"2023 war ein Jahr mit großen Herausforderungen für die Qualität und Pünktlichkeit im Schienenverkehr in Deutschland. Trotz großer Anstrengungen seitens der Eisenbahnverkehrs- sowie Eisenbahninfrastrukturunternehmen hat sich die Pünktlichkeit im Schienenpersonenverkehr weiter verringert." Dieses Fazit zieht die Deutsche Bahn auf ihrer Unternehmensseite (externer Link).
In Zahlen heißt das: Im Fernverkehr waren rund 64 Prozent aller Züge pünktlich, im Güterverkehr waren es gut 70 Prozent. Pünktlich bedeutet, wenn die planmäßige Ankunftszeit im Personenverkehr um weniger als sechs Minuten, im Güterverkehr um weniger als 16 Minuten überschritten wird.
Kettenreaktion an Verspätung
Wenn ein Zug Verspätung hat, hat das nicht nur Folgen für wartende Passagiere. Denn eine Verspätung betrifft meist nicht nur diesen einen Zug. Oft folgt daraus eine Kettenreaktion, bei der sich aus kleineren Problemen großflächige Verspätungen im gesamten System entwickeln. "Eine Verspätung fängt irgendwo an mit einem Zug, dann muss ein anderer auf den warten, das verzögert dann wieder drei andere Züge und diese geben dann die Verspätung nochmal weiter und dann kommt es zu diesen häufigen großen Verspätungen", so Complexity Science Hub-Präsident Stefan Thurner.
Im Computer simulieren die Forschenden sämtliche Zugverbindungen, die auf tatsächlichen Daten der österreichischen Bahn basieren. Dabei identifizieren sie Züge, die immer wieder für Verspätungen sorgen. Sie nennen sie Influencer-Züge, also Züge, die für die Verbreitung von Verspätungen verantwortlich sind und sich somit auf ein größeres Netz auswirken.
Zusätzliche Züge gegen die Verspätung
Diese Problemstellen würden sich abmildern, wenn die Bahn genau dort weitere Züge einsetzen würde. "Wir haben festgestellt, dass die Aufnahme von nur drei zusätzlichen Zugverbindungen in das Modell die Gesamtverspätungen an kritischen Tagen um etwa 20 Prozent reduzieren könnte", so Simone Daniotti, Doktorand am CSH und Autor der Studie.
Die Anwendung dieses Ansatzes auf das gesamte österreichische Eisenbahnnetz könnte die Verspätungen im Modell um 40 Prozent reduzieren, indem 37 neue Züge oder Verbindungen hinzugefügt würden, sagen die Forscher.
Genannte Simulationen ließen sich auch auf Deutschland übertragen. Die Deutsche Bahn schneidet im europäischen Ranking schlecht ab: Letzter Platz in puncto Pünktlichkeit im Vergleich von 27 europäischen Bahngesellschaften.
Verspätungen: Ärgerlich für Reisende, teuer für die Bahn
Übrigens: Bei einer Verspätung von mindestens 60 Minuten haben die Passagiere Anspruch auf 25 Prozent Erstattung des Fahrpreises, bei mehr als 120 Minuten auf 50 Prozent.
Wichtig: Die Bahn empfiehlt, dass sich Bahnreisende Verspätungen von Mitarbeitern des Unternehmens immer bestätigen lassen. Damit kann man im Internet oder in einem Servicecenter der Bahn die Reise reklamieren. Ein standardisiertes Fahrgastrechte-Formular zum Ausfüllen bieten die Unternehmen auf ihren Internetseiten an, informiert die Verbraucherzentrale.
Im Jahr 2022 musste die Deutsche Bahn Entschädigungen in Höhe von insgesamt knapp 93 Millionen Euro an Reisende zahlen, rund 1,8 Prozent der Umsätze aus dem Fernverkehr, berichtet die deutsche Online-Plattform für Statistik "Statista".
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