 Millionen Kubikmeter Donauwasser erhalten. Dadurch könnten die Spitzen von extremen Hochwasserwellen um bis zu 80 Kubikmeter pro Sekunde gekappt und damit unterstromig des Flutpolders Schäden infolge Überschwemmungen vermindert werden, so das Wasserwirtschaftsamt in Ingolstadt. Durch den Flutpolder Katzau würden maximal knapp 300 Hektar überflutet.
Hochwasser: Planungen laufen seit 20 Jahren
Bereits 2001 war eine Machbarkeitsstudie für den Polder erstellt worden. Seit 2016 arbeitet das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt an einem detaillierteren Grundwassermodell, das die Umsetzbarkeit des Polders untersucht und Grundlage für die weitere Planung ist. Bis 2024 will die Behörde sämtliche Unterlagen für das Wasserrechtsverfahren fertiggestellt haben. Der Informationsabend findet im Bürgersaal in Münchsmünster statt und beginnt am Mittwochabend ab 18 Uhr.
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