Als 2013 die Wohnung neben der evangelischen Kirche in Tittmoning frei wurde, dachte der Pfarrer Eberhard Zeh sofort an die Familie aus Nigeria. Edward Ebohon lebte mit seiner Frau und Kindern zu der Zeit in einer Ferienwohnung auf Zeit - bereitgestellt vom Landratsamt Berchtesgadener Land. Neben der neuen Wohnung wurde auch der Job als Mesner frei, den den Edward Ebohon übernahm. Das war vor rund sieben Jahren.
"Ich bin ein Tittmoninger"
Seitdem hat sich viel verändert. "Wir fühlen uns frei und kommen allein zurecht", sagt der 36-jährige Familienvater und gelernter Schreiner. "Die Schule ist nah, die Kinder sind integriert, viele kennen mich, weil ich hier der Mesner bin, ich bin jetzt ein Tittmoninger", sagt er.
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Flucht vor militanter Studentenbruderschaft
Bis dahin war es ein langer Weg. Edward Ebohon floh vor einer gewalttätigen Studentenbruderschaft an seiner Universität im Süden Nigerias und kam 2011 über die Mittelmeerroute nach Italien, wo er einen Bus nach Vicenza nahm. In Italien lernte er seine heutige Frau kennen, das erste Kind war unterwegs. "Wir hatten keinen Job, keine Perspektive, das Leben in Italien war sehr hart", sagt er. Die Familie beschloss, nach Deutschland weiterzureisen. 2013 kamen sie nach Dortmund, es folgten mehrere Ortswechsel, verschiedene Notunterkünfte, ein Ankerzentrum und schließlich eine Ferienwohnung in Laufen im Berchtesgadener Land.
Integration auch über die eigenen vier Wände
Die heutige Vermieterin der Ebohons ist die evangelische Kirchengemeinde in Tittmoning. Das Mietverhältnis ist zwar unabhängig vom Projekt "Wohnraum für Alle"- (WoFa) zustande gekommen. Doch es ist genau im Sinne des Projekts, das seit 2019 bayernweit Vermieter dazu bewegen will, ihren Wohnraum an Geflüchtete mit Bleiberecht zu vermieten, um besser anzukommen.
Beate Knott ist am Standort Traunstein für das WoFa-Projekt verantwortlich. Aus dem Beispiel der Ebohons schöpft sie Kraft. "Diese Erfahrungen bestärken mich, weiterhin Vermieter anzusprechen und sie zu bitten, ihren Wohnraum zu öffnen", sagt sie. Integration funktioniere nur, wenn sich Menschen verschiedener Kulturen mischten und gegenseitig kennenlernen könnten. "Wohnen ist dabei so wichtig", sagt sie.
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Mehr als 800 Geflüchtete in eigene Wohnung vermittelt
Seit 2019 hat das Projekt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und der Diakonie mehr als 800 Geflüchteten eine eigene Wohnung organisiert. Finanziell gefördert wird das Projekt vom bayerischen Innenministerium und der bayerischen Landeskirche. Das Innenministerium entscheidet jedes Jahr neu, ob das Projekt verlängert wird.
Wohnungssuche dauert oft Jahre
Sobald eine Person in der Gemeinschaftsunterkunft ein Bleiberecht in Deutschland erhält, kann sie in der Regel auch eine eigene Wohnung suchen. Doch Geflüchtete in Notunterkünften haben mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen, wenn sie auf Wohnungssuche gehen. "Oft sind sie fünf bis sechs Jahre auf Wohnungssuche und viele scheitern", sagt Sabine Claaßen, die Projekt-Koordinatorin bei der Evangelischen Landeskirche in München. Manche arrangierten sich dann auf Dauer mit der Notunterkunft.
Vermieter haben häufig Zweifel
Nach den Erfahrungen der Haupt- und Ehrenamtlichen seien Vermieter häufig zurückhaltend, ihre Wohnung an Geflüchtete zu vermieten, weil es Sprachbarrieren gebe, oder weil sie unsicher seien, wie sich die unterschiedliche Lebenskultur der neuen Mieter auswirken könnte.
Begleitung auch nach Einzug
Um bei Unsicherheiten aufzuklären, begleiten die Haupt- und Ehrenamtlichen die Geflüchteten zu Wohnungsbesichtigungen, unterstützen beim Schriftverkehr und helfen, Missverständnisse zu vermeiden, indem sie offene Gespräche mit beiden Parteien führen, in denen die gegenseitigen Befürchtungen und Erwartungen zur Sprache kommen. Auch nach Vertragsschluss stehen sie den Vermietern als Ansprechpartner zur Verfügung und informieren die neuen Mieter über die Rechten und Pflichten deutscher Mietverhältnisse.
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