Unter einem der unscheinbaren Kanaldeckel im nördlichen Burggraben der Festung Marienberg verbirgt sich ein neuer Raum. Genauer gesagt: Ein Stauraum, 87 Meter lang mit einem Durchmesser von zweieinhalb Metern, der als Rückhaltebecken für Ab- und Regenwasser dient. Nötig wurde das, weil das bisherige knapp fünf Kilometer lange Kanalsystem auf dem Festungsberg den Wassermengen bei Starkregen nicht standhalten konnte - und im Tal dann Kanaldeckel vom Druck aufgebrochen sind.
350 Kubikmeter als Rückhaltebecken für Regenwasser
Abhilfe schafft ab jetzt der Stauraum-Kanal mit 350.000 Litern Fassungsvermögen. Zwar ist Würzburg eher für seine Trockenheit und Hitze als für seinen Niederschlag bekannt, aber Starkregen-Ereignisse nehmen allerorts zu. Deshalb: Ja, der Kanal kann tatsächlich komplett voll laufen, sagt Detlef Müller vom Staatlichen Bauamt in Würzburg, der für die Sanierungsarbeiten zuständig ist: "Statistisch gesehen wird der Kanal alle zehn Jahre voll." Dann zeigt er allerdings auf eine Marke auf Bauch-Höhe. "Bis hierhin war der Kanal offenbar in letzter Zeit sogar mal voll."
Zudem regelt künftig eine Drossel, wie viel Wasser auf einmal in Richtung öffentliches Abwassernetz dazufließen darf. Die Steilleitung dorthin verläuft unterhalb des Schlossbergs, mit einem Durchmesser von gerade einmal 20 Zentimetern. Deshalb ist der Zufluss in diese Leitung auf 80 Liter pro Sekunde gedrosselt.
Übrigens: Diesen Kanal, der unter dem Husarenkeller verläuft und jetzt auch saniert wurde, gibt es schon seit mehr als 200 Jahren. Das zeigen Zeichnungen aus dem Staatsarchiv Würzburg mit dem Vermerk: "Der Plan von Franz Maurice, Kais. Königlicher Hauptmann und Fortifications Bau Directeur".
Stauraum liegt fünf Meter unter der Erde
Der Stauraum-Kanal liegt fünf Meter unter der Erdoberfläche. Bis vor Kurzem war hier deshalb natürlich Baustelle: Mehrere Tonnen Erde mussten transportiert werden. Dann wurde das Rohr in drei Meter langen Einzelteilen auf den Burgberg transportiert und dort zusammengebaut - bei laufendem Betrieb auf der Festung.
Große Herausforderung: Maschinen auf den Burgberg transportieren
Eine riesige Herausforderung sei es außerdem gewesen, so Müller, Bagger und andere schwere Maschinen auf die Festung zu bekommen: "Vom Besucherparkplatz zum Burggraben muss man durch einen ziemlich engen Gang." Sowohl Führerhaus als auch Baggerschaufel mussten für die Fahrt nach oben abgenommen werden. Eile war geboten für den Transport. Denn "Rettungsdienste müssen die Festung immer anfahren können. Im Einsatzfall muss spätestens nach fünf Minuten die Zufahrt frei sein", erklärt Müller.
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