Obwohl die EM-Organisatoren in München angekündigt hatten, die Zuschauer auf den Rängen zum Tragen eines Mund-Nasenschutzes zu bewegen, trugen am Ende nur wenige Fans die vorgeschriebenen FFP2-Masken. Wie schon beim ersten Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft verfolgten Tausende Zuschauer die Partie gegen Portugal am Samstag ohne Maske, wie auf Fernsehbildern zu erkennen war.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek zeigte sich verärgert: "Ich finde es fahrlässig, dass sich schon wieder viele Fans im Fußballstadion nicht an die Spielregeln gehalten haben", sagte der CSU-Politiker. "Der DFB ist nun endgültig aufgefordert, plausibel darzulegen, wie er beim nächsten Spiel am Mittwoch die Masken-Regeln um- und durchzusetzen will."
Schon beim Spiel gegen Frankreich zwei Drittel ohne Maske
Im Kampf gegen das Coronavirus müssen Besucher während der ganzen Zeit im Münchner Stadion eine FFP2-Maske tragen. Die Polizei hatte beim ersten Spiel gegen Frankreich nach Angaben eines Sprechers festgestellt, "dass die überwiegende Mehrheit (etwa zwei Drittel) der anwesenden Zuschauer auf den Sitzplätzen keinen vorgeschriebenen Mund-Nasen-Schutz trug". Deshalb hatte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) den DFB gebeten, dies stärker zu kontrollieren.
Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) war mit der Umsetzung nicht glücklich und bat um Nachbesserung: "Gerade was manche Abstände und was die Maskenpflicht betrifft, gibt es doch noch eine Menge nachzusteuern." Der Verband müsse dafür sorgen, dass die Auflagen eingehalten würden, forderte Söder nach der Partie der DFB-Elf gegen Frankreich am Dienstag. Die EM-Organisatoren appellierten vor dem Duell gegen Portugal dringend, sich an die Vorgaben zu halten. Genutzt hat dies offenbar wenig.
Stadt München nimmt DFB in Schutz
Vertreter der Stadt München wollen nun noch einmal mit dem verantwortlichen DFB sprechen. Das kündigte Beatrix Zurek, die Leiterin des Gesundheitsreferats, im Gespräch mit dem BR an. Allerdings nahm sie den DFB auch in Schutz. Man müsse konstatieren, dass der DFB – als Reaktion auf die Kritik nach dem ersten Spiel gegen Frankreich – "sehr, sehr viel" getan habe. "Es waren in jedem Block Ordner, die durchgegangen sind. Es ist während des Spiels auf der Leinwand angezeigt worden, dass man die Maske tragen sollte. Die Ordner hatten sogar Bilder, dass selbst derjenige, der nicht der portugiesischen oder deutschen oder englischen Sprache mächtig war, das erkennen konnte", sagte Zurek.
Kommen strengere Public-Viewing-Vorschriften?
Auch beim Public Viewing hielten sich längst nicht alle Menschen im Freudentaumel an die Abstandsregeln und sonstige Anti-Corona-Maßnahmen. Stattdessen lagen sich nach den Toren der deutschen Fußball-Nationalmannschaft die Fans in den Armen und waren dicht an dicht gedrängt, wie Reporter berichteten. In vielen Biergärten und vor Kneipen wurde die Vorrunden-Begegnung der Nationalmannschaft übertragen. Schon am Nachmittag hatte die Polizei von vielen vollen Gaststätten berichtet.
So voll, dass das bayerische Gesundheitsministerium nun möglicherweise strengere Corona-Vorschriften prüfen will. "Das Gesundheitsministerium wird am Montag mit der Stadt München beraten, inwieweit die Vorgaben für das Public Viewing weiter verschärft werden können", sagte ein Ministeriumssprecher am Sonntag. Grundsätzlich liege es in der Verantwortung der Betreiber, dafür zu sorgen, dass die Biergärten nicht überfüllt sind, hieß es.
Spontane Siegesfeiern
Doch nicht nur in den Biergärten wurde gefeiert. Kurz nach Abpfiff zogen Fans singend und grölend in die Münchner Innenstadt, vereinzelt hupten Autos. Große Autokorsos mit zahlreichen Teilnehmern, wie man sie von vergangenen Fußballturnieren kennt, blieben zwar aus, doch kam es hier und da zu spontanen Siegesfeiern auf Straßen und Plätzen sowie in Parks.
Dabei wurde es zuweilen so voll, dass die Polizei in der Nacht einige Straßen räumen musste. "Zum Teil wurden auch dort sehr viele alkoholische Getränke konsumiert und einige Personen zeigten auch dadurch ein deutlich enthemmtes Verhalten", teilte das Polizeipräsidium München am Sonntag mit. Die meisten hätten sich aber kooperativ verhalten.
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