Vor 79 Jahren, am 2. Januar 1945, erfolgte der folgenschwerste Luftangriff auf Nürnberg, der rund 1.800 Menschen tötete. Der Förderverein Nürnberger Felsengänge nimmt diesen Jahrestag immer wieder zum Anlass, der Bevölkerung die Bunkeranlage unter der Altstadt zu zeigen. In diesem Jahr wird der ehemalige Laufertorkeller bei Führungen geöffnet. Gegen Kriegsende verlagerte sich das Leben vieler Altstadtbewohner und -bewohnerinnen in die ehemaligen Bierkeller tief unter dem Rathenauplatz.
- Zu Artikel: 579 Luftschutzräume in Deutschland – keiner einsatzbereit
Feuersturm über Nürnberger Altstadt
Es war ein kalter, klarer Winterabend an diesem 2. Januar in Nürnberg. Um 18.43 Uhr heulten die Sirenen und die Menschen brachten sich in den unterirdischen Kellern und Bunkern in Sicherheit. Zwar war Nürnberg schon früher bombardiert worden, doch an diesem Tag warfen 521 Flugzeuge der britischen Royal Air Force innerhalb von nur einer halben Stunde 6.000 Spreng- und 1.000.000 Brandbomben über der Stadt ab. Innerhalb einer knappen Stunde war die Nürnberger Altstadt von den Kampfbombern großflächig zerstört worden.
Zwei Drittel der Weltkriegsbomben auf Deutschland fielen von Ende 1944 bis April 1945 – besonders viele in Bayern. Sie zerstörten die historischen Innenstädte von Nürnberg, München und Würzburg. Nürnberg war dabei für die Alliierten in vielerlei Hinsicht ein wichtiges Ziel: Ein wichtiger Industriestandort und zugleich vor dem Zweiten Weltkrieg ein einmaliges Kleinod mittelalterlicher Baukunst und weltweit bekannt als Inbegriff deutscher Romantik. Zudem war Nürnberg auch die Stadt der Reichsparteitage, in der Adolf Hitler sein Ideal einer deutschen Stadt feiern ließ. Für die Alliierten und für die Deutschen gleichermaßen war Nürnberg ein wichtiges Symbol.
Nürnberger Altstadt fast dem Erdboden gleichgemacht
Dennoch blieb die Nürnberger Altstadt bis kurz vor Kriegsende weitgehend unversehrt – bis zur Bombennacht des 2. Januar 1945, als die britische Royal Air Force ihre Bomben über der Stadt fallen ließ. Als um 20.13 Uhr Entwarnung gemeldet wurde, waren 1.850 Menschen tot, 4.553 Wohnhäuser zerstört, 100.000 Menschen obdachlos, der Stadtkern bis zu 95 Prozent zerstört.
Noch heute werden immer wieder Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg und dieser Bombennacht im Stadtgebiet gefunden.
Unterirdisches Labyrinth von Kellern als Schutzraum
An all diese Ereignisse des Krieges sollen die Führungen erinnern. Die labyrinthischen Tunnel und alten Bierkeller unter der Nürnberger Altstadt ziehen sich Hunderte von Metern unter der Nürnberger Altstadt entlang. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs waren sie Zufluchtsort für Zehntausende von Nürnberger Bürgern, die hier unten Schutz vor den Bombenangriffen der Allierten suchten.
Selbst Behörden wurden in die Unterwelt verlegt
Ab 1940 wurden die jahrhundertealten Bierkeller zu Schutzbunkern um- und ausgebaut. Auch Ämter und Behörden waren in den letzten Kriegsjahren hier unten angesiedelt, wie eine Führung durch die Gänge zeigt. Im unterirdischen Laufertorkeller waren auch spezielle Räume für Behörden, eine Notküche für die Bevölkerung und Materiallager für die städtischen Werke.
"Hier war wirklich eine Stadt unter der Stadt. Hier gab es eine komplette autarke Infrastruktur." Ralf Arnold, Förderverein Nürnberger Felsengänge.
Im Jahr 1943 wurde sogar ein eigener Notbrunnen gebohrt, der die Keller unabhängig vom Nürnberger Wassernetz machte. Heute sind der Brunnen und der Rest der Anlage eine Art Mahnmal, das den Besuchern und Besucherinnen die Schrecken des Krieges vor Augen führen soll.
"In der Stadt unter der Stadt"
"In der Stadt unter der Stadt" heißen die Sonderführungen, die der Förderverein Nürnberger Felsengänge zwischen dem 2. und 14. Januar anbietet. Sie dauern rund 75 Minuten. Nähere Informationen gibt es auf den Seiten des Vereins.
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