Es gibt eine neue Karte der bayerischen Wolfsgebiete. Nach wie vor leben in acht bayerischen Regionen dauerhaft Wölfe. Weil die Gebiete in der Oberpfalz und in der Rhön aber sehr dicht beieinanderliegen, sind in der Karte des Landesamtes für Umweltschutz (LfU) nur noch vier Gebiete blau gekennzeichnet. Die bisherigen Wolfsgebiete Grafenwöhr, Veldensteiner und Manteler Forst zum Beispiel werden jetzt als ein Territorium ausgewiesen.
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Darüber hinaus bringt die Karte inhaltlich nur minimale Veränderungen. So ist zum Beispiel das Wolfsgebiet "Südlicher Bayerischer Wald" ganz herausgefallen, weil sich dort innerhalb eines Jahres kein standorttreuer Wolf mehr nachweisen ließ.
Die neue Wolfskarte
Staat fördert Bau wolfsabweisender Elektrozäune
Notwendig geworden ist die Neuausweisung der Gebiete, um Rechtssicherheit herzustellen. Bisher war die Karte nur auf der Internetseite des LfU zu sehen. Aus rechtlichen Gründen war aber eine Veröffentlichung im Bayerischen Ministerialblatt mit gleichzeitiger Pressemeldung notwendig.
Für Weidetierhalter innerhalb der Wolfsgebiete bietet sich durch diesen Verwaltungsakt aber eine neue Chance. Wer dort jetzt zum Beispiel einen wolfsabweisenden Elektrozaun bauen will, kann dafür eine staatliche Förderung beantragen. Die Frist verlängert sich dafür nun, ab dem 1. Januar erneut um zwölf Monate. In ausgewiesenen Wolfsgebieten gibt es im Falle eines Wolfsrisses Schadensausgleich vom Staat nur dann, wenn die Tiere zuvor auch entsprechend geschützt waren.
Chiemgauwolf in Tschechien überfahren
Südlich der Donau gibt es nach wie vor keine ausgewiesenen Wolfsgebiete. Trotzdem leben auch dort Wölfe. Dabei handelt es sich in der Regel um durchziehende Tiere aus dem Alpenraum oder vom Balkan. Vor allem junge Rüden wandern auf der Suche nach einem eigenen Territorium sehr weite Strecken von täglich 50 bis 70 Kilometern oder mehr. Genetische Untersuchungen haben ergeben, dass der sogenannte "Chiemgauwolf", der Anfang des Jahres wegen zahlreicher Nutztierrisse für Aufregung gesorgt hatte, in Tschechien überfahren worden ist.
Was bedeutet es, in einem Wolfsgebiet zu leben?
Nachdem der Wolf mehr als 200 Jahre lang in Bayern ausgerottet war, hatten sich die Menschen daran gewöhnt, dass es diese Gefahr nicht mehr gibt. Das hat sich durch seine Rückkehr seit 1995 geändert.
Grundsätzlich ist die Tatsache, dass in Bayern wieder Wölfe leben, vor allem für Tierhalter von Bedeutung. Sie müssen jetzt dafür sorgen, dass ihre Tiere – vor allem in der Nacht und Dämmerung – ausreichend geschützt sind. Anders als Kleintiere wie zum Beispiel Hühner oder Hasen, die ja schon immer vor Fuchs oder Marder geschützt werden mussten, sind bei der Anwesenheit von Wölfen auch größere Tiere möglicherweise in Gefahr. Normalerweise ernähren sich die Raubtiere von Wildtieren wie Rehen, Rotwild oder Wildschweinen. Weil sie aber immer die am leichtesten zugängliche Nahrungsquelle nutzen, können auch unzureichend geschützte Schafe und Ziegen, aber auch Kälber oder Ponys gefährdet sein.
Worauf sollten Hundebesitzer achten?
In Bayern gibt es keine generelle Leinenpflicht für Hunde – auch nicht in Wolfsgebieten. In den nächsten Monaten rät das Landesamt für Umwelt bei Waldspaziergängen mit dem Hund allerdings doch zur Vorsicht. "Während der Paarungszeit von Wölfen von Januar bis März kann es mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu Interaktionen zwischen Wölfen und Hunden kommen. Hunde, die wie der Wolf zur Familie der Caniden gehören, können entweder als mögliche Partner oder als Rivalen angesehen werden. Um problematische Situationen zu vermeiden, ist in diesen Monaten besonders umsichtiges Verhalten angeraten. In Gebieten mit standorttreuen Wölfen sollten Hunde bei Spaziergängen angeleint und nah beim Menschen geführt werden." Dadurch wird auch die aus Naturschutzgründen unerwünschte, mögliche Verpaarung von Hunden und Wölfen zu sogenannten "Hybriden" ausgeschlossen.
Was tun, wenn ich einem Wolf begegne?
Der Wolf ist von Natur aus vorsichtig und weicht dem Menschen aus. Im Einzelfall können aber besonders Jungtiere dem Menschen gegenüber unerfahren und neugierig sein. Laut LfU stellt das aber keine Gefährdung des Menschen dar. Seit es in Deutschland wieder Wölfe gibt, hat es keinen Angriff auf Menschen durch diese Tiere gegeben. Wer einem Wolf begegnet, dem empfehlen die Fachleute folgendes Verhalten:
- Laufen Sie nicht weg. Wenn Sie mehr Abstand möchten, ziehen Sie sich langsam zurück.
- Falls Sie einen Hund dabeihaben, sollten Sie diesen in jedem Fall anleinen und nahe bei sich behalten.
- Wenn Ihnen der Wolf zu nahe erscheint, machen Sie auf sich aufmerksam. Sprechen Sie laut, gestikulieren Sie oder machen Sie sich anderweitig deutlich bemerkbar.
- Laufen Sie dem Wolf nicht hinterher.
- Füttern Sie niemals Wölfe; die Tiere lernen sonst sehr schnell, menschliche Anwesenheit mit Futter zu verbinden und suchen dann eventuell aktiv die Nähe von Menschen.
Viele Informationen zum Wolf finden sich auf der entsprechenden Seite des Landesamtes für Umwelt.
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