Ein Balkonkraftwerk ist vorderseitig an einem Balkon angebracht.
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Mit einem Balkonkraftwerk lässt sich für circa 90 Euro im Jahr Strom sparen.

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Balkonkraftwerke: Was Käufer einer Mini-PV-Anlage wissen sollten

Die Angebote von Balkonkraftwerken werden immer günstiger – mit Preisen ab 300 Euro. Eine Mini-PV-Anlage eignet sich aber nicht für jede Wohnung. Vor dem Kauf gibt es deshalb einiges zu beachten.

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Über 400.000 Balkonkraftwerke sind inzwischen angemeldet. Damit leisten die Besitzer von Mini-PV-Anlagen einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Für die Installation braucht es noch nicht mal eine Genehmigung. So wenig Bürokratie ist selten. Für alle, die sich nun eine "Stecker-Solaranlage" auf den Balkon bauen wollen: Hier die große Check-Liste.

Wie ist mein Standort?

Für die Lage eines Balkonkraftwerks gilt: möglichst im Süden und ohne Schatten. In einer Wohnung mit einem Balkon in Nordlage lässt sich kaum Strom gewinnen und auch eine enge innerstädtische Bebauung kann die Leistung einer Mini-PV-Anlage mindern. Denn sie führt dazu, dass es im Tagesverlauf zu starken Verschattungen kommt mit Ausnahme der obersten Stockwerke.

Bei einer Ost-West-Ausrichtung mit beispielsweise zwei angeschlossenen Solarmodulen ist zu bedenken, dass für eine vergleichbare Leistung fast doppelt so viel Fläche notwendig ist wie bei einer reinen Südlage.

Wann brauche ich Strom?

Damit der Strom aus einem Balkonkraftwerk nicht vor allem dem Netzbetreiber und der Allgemeinheit zugutekommt, sollten Besitzer auch zu Hause sein, wenn die Anlage Strom produziert. Das wäre zum Beispiel im Homeoffice der Fall, wo Spülmaschine, Waschmaschine, Trockner tagsüber angeschaltet werden können. Für den Kühlschrank allein, der immer läuft, lohnt es sich nicht.

Viele argumentieren, dass man elektrische Großgeräte per Zeitschaltuhr programmieren könnte, wenn man nicht zu Hause ist. Aber wenn dann ein Wasserschaden entsteht, zahlt die Versicherung möglicherweise wegen Fahrlässigkeit nicht.

Müssen meine Vermieter einem Balkonkraftwerk zustimmen?

Im Zweifelsfall schon. Um späteren Streit und den Abbau der installierten Anlage zu vermeiden, ist ein Vorgespräch sinnvoll. Es gibt zwar positive Gerichtsurteile und demnächst auch ein Bundesgesetz, das Mini-PV-Anlagen grundsätzlich zu einem Mieterrecht machen soll. Aber die notwendigen Baumaßnahmen müssen für Vermieter wie Eigentümer "zumutbar" sein, was vom Einzelfall abhängt. Die Veränderung einer denkmalgeschützten Fassade wäre es beispielsweise nicht.

Auch ein Loch für das Stromkabel im Außenbereich kann schon grenzwertig sein, wenn dadurch Feuchtigkeit eintritt. Wer dagegen auf seiner Terrasse schon eine Steckdose hat, kann dort ganz einfach die Mini-PV-Anlage anschließen.

Kann ich die Mini-PV-Anlage selbst installieren?

Grundsätzlich kann jeder die "steckerfertige" PV-Anlage selbst anbringen. Ein besonderer Sicherheitsstecker wie bei den ersten Balkonkraftwerken ist nicht mehr erforderlich. Alles Notwendige wird im Bausatz mitgeliefert, wenn es um ein Komplettpaket geht: Solarmodule mit Befestigungsgestell, Kabelanschlüsse mit Wechselrichter, Schrauben.

Für die Stromzähler gilt: Ältere Zähler, die rückwärtslaufen können, wenn die PV mehr produzieren sollte als gerade verbraucht wird, sollten kein Hindernis sein. In der Regel werden im Stromzähler alle Verbräuche saldiert, sodass es egal ist, auf welcher der drei haushaltsüblichen Stromphasen die PV angeschlossen wurde.

Wann brauche ich einen Elektriker?

Ein Elektriker ist nur dann zwingend erforderlich für den Einbau, wenn ich mehr als eine Mini PV pro Wohnung haben will und mehr als maximal 600 Watt Leistung einspeisen möchte. Demnächst soll diese Grenze gesetzlich auf bis zu 800 Watt angehoben werden.

Im Normalfall sind meist ein oder zwei Solarmodule vorgesehen, deren gemeinsame Nennleistung auch etwas höher sein kann. Der Wechselrichter, der den Gleichstrom aus dem Modul in haushaltsüblichen Wechselstrom umwandelt, begrenzt die Leistung auf das erlaubte Höchstmaß. Wer heute eine neue PV kauft, sollte darauf achten, dass mit dieser auch ein Betrieb mit bis zu 800 Watt möglich wäre, zum Beispiel durch ein Softwareupdate.

Kann ich den Strom speichern?

Um den Sonnenstrom auch abends und nachts zu nutzen, wäre eine Kombination mit einem eigenen Stromspeicher möglich. Aber dabei fallen hohe Folgekosten an, die mindestens doppelt so hoch sind wie für die Mini-PV. Auch hier gib es die ersten Komplettpakete von Balkonkraftwerk plus Akku. Da einige Akkus schon gebrannt haben, sollte man bei einem solchen größeren Vorhaben einen Fachmann zurate ziehen. Die Mini-PV-Anlagen für sich genommen gelten dagegen als sichere Elektrogeräte.

Sollte ich das Balkonkraftwerk versichern?

Anders als bei einer großen Photovoltaik-Anlage für einen fünfstelligen Betrag, die oft auch einen Stromspeicher hat, geht es bei einer Mini PV nur um etwa 500 Euro, für die sich eine richtige Photovoltaik-Versicherung mit 50 bis 250 Euro Jahresbeitrag kaum lohnen dürfte. Wer eine Hausratversicherung hat, kann dort das Balkonkraftwerk einfach mitversichern, sollte aber beim Versicherer Bescheid sagen, damit das auch funktioniert. Bei Neuverträgen muss die Hausratversicherung seit November 2023 akzeptieren, dass ein Balkonkraftwerk mit dazugehört.

Wenn andere Schaden durch die Mini-PV nehmen, muss die sogenannte Betreiberhaftung mit der privaten Haftpflichtversicherung geklärt werden. Auch dort genügt vielleicht der eine notwendige Anruf, um mitzuteilen, dass hier ein Risiko dazugekommen ist. Ein denkbarer Fall für die Haftpflicht wäre etwa ein Sturm, der das Solarmodul abreißt und auf die Straße schleudert, sodass andere Menschen gefährdet oder verletzt werden.

Ist eine Förderung vom Staat möglich?

Nicht zu versäumen ist eine kleine Nachforschung über eine mögliche staatliche Förderung, die in Bayern von zahlreichen Kommunen wie Städten und Landkreisen geleistet wird und vereinzelt sogar von einem Netzbetreiber. Die Zuschüsse müssen alle vor dem Kauf beantragt werden und liegen zwischen 50 und 250 Euro vom Kaufpreis oder gestaffelt nach der Leistung der Mini-PV. Die endgültige Bestellung sollte man also erst vornehmen, wenn der Antrag durch ist.

Außerdem warten viele Interessenten auf das Solarpaket der Ampelkoalition, das einige Verbesserungen vorsieht wie die Leistungssteigerung bis 800 Watt oder eine Stärkung der Mieterrechte. Der Bundestag wird das Solarpaket voraussichtlich kommende Woche beschließen, dann muss noch der Bundesrat zustimmen.

Nach dem Kauf: Anmeldung bei Bundesnetzagentur nicht vergessen

Die bisherigen Mitteilungen an den Stromnetzbetreiber mit einem einfachen Zweizeiler per E-Mail sollen künftig ganz entfallen. Was bleibt, ist die Anmeldung bei der Bundesnetzagentur. Dafür gibt es seit 1. April ein vereinfachtes Online-Formular. Wenn das kleine Kraftwerk in Betrieb gegangen ist, sollte bis zu vier Wochen später die Eintragung im Marktstammregister der Netzagentur erfolgen.

Dann zeigt sich auch, ob sich der Aufwand gelohnt hat. Die Stiftung "Finanztip" geht davon aus, dass sich mit einem Balkonkraftwerk für circa 90 Euro im Jahr Strom sparen lässt, andere Berechnungen gehen von bis zu 200 Euro im Jahr aus, was aber eher unrealistisch sein dürfte.

Dieser Artikel ist erstmals am 14. April 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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