Der Kleinst-Satellit QUBE startet in den Orbit
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Der Kleinst-Satellit QUBE startet in den Orbit

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Würzburger Kleinst-Satellit "QUBE" tritt Reise ins All an

"QUBE", ein Kleinst-Satellit der neuesten Generation, ist am Freitagabend erfolgreich ins All gestartet. Er wurde im Zentrum für Telematik in Würzburg gebaut, funktioniert mit Quantentechnologie und überträgt die Informationen abhörsicher.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

"Der Start war bilderbuchmäßig", sagt Klaus Schilling, Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Telematik (ZfT) in Würzburg. Er spricht von einem Raketenstart: Vom kalifornischen Vandenberg aus ist ein Satellit des Teams erfolgreich in den Orbit geschossen worden. Das Besondere an dem Kleinst-Satelliten: Er funktioniert mit Quantentechnologie – einer Schlüsseltechnologie unserer Zeit. Die Würzburger Forscher sind damit wieder mal ganz vorn dran mit diesem Satellitenprojekt. Erst im März war ein Minisatellit mit KI-Technologie an Bord ins All gestartet.

Kontakt zum Satelliten steht

Gegen 21 Uhr am Freitagabend war es so weit: Mit einer Dreiviertelstunde Verzögerung ist die Rakete mit dem Satelliten in Kalifornien abgehoben. Eine Stunde später hat die Rakete den Satelliten im Orbit abgestoßen. "Wir haben noch vor Mitternacht Kontakt zum Satelliten aufnehmen können", sagt Schilling einen Tag nach dem Start. Jetzt nimmt das Team den Kleinst-Satelliten, auch "QUBE" genannt, nach und nach in Betrieb.

Abhörsichere Übertragungen von Informationen

Der Flugkörper ist etwa so groß wie eine Schuhschachtel und wiegt 3,53 Kilogramm. Er ist einer von weltweit erst drei Satelliten dieser Art. Nur China hat laut dem ZfT bereits solche Technologien ins All geschickt, allerdings sind die chinesischen Satelliten sehr groß und teuer.

"QUBE" kann Informationen mit Hilfe von Quantentechnologie abhörsicher übertragen. "Das heißt, Sie können Internet oder Telefonleitungen ganz normal am Boden nutzen, aber mit dem Satellitenschlüssel wird das kodiert und dekodiert. Damit keiner das knacken kann", erklärt Klaus Schilling, Vorstand des ZfT.

Professor spricht von "Meilenstein"

"Das ist wirklich ein Meilenstein", sagt Harald Weinfurter, Professor für Experimentelle Quantenphysik an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). "Bisher gibt es praktisch keine Satelliten in der Erdumlaufbahn, die weltweite Quantenschlüsselverteilung ermöglichen." Mögliche Anwendungen sind beispielsweise sichere Banküberweisungen bis hin zum autonomen Fahren auf den Straßen.

Kompakter Mini-Satellit

Bei "QUBE"s Herstellung arbeiteten führende Forschungsgruppen aus den Gebieten der Optik und Quantenkommunikation intensiv mit Unternehmen und Einrichtungen aus den Bereichen der Kommunikations-, Satelliten- und Raumfahrttechnik zusammen. Dazu gehörten neben dem ZfT das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Max-Planck-Gesellschaft und die OHB System AG. Dem Konsortium gelang es, die Technologie so weiterzuentwickeln, dass sie vollständig in einen Kleinst-Satelliten – einen sogenannten CubeSat – passt.

Erst verspätet, jetzt nach Plan: der Raketenstart

"Im Moment sieht alles gut aus. Es geht nach Plan voran", sagt Klaus Schilling vor dem Start. Im Satellitenkontrollzentrum des ZfT in Würzburg wird der Raketenstart live für die Forschenden und Gäste übertragen. Direkt anschließend wird dann von dort aus der Satellit in Betrieb genommen. In den nächsten Monaten werden die einzelnen Komponenten aktiviert und noch einmal getestet, bis dann die ersten Quantensignale mit der Bodenstation am DLR Oberpfaffenhofen während der Überflüge in der Nacht empfangen und analysiert werden sollen.

Eigentlich sollte "QUBE" bereits am 11. Juli seine Reise ins All antreten. Doch aufgrund von Raketenproblemen einer vorangehenden Mission musste der Start ins All erst einmal warten, bis die Ursachen behoben werden konnten.

"QUBE" als Forschungssatellit

Bei "QUBE" handelt es sich um einen reinen Forschungssatelliten, den das Konsortium im Auftrag Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung und Wissenschaft gebaut hat. Wie leistungsfähig der Kleinst-Satellit tatsächlich ist, lässt sich erst sagen, wenn er im Orbit angekommen ist: "Wir sind selbst gespannt", sagt Klaus Schilling.

Kleinst-Satelliten aus Unterfranken

Das Würzburger Raumfahrttechnik-Team um den inzwischen emeritierten Professor Klaus Schilling hat schon diverse Kleinsatelliten in den Orbit gebracht. Mit "QUBE" leisten die Forscher nach eigener Aussage erneut Pionierarbeiten für Zukunftstechnologien im All. Am ZfT befindet sich die "Forschungsfabrik Kleinsatelliten" im Aufbau.

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Satelliten-Fertigung am Zentrum für Telematik in Würzburg

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