Verspätungen von Zügen sind ein bekanntes Problem: Im Fernverkehr der Deutschen Bahn liegt die Pünktlichkeit etwa bei zwei Drittel, und auch im Nahverkehr kommen viele S- und U-Bahnen zu spät oder gar nicht. Der ADAC wollte es jetzt genauer wissen und ließ Daten von verschiedenen deutschen Verkehrsverbünden auswerten. Doch das sei nicht immer möglich gewesen.
ADAC: Kein Datenzugang zu Münchner Zugverspätungen
Der Münchner MVV und die Deutsche Bahn als Betreiber der S-Bahn haben laut ADAC den Zugriff auf die Datenschnittstelle verweigert, mit der die Pünktlichkeit gemessen werden kann. Deshalb kritisiert der ADAC fehlende Transparenz.
Der MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch erklärt hingegen auf BR-Anfrage, "verantwortlicher Aufgabenträger" für die Münchner S-Bahn und den Schienenpersonen-Nahverkehr im Freistaat sei die Bayerische Eisenbahngesellschaft. Deshalb sei die MVV GmbH nicht befugt, die Daten weiterzugeben. Dem ADAC seien Ansprechpartner genannt worden.
Der Kölner Zweckverband go.Rheinland hat laut ADAC immerhin eine eigene Auswertung geliefert, die teilweise in die Analyse einfließen konnte. Die Verbünde VBB in Berlin, RMV in Frankfurt und HVV in Hamburg waren hier transparenter und stellten dem ADAC ihre Datenschnittstellen zur Verfügung.
So schneiden andere Städte in der Pünktlichkeitswertung ab
Es gibt unterschiedliche Werte, ab welcher Verspätung eine Fahrt als unpünktlich gilt: Bei der Bahn sind das 5:59 Minuten. Bis zu dieser Verspätung wird eine Fahrt als pünktlich eingestuft. Ausgefallene Fahrten werden gar nicht berücksichtigt. Anders in der ADAC-Untersuchung. Hier legten die Prüfer strengere Schwellenwerte an und werteten auch ausgefallene Fahrten.
Dadurch änderten sich die Pünktlichkeitswerte. Für Hamburg, das in der Auswertung mit Abstand am besten abgeschnitten hat, heißt das: Nach Bahn-Maßstab waren im Testmonat September rund 97 Prozent der S-Bahnen und 99 Prozent der U-Bahnen pünktlich. Mit einem etwas strengeren Pünktlichkeitsbegriff von weniger als drei Minuten sinken die Werte auf 91 Prozent bei der S-Bahn und 98 Prozent bei der U-Bahn.
Wird ein noch strengerer Maßstab von weniger als einer Minute Verspätung angelegt, kommt die S-Bahn in Hamburg nur noch auf 77 Prozent Pünktlichkeit, die U-Bahn auf 93 Prozent. Im Vergleich zu 53 und 48 Prozent in Berlin ist das allerdings noch immer gut. In Frankfurt sind es dann nur 33 bei der S-Bahn und 46 Prozent bei der U-Bahn.
Hamburg Spitzenreiter in Auswertung
Hamburg hat in der ADAC-Auswertung nicht nur den Verkehrsverbund mit den geringsten Verspätungen. Der HVV Spitzenreiter ist auch bei der Zuverlässigkeit Spitzenreiter, weil es sehr wenige Ausfälle gibt. Insgesamt haben die Prüfer festgestellt, dass U-Bahnen meist pünktlicher sind als S-Bahnen, weil sie ein eigenes Netz haben, das von Außeneinflüssen geschützt ist.
Für die Untersuchung hatte das IT-Unternehmen Cognizant im Auftrag des ADAC hunderttausende Echtzeitdaten über Schnittstellen der Verkehrsverbünde erfasst und ausgewertet. Dabei galten auch ausgefallene Züge als verspätet.
ADAC sieht Zugverspätungen mit als Grund für Autofahrten
Nach Ansicht des ADAC sind die vielen Verspätungen mit ein Grund, warum Menschen lieber ins Auto steigen als in eine Bahn. Deshalb komme der Mobilitätswandel auch nicht schneller voran. Für den ADAC sind deshalb nicht nur zielgerichtete Investitionen in die ÖPNV-Infrastruktur nötig, sondern auch Transparenz im Umgang mit Echtzeitdaten und bessere Kundeninformation.
Ein anderes Kriterium wäre noch die in Minuten gemessene, sondern die gefühlte Unpünktlichkeit. Während die S-Bahnen laut Deutscher Bahn bundesweit auf eine Pünktlichkeit von 92 Prozent kommen, hat eine Umfrage des ADAC unter 335 S-Bahn-Nutzern vom Frühjahr 2024 ergeben, dass nur 63 Prozent der Fahrten als pünktlich wahrgenommen wurden.
Mit Informationen von dpa
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