Höhere Gehälter, bessere Arbeitsbedingungen und eine attraktive Ausbildung für Pflegekräfte – mit der Verabschiedung des Koalitionsvertrages hatten SPD, Grüne und FDP einiges vor. "Für mich alles nur leere Worte", sagt Michael Bauch, der Betriebsratsvorsitzende des Klinikums Würzburg Mitte jetzt.
Deswegen will die Klinik gemeinsam mit vielen weiteren Einrichtungen in Unterfranken ein Zeichen des Protests setzen. Anlass ist der Internationale Tag der Pflege. Um auf Unterversorgung und Pflegemangel hinzuweisen, finden in mehreren Pflegeeinrichtungen und Kliniken verschiedene Aktionen statt. Das gab die Gewerkschaft Verdi bekannt.
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"Schluss mit Ausreden – mehr Personal" als Kernforderung
Die Aktivitäten sollen vor allem wieder mehr Aufmerksamkeit für das Thema generieren: Geplant sind unter anderem Info-Stände, Fotoaktionen und eine "Aktive Mittagspause", zu der sich Beschäftigte zum Austausch treffen können. Alle unter dem Motto: "Schluss mit Ausreden – mehr Personal!". Auf Transparenten ist eine klare Botschaft zu lesen: "Wir lassen nicht locker, Herr Lauterbach."
Den Fachkräftemangel in der Pflege bezeichnet die Gewerkschaft als "hausgemacht" und bezieht sich dabei auf eine kürzlich veröffentlichte Studie der Arbeitnehmerkammer Bremen, der Arbeitskammer des Saarlandes und des Instituts Arbeit und Technik. Die Untersuchung weise nach, dass Pflegekräfte mit besseren Arbeitsbedingungen zur Rückkehr in den Beruf beziehungsweise zur Aufstockung ihrer Arbeitszeit zu bewegen seien. Daraus ergebe sich ein Potenzial von mindestens 300.000 Vollzeitstellen. Verdi hatte immer wieder für eine grundlegende Pflegereform geworben.
Druck auf die Bundesregierung wächst
Im Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung werde unter anderem die kurzfristige Einführung eines Personalbemessungsinstruments (PPR 2.0) für die Kliniken versprochen. Damit soll der Bedarf an Pflegepersonal für die unmittelbare Patientenversorgung ermittelt werden – sprich wie viel Personal es bräuchte, um ordentlich arbeiten zu können. Bisher sei nichts passiert. "Unser Ziel ist es, Druck auf die Bundesregierung, auf den Bundesgesundheitsminister auszuüben, die Versprechungen einzuhalten", sagte Stefan Kimmel, zuständiger Gewerkschaftssekretär für den Fachbereich Gesundheit und Bildung bei Verdi Würzburg, gegenüber BR24.
Politik müsse sofort tätig werden
Auch in der Altenpflege gebe es bis heute keinerlei Verbesserungen im beruflichen Alltag der Beschäftigten. "Wir brauchen auch hier eine verbindliche und bundesweit einheitliche Personalausstattung, die konsequent am Pflegebedarf ausgerichtet ist. Und zwar jetzt, nicht erst am Sankt-Nimmerleins-Tag", so der Gewerkschaftssekretär. Die Politik müsse sofort tätig werden, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen.
Ohne weiteren Druck sehe es nur "sehr zögerlich" danach aus, dass die amtierende Bundesregierung die Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag noch umsetzen werde, sagte Stefan Kimmel.
- Zum Artikel: "Zum Tag der Pflege: Arbeitsagentur dankt Pflegekräften"
Die geplanten Aktionen in Unterfranken
Am Internationalen Tag der Pflege gibt es unter anderem in der AWO Seniorenresidenz in Wörth am Main und der AWO Geriatrische Reha-Klinik Würzburg Info-Stände. Zur "Aktiven Mittagspause" laden die Stiftung Juliusspital, das Klinikum Würzburg Mitte sowie die Rohe'sche Altenheimstiftung in Kleinwallstadt ein. Unter anderem in der Universitätsklinik Würzburg, im Bezirkskrankenhaus Lohr, im Haus der Senioren Marktbreit, in den Bergman Clinics Aschaffenburg und im Klinikum Main-Spessart gibt es Fotoaktionen.
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