Ein Solarmodul wird im Werk gefertigt.
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Wie sich ein Spezialist in der Photovoltaik-Branche behauptet

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Wie sich ein Spezialist in der Photovoltaik-Branche behauptet

Nach dem Niedergang der Photovoltaik-Branche am Untermain ist nun ein Aufwärtstrend zu erkennen. Eine Firma aus Obernburg fertigt gebäudeintegrierte Photovoltaikmodule. Ein Projekt ist aktuell für den Deutschen Fassadenpreis nominiert.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Im Jahr 2012 erlebte die Photovoltaik-Branche im Raum Aschaffenburg ihren Niedergang. Jetzt ist zumindest ein "Lichtstreif am Horizont" zu erkennen. Die Firma "Sunovation" baut seit einigen Jahren gebäudeintegrierte Photovoltaikmodule (BIPV). Ein Projekt wurde jetzt sogar für den Deutschen Fassadenpreis 2024 nominiert.

Bei BIPV handelt es sich um keine normalen Photovoltaikmodule, wie man sie von Hausdächern kennt. Es sind Glas-Glas-Module, die anstelle von Glasfassaden Verwendung finden. So schützen sie nicht nur Hauswände vor Witterungseinflüssen, sondern erzeugen auch noch Strom. BIPV sind als Alternative zu Glasfronten gedacht und können in Neubauten genauso wie bei Sanierungen oder an denkmalgeschützten Gebäuden verbaut werden. Der Vorteil: Die Module sind als PV-Anlage in der Regel nicht zu erkennen, da sie von der Form und Farbe jedem Gebäude angepasst werden können.

Hochhaus in Regensburg für den Fassadenpreis nominiert

"Sunovation" hat unter anderem ein Hochhaus in Regensburg mit den PV-Modulen verkleidet. Dabei wurde ein 1967 gebautes Haus mit 58 Wohneinheiten auf 770 Quadratmetern mit Modulen energetisch saniert. Die Glas-Glas-Module dürfen, im Gegensatz zu normalen Paneelen, wegen Brandschutzvorschriften auch in Hochhäusern eingebaut werden. Das Projekt ist für den Deutschen Fassadenpreis 2024 für vorgehängte hinterlüftete Fassaden nominiert. Die Preisverleihung ist im Oktober.

Viel Handarbeit bei der Herstellung

In der Produktionsstätte in Obernburg am Main werden die Module nach den Wünschen der Architekten und Bauherren hergestellt. Ob nun rot, grün, grau oder lila – möglich ist fast alles. So kann das Aussehen der PV-Anlage auch farblich einem Haus so angepasst werden, dass sie als technische Einrichtung nicht zu erkennen ist. Das bietet die Möglichkeit, diese Module auch bei denkmalgeschützten Gebäuden einzusetzen, wie beispielsweise dem Deutschen Museum in München.

Innovative Produktion

Bei dem Herstellungsverfahren werden die Solarzellen zwischen Glasscheiben eingeschlossen. Anschließend kommt eine weitere Glasplatte auf das Modul, die dann mit Silikon verfüllt wird. Diese Glasscheibe ist mit farbigen Pigmenten versehen, die allerdings kaum zu erkennen sind. Schließlich soll die Scheibe so viel Licht wie möglich durchlassen. Erst bei der "Verschmelzung" mit dem Silikon wird die Farbe sichtbar. So lässt die Scheibe viel Licht durch und bringt wenig Verluste bei der Stromproduktion. Je dunkler die Farbe, desto weniger Verluste sind zu verzeichnen.

30 bis 40 Prozent Wachstum pro Jahr

Mithilfe von BIPV wäre es nach Ansicht des Unternehmens möglich, noch mehr Flächen für PV zu nutzen. Flächen müssten nicht neu versiegelt werden. Eingesetzt werden kann diese Technik bei Neubauten genauso wie bei Sanierungen von Gebäuden. Der Geschäftsführer von Sunovation, Heribert Ley, prognostiziert der Technik ein großes Potenzial. "Die Fassadenflächen, die verfügbar sind, sind gigantisch. Zurzeit ist es noch nicht so bekannt, doch wir würden uns auch mehr politische Unterstützung wünschen." Nachdem die Wachstumszahlen derzeit sehr gut seien, plant Sunovation in den kommenden Jahren Millioneninvestitionen am Standort Obernburg am Main. Die Zahl der Mitarbeitenden habe man in diesem Jahr bereits erhöht. Derzeit sind rund 50 Personen in dem Unternehmen beschäftigt.

Konkurrenz aus China für Spezialisten kein Problem

Die billigen PV-Module aus Fernost bereiten dem Unternehmen keine Sorgen. Als Gründe nennt Ley, dass es sich bei dem Produkt aus Obernburg um keine Massenware, sondern um projektbezogene, individuell gefertigte Module handelt. Zudem sei bei den Projekten eine enge Kommunikation zwischen Bauherrn, Architekt und Fertigung vonnöten. Und eine solche Projektarbeit aus dem Ausland zu koordinieren, sei sehr schwierig.

Höherer Preis bei geringerem Stromertrag

Die BIPV-Module sind nicht ganz billig. Sie sind etwa zwei bis viermal so teuer wie Standardmodule. Wenn man jedoch anstatt einer normalen Glasfassade BIPV einbaut, sieht die Rechnung schon wieder ein bisschen positiver aus. Auch wegen der Stromproduktion, die man gegenrechnen muss. Allerdings ist die Ausbeute natürlich niedriger als bei einer Anlage auf dem Hausdach. Das bedingt schon die Ausrichtung der Module, die auf einem Hausdach natürlich besser ist.

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Die für den Deutschen Fassadenpreis nominierte Photovoltaik-Fassade in Regensburg

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