Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl ist in den vergangenen Jahren wieder stärker ins Bewusstsein gerückt: 2021 jährte sie sich zum 35. Mal; 2022 kam es zu Kriegshandlungen nahe der Sperrzone und an anderen, noch aktiven Kernkraftwerken in der Ukraine. Viele Menschen fragen sich, wie weitreichend die Folgen eines neuen nuklearen Unglücks wären – und stoßen bei ihren Nachforschungen auf Behauptungen über angeblich noch heute messbare Folgen von Tschernobyl bei uns.
So wird in sozialen Medien immer wieder auch über Lebensmittel aus Bayern diskutiert. Dieser #Faktenfuchs zeigt anhand von Daten, dass es jedes Jahr noch Proben, allen voran von Wildfleisch und Wildpilzen, aus Bayern gibt, deren radioaktive Belastung über empfohlenen Grenzwerten liegen. Der Anteil dieser Proben wird ständig kleiner.
Beispiele für Behauptungen
Die folgende Tafel zeigt an drei Beispielen, wie etwa auf Twitter über die radioaktive Belastung bayerischer und deutscher Pilze und Wildprodukte gesprochen wird:
Um welche Belastung geht es?
Nach der Explosion eines Kernreaktors im ukrainischen Kraftwerk Tschernobyl gelangten am 26. April 1986 große Mengen verschiedener radioaktiver Stoffe in die Atmosphäre – einige von Ihnen waren so leicht, dass Winde sie als radioaktive Wolken über ganz Europa verteilten. In den Regionen, in denen es während des Durchzugs der radioaktiven Wolken regnete, wurde die Umwelt besonders hoch radioaktiv kontaminiert. So war es auch in Bayern, wo es in den Tagen nach der Reaktorkatastrophe heftige Regenfälle gab.
Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) war unmittelbar nach der Nuklearkatastrophe der Schaden durch Iod-131 am größten. Es lagerte sich auf Weideflächen ab und wurde schnell in Nahrungsmitteln wie etwa Blattgemüse aufgenommen. Landwirte mussten große Mengen an Kuhmilch und Freilandgemüse vernichten. Allerdings hat dieser Stoff eine kurze Halbwertszeit – diese Zeitspanne, in der die Hälfte des radioaktiven Materials verfällt, ist bei Iod-131 nur acht Tage lang.
Das radioaktive Cäsium aus Tschernobyl belastet die Ökosysteme hingegen langfristig. Deshalb wird fast immer an Cäsium-137, mit einer Halbwertszeit von etwa 30 Jahren, gemessen, wie hoch die radioaktive Belastung einer Region durch den Tschernobyl-Unfall bis heute ist.
Wie ist die Datenlage?
In Bayern arbeiten das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) zusammen, um halbjährlich Proben verschiedener Lebensmittel zu sammeln, zu messen und auszuwerten. Diese Proben werden auf die Belastung durch unterschiedliche radioaktive Stoffe hin untersucht, unter anderem auch Cäsium-137. Dazu kommen zum Beispiel die Pflichtproben von Jägern – möchten sie ihr in Bayern erlegtes Wild nicht nur privat verzehren, sondern es abgeben oder verkaufen, müssen sie es auf Radioaktivität hin untersuchen lassen. Auf Anfrage des #Faktenfuchs hat das LfU die Messdaten für Bayern seit 1986 zur Verfügung gestellt – mehr dazu unten.
Auch das Umweltinstitut München stellte dem #Faktenfuchs Probendaten für “Waldprodukte” von 1986 bis 2021 zur Verfügung. Die Organisation erhält ihre Proben von Menschen aus ganz Deutschland, ein großer Teil kommt aber auch aus Bayern.
In beiden Datensätzen stieg die Anzahl der Proben im Jahr nach dem Reaktorunfall 1986 stark an. Die LfU-Daten haben sich seitdem auf einem niedrigeren Niveau eingependelt, die Datengrundlage des Umweltinstituts München schwankt etwas stärker von Jahr zu Jahr.
Wann ist eine radioaktive Belastung zu hoch?
In den Daten des LfU entfallen die meisten Proben über die Jahre hinweg auf die übergeordneten Kategorien Fleisch, Milch und Nahrungsmittelprodukte (vor allem Käse). Um für den Handel zugelassen zu werden, gelten in Deutschland entsprechend den Verordnungen der EU folgende Grenzwerte für die Belastung durch Cäsium-137: 370 Becquerel pro Kilogramm (Bq/kg) Frischmasse für Milch, Milchprodukte und Nahrungsmittel für Säuglinge und Kleinkinder, 600 Bq/kg für alle sonstigen Nahrungsmittel.
Im Datensatz des Umweltinstituts München sind nur Waldprodukte enthalten, die meisten Proben stammen von privaten Pilzsammlern, viele davon aus Bayern. Sie möchten ihre Funde untersuchen lassen. Die Organisation ist in ihren Empfehlungen deutlich strenger als der Gesetzgeber: Ab einer gemessenen radioaktiven Belastung von 50 Bq/kg rät sie vom Verzehr ab – vulnerable Personen wie Schwangere und Kinder sollten noch vorsichtiger sein.
"Wir finden den Grenzwert zu hoch, denn er gilt ja für alle Lebensmittel und wären wirklich alle Lebensmittel so hoch belastet, dann wäre die Strahlenbelastung für die Bevölkerung schon sehr deutlich", sagt Dr. Hauke Doerk, Referent für Radioaktivität am Umweltinstitut München.
"Es ist ja grundsätzlich so, dass es keine Schwellendosis gibt unterhalb der Radioaktivität ganz unschädlich wäre. Also immer, wenn ich Radioaktivität aufnehme, dann steigt auch das Krebsrisiko."
Welche Lebensmittel sind besonders betroffen?
Die höchsten Messwerte im Datensatz des LfU haben in allen Jahren seit 1986 Proben aus den Lebensmittelkategorien Wildpilze und Fleisch, besonders Wildfleisch. Allerdings gibt es innerhalb der Kategorien große Schwankungen zwischen einzelnen Lebensmitteln. Von den 90 einzelnen Pilzarten etwa, die im Datensatz des LfU vorkommen, haben 27 in den vergangenen fünf Jahren die gesetzlichen Höchstwerte und die Empfehlungen des Umweltinstituts München überschritten.
Die folgende Grafik zeigt, wie sich Messwerte und die Probenanzahl der sechs einzelnen Lebensmittel entwickelt haben, die seit 1986 am häufigsten unter den Top 10 der höchsten Strahlenwerte waren. Ausgenommen wurden Proben, die unter Sammelbegriffen wie "Waldpilzmischung" verzeichnet waren.
Deutlich zu sehen ist, dass es zwar weiterhin Extremwerte über dem Grenzwert gibt, der Trend jedoch mittlerweile deutlich darunter liegt. Diese Schlussfolgerung wird durch die Analyse der Daten des Umweltinstituts München bestätigt, in denen eine ähnliche Entwicklung erkennbar ist.
Auch im Verhältnis der Probenanzahl zu den hohen Messwerten zeigt sich deutlich die Entwicklung: Lagen 1987 rund 10 Prozent der gemessenen Wildpilz- und Fleischproben in den Daten des LfU über 600 Bq/kg, waren es 2022 bisher nur 0,5 Prozent. Über 50 Bq/kg lagen 1987 sogar rund 42 Prozent der Messwerte – dieser Anteil ist in 2022 auf 6,5 Prozent geschrumpft.
Ist die Belastung überall in Bayern gleich?
Die gezeigte Abnahme war laut Hauke Doerk vom Umweltinstitut München zu erwarten: Mit den nun 36 Jahren, die seit der Nuklearkatastrophe vergangen sind, sei eine Halbwertszeit des relevanten Stoffes Cäsium-137 vorbei, die Hälfte des damals ausgetretenen Stoffes also verfallen. Auf der anderen Seite gebe es vereinzelt noch immer sehr hohe Messwerte, was darauf hinweise, dass punktuelle, sehr hohe Belastungen weiterhin bestehen.
"Wir haben große Schwankungen etwa in den Pilzsorten und zwischen den Regionen", erklärt Hauke Doerk. Der Fachmann beschreibt in diesem Zusammenhang auch eine Verzerrung, die der Datensatz des Umweltinstituts möglicherweise enthält. "Die Proben werden uns zugeschickt von da, wo Leute gerne sammeln oder wo es sie interessiert." Es wird also nicht flächendeckend die gleiche Anzahl an Proben untersucht.
Für die Pilze in Bayern von 2018 bis 2021 enthalten die Daten des Umweltinstituts 356 Messwerte. Die folgende Karte zeigt, wie sich diese auf Bayern verteilen, zugeordnet wird anhand der Postleitzahlen. Je größer der Datenpunkt, desto mehr Proben liegen vor – je dunkler die Farbe, desto höher der maximale Messwert.
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In den Daten des LfU gibt es für die Pilze seit 2018 insgesamt 503 Messwerte. Sie werden anstatt nach Postleitzahlen aber nach Landkreisen aufgeschlüsselt. Auch hier gibt es für einige Landkreise deutlich mehr Proben – und die deutlichen Unterschiede in den Messwerten. Dass die "Hotspots" der beiden Datensätze sich nur zum Teil überschneiden, ist ein Beleg für die großen Schwankungen zwischen einzelnen Messwerten und Messstellen, von denen Hauke Doerk spricht.
Die folgende Karte gibt einen Überblick über die Situation bei den Pilzen seit 2018, wie sie der LfU-Datensatz abbildet: Je größer der Datenpunkt, desto mehr Proben liegen vor – je dunkler die Farbe, desto höher der maximale Messwert.
Wählen Sie einen Landkreis aus, um mehr über die Werte und die gemessenen Pilzarten zu erfahren:
Warum trifft es besonders Lebensmittel aus dem Wald?
Dr. Katrin Di Bella Meusburger, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft im schweizerischen Birmensdorf, hat vor zwei Jahren eine wissenschaftliche Arbeit zum Thema mitverfasst: Mit neuen Methoden konnte das Forschungsteam noch genauer bestimmt, welchen Ursprung nicht-natürliche radioaktive Belastungen in verschiedenen Regionen Europas haben. Das eindeutige Ergebnis für Bayern: Bis zu 80 Prozent ist auf Tschernobyl zurückzuführen.
Die Belastung durch Cäsium-137 aus Tschernobyl ist laut der Expertin in Bayern auch heute noch so spürbar, weil der Stoff sich stark an Böden und organische Substanzen bindet und so viel mehr als andere damals freigesetzte Elemente in den oberen Bodenschichten verharrt. In den Lebensmitteln aus der Landwirtschaft gibt es allerdings kaum noch Strahlenbelastung, weil die radioaktiven Partikel in diesen Böden eher an Tonminerale gebunden oder eben doch ausgewaschen wurde. Im Wald – der ein viel geschlosseneres Ökosystem darstellt, als etwa ein jährlich abgeerntetes Feld – verblieb das Cäsium in den organischen Substanzen. "Das macht es dann eben zugänglich in der Nahrungskette", sagt Katrin Di Bella Meusburger.
In dieser Kette kommt es dann bei jedem Schritt zu einer Verdichtung der Belastung – deshalb werden im Fleisch von Wildschweinen, die sich etwa von den belasteten Pilzen ernähren, immer wieder sehr hohe Belastungen gemessen.
Sonderfall Wildschwein: Belastung nicht nur durch Tschernobyl
Wildschweinfleisch könnte aber auch aus anderen Gründen noch am längsten und stärksten belastet sein. Lange Zeit war es ein Rätsel, warum Wildschweinproben auch Jahrzehnte später noch regelmäßig ähnlich hoch belastet waren wie direkt nach dem Reaktorunglück. Die Daten zeigen, dass das in Rehfleisch kaum noch vorkommt und die Werte stetiger nach unten gehen – wie man es aufgrund der fortgeschrittenen Halbwertszeit erwarten würde.
Nun haben Forschende aus Wien und Hannover durch neue präzisere Messungen die genaue Zusammensetzung der Cäsium-Isotope in belastetem Wildschweinfleisch untersucht und herausgefunden: Anders als bei allen anderen Proben stammt der größte Anteil des radioaktiven Cäsium-137 nicht aus Tschernobyl, sondern kann auf die Atomtests zurückgeführt werden, die ab Mitte der 1940er Jahre weltweit durchgeführt wurden.
Wie bereits erwähnt, hat radioaktives Cäsium im Wald viele Möglichkeiten der Anbindung und verharrt lange in den oberen Bodenschichten. Und obwohl es dort natürlich zerfällt, gelangt ein gewisser Anteil sehr langsam auch in die tieferen Bodenschichten. Dort wird es etwa vom Hirschtrüffel aufgenommen. Dieser Pilz ist für Menschen nicht genießbar und taucht deshalb in der Statistik nicht auf – für Wildschweine ist er eine willkommene Nahrungsquelle in den späten Herbstmonaten.
Wildschweine könnten also so kontinuierlich belastet sein, weil durch das langsame Absinken jahrzehntelang auch das Level von radioaktivem Cäsium in den Hirschtrüffeln gleichgeblieben ist. Diese Erklärung ist plausibel und könnte etwa durch die Untersuchung von Hirschtrüffelproben weiter bestätigt werden. Das würde bedeuten, dass im Wildschweinfleisch die Folgen des Reaktorunglücks noch viel länger spürbar bleiben: Ein Teil des Cäsium-137 aus Tschernobyl wird laut den Experten erst jetzt in die Trüffel eingelagert.
Sollte man überhaupt keine bayerischen Waldprodukte mehr essen?
Die Daten zeigen: In Bayern sind auch heute noch Lebensmittel, vor allem die zu Weihnachten beliebten Wildpilze und Wildfleisch, in direkter Folge der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl radioaktiv belastet. Teilweise auch so stark, dass empfohlene Grenzwerte überschritten werden.
Was heißt das nun für den Verzehr? Wer Pilze häufig selbst sammelt oder etwa Wild selbst schießt , sollte Vorsicht walten lassen – insbesondere bei größeren Mengen. Wer hingegen Wildfleisch und -pilze aus dem Supermarkt kauft, der kann sich im Normalfall sicher sein, dass zumindest die gesetzlichen Grenzwerte eingehalten werden.
Hauke Doerk empfiehlt, sich vor dem Verzehr von Selbstgesammelten oder Selbstgejagtem gut über die Strahlenbelastung zu informieren. Denn: Es gibt große Schwankungen zwischen unterschiedlichen Pilzarten und zwischen Regionen. "Es gibt Pilze, die sind nicht so stark kontaminiert. Es gibt aber einige, die sind dann doch so stark belastet, dass man die vielleicht doch besser gar nicht essen sollte", sagt Dr. Hauke Doerk vom Umweltinstitut München.
Beispiele für wenig kontaminierte Pilze sind nach den Daten des LfU beispielsweise die Krause Glucke, der Parasolpilz und der Wiesenchampignon: Sie hatten in den vergangenen 10 Jahren fast durchgehend nur Werte, die unter 50 Bq/kg lagen. Neben den zu Beginn in der Grafik gezeigten Pilzarten (Maronenpilze, Birkenpilze, Birken-Rotkappen und Semmelstoppelpilze) sollte man in Bayern etwa noch beim Rotfußröhrling und auch beim beliebten Steinpilz Vorsicht walten lassen – sie haben seit 1987 immer wieder Proben, die weit über die 50 Bq/kg-Grenze hinausgehen.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über alle Messwerte des LfU für Pilze und Fleisch seit 2018 – darin können Sie selbst nachforschen, was in Ihrem Landkreis besonders aufgefallen ist und welche Pilzsorten und welches Wildfleisch besonders oft die Grenzwerte überschritten haben:
Welche Folgen hat die radioaktive Belastung?
Jeder Verzehr von radioaktiv belasteten Lebensmitteln kann negative Effekte auf die Gesundheit haben. Cäsium-137 kann sich laut Deutschem Krebsforschungszentrum (DKFZ) im Knochengewebe einlagern und dort das Erbgut schädigen. Langfristig kann das zu Knochenkrebs und Leukämie führen. Andererseits gilt aber auch: Die Belastung im Lebensmittel lässt sich nicht eins zu eins in die Belastung des menschlichen Körpers überführen. Der einmalige Verzehr von belasteten Pilzen oder Wildfleisch wirkt sich mitunter weniger stark auf den Körper aus, als die Höhenstrahlung, der man etwa bei einem Langstreckenflug ausgesetzt ist.
Die Folgen der nuklearen Katastrophe von Tschernobyl hat für die Bürger und Bürgerinnen in Bayern auch finanzielle Folgen: So werden Jäger, deren Wildschweinfleisch die gültigen Grenzwerte überschreitet, entsprechend entschädigt.
Für den Wissenschaftler Hauke Doerk hat Tschernobyl deshalb eine ganz besondere Bedeutung: "Es ist eine Art Mahnmal – dass so eine Atomkatastrophe nicht schnell vorbeigeht und wir die Folgen noch über Jahrzehnte spüren."
Fazit
Es stimmt: Vor allem Wildpilze und Wildfleisch aus Bayern können auch 36 Jahre nach der Nuklearkatastrophe noch sehr stark durch radioaktive Stoffe aus Tschernobyl belastet sein. Die Daten zeigen jedoch, dass der Anteil der untersuchten Proben, die über den Grenzwerten der EU liegen, immer weiter abnimmt. Wildschweinfleisch jedoch könnte noch jahrzehntelang stark belastet sein. Darüber Hinaus unterscheiden sich verschiedene Pilzarten und auch verschiedene Regionen bei der Belastung sehr stark – Experten empfehlen, sich gut zu informieren.
Über die Daten
Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) stellt online die Messwerte der vergangenen 3 Kalenderjahre bereit. Auf Anfrage des #Faktenfuchs wurde ein Auszug aus der Datenbank erstellt, der über 475.000 Messwerte aus dem Zeitraum 28.04.1986 bis 24.11.2022 enthält. Das LfU weist jedoch darauf hin, dass es sich um eine ungeprüfte und nicht weiter aufbereitete Datenextraktion handelt und keine Garantie über die Vollständigkeit abgegeben werden kann.
In den Daten wird für jeden Messwert ein Fehlerquotient angegeben – lag dieser über 50 Prozent, wurden diese Werte für die Analysen nicht verwendet. Einige Messwerte werden laut Dokumentation als “unter der Nachweisgrenze” markiert. Die Nachweisgrenze ist eine messtechnische Grenze, oberhalb derer ein Stoff oder Radioaktivität statistisch als vorhanden angesehen werden kann. Entsprechend dem Vorgehen des LfU wurden diese Daten dennoch dargestellt und für die Berechnung herangezogen.
Vor 1993 werden alle Messwerte im Datensatz des LfU in Bq/kg angegeben. Ab 1994 wird in den Einheiten zwischen Frischmasse (FM) und Trockenmasse (TM) unterschieden. Für die untersuchten Beispiele lagen fast nur Frischmasse-Proben vor – die mit bq/kg(TM) angegebenen Werte wurden entfernt. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass in den Daten vor 1994 Trockenmasseproben enthalten sind – das muss beim Vergleich der Daten beachtet werden. Für die Analysen und Grafiken wurden die Daten so gefiltert, dass niemals Messwerte mit unterschiedlichen Einheiten zusammengefasst werden – so sind die Messwerte eines Jahres alle jeweils in einer Einheit.
Auch das Umweltinstitut München stellt online regulär nur Daten bereit, die bis ins Jahr 2002 zurückgehen – auf Anfrage des #Faktenfuchs wurde der Datensatz zu Messwerten von “Waldprodukten”, die bis ins Jahr 1986 zurückgehen, verfügbar gemacht. Er enthält über 5.000 Messwerte, von denen sich rund 2.500 anhand der Postleitzahl nach Bayern zuordnen lassen. Hierbei handelt es sich nicht um randomisierte Stichproben, sondern um Zusendungen interessierter Leute. Das neueste Datum im Datensatz ist der 31.12.2021. Auch die Daten des Umweltinstituts enthalten Messwerte, die unterhalb der angegebenen Nachweisgrenze liegen – analog zum Vorgehen bei den Daten des LfU wurden diese dennoch dargestellt und für die Analyse verwendet.
Disclaimer 31.08.2023, 17:05: Im Absatz "Sonderfall Wildschwein: Belastung nicht nur durch Tschernobyl" haben wir neue Erkenntnisse zur Strahlenbelastung bei Wildschweinen im Artikel ergänzt. Zu diesen Erkenntnissen haben wir außerdem einen Satz im Fazit hinzugefügt.
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