Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) soll ein Chefarzt der Asklepios-Klinik in Lindenlohe im Landkreis Schwandorf Operationen unter seinem Namen abgerechnet haben, obwohl er bei den Eingriffen selbst nicht anwesend war. Die Klinikleitung soll von den Vorwürfen gewusst haben. Mitarbeiter der Asklepios-Klinik selbst machten laut SZ auf das mögliche Fehlverhalten des Chefarztes aufmerksam und gewährten der Zeitung Einblicke in Unterlagen.
Vorwurf: Abrechnungsbetrug über Jahre
Aus diesen Papieren werde auch ersichtlich: Der Chefarzt soll Operationen in Fachgebieten abgerechnet haben, auf die er nicht spezialisiert ist. Das Ganze sei über Jahre gegangen. Einmal sei der Chefarzt im Urlaub gewesen, während Fachärzte operiert haben. Abgerechnet wurde aber auf seinen Namen, geht aus den Unterlagen hervor, die der SZ vorliegen.
Asklepios-Konzern prüft Vorwürfe seit Monaten
In den Operationsdokumenten sei auch der Name des Chefarztes hinterlegt gewesen. Laut SZ sollen die Mitarbeiter die Klinik über die Abrechnungspraxis informiert haben. Auf Nachfrage der Zeitung seien der Geschäftsführung aber keine Beschwerden bekannt gewesen.
Der Asklepios-Konzern, der die Klinik in Lindenlohe betreibt, prüft seit mehreren Monaten die Vorwürfe gegen den Chefarzt. Auf BR-Anfrage teilte ein Konzernsprecher am Mittwoch mit: "Sollte sich herausstellen, dass es tatsächlich zu Fehlern in einzelnen Abrechnungen gekommen ist, werden wir diese selbstverständlich korrigieren und Maßnahmen ergreifen, um solche Fehler künftig auszuschließen."
Generalstaatsanwaltschaft nimmt Vorermittlungen auf
Der Chefarzt selbst beantwortete BR-Anfragen zu den Vorwürfen bisher nicht. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Mittlerweile hat die Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg Vorermittlungen aufgenommen. Auf BR-Anfrage teilte die Generalstaatsanwaltschaft Ende dieser Woche mit: "Der Artikel in der SZ ist für die ZKG Anlass zu prüfen, ob an den Vorwürfen strafrechtlich etwas dran ist. In diesem frühen Stadium sind weitergehende Aussagen grundsätzlich nicht möglich."
Betrug im Gesundheitswesen sorgt für Milliardenschaden
Betrug im Gesundheitswesen ist keine Seltenheit. Es gibt dafür einen eigenen Straftatbestand und seit Kurzem auch spezialisierte Staatsanwaltschaften. In Bayern ist das die Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG). Dort kümmern sich 14 Staatsanwälte allein um Fälle von Abrechnungsbetrug und Korruption durch Ärzte, Kliniken oder Pflegedienste. Die Zentralstelle geht davon aus, dass es bundesweit jährlich um Milliarden geht, um die der Staat, die Versicherungen und letztlich auch jeder Versicherte betrogen werden.
Ähnlicher Fall in Asklepios-Klinik Bad Abbach im April 2023
Bereits im April 2023 wurde ein ähnlicher Fall aus der Asklepios-Klinik Bad Abbach im Landkreis Kelheim bekannt. Die Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg leitete ein Ermittlungsverfahren gegen einen leitenden Mediziner in der dortigen Asklepios-Klinik ein. Wie ein Sprecher der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen dem BR am Mittwoch bestätigte, dauern die Ermittlungen noch immer an. Der Vorwurf lautet auf Abrechnungsbetrug.
Bei Durchsuchungen in Geschäftsräumen der Klinik und des Arztes wurden unter anderem Dokumente sichergestellt, die Aufschluss darüber geben sollten, ob der Mediziner Operationen abgerechnet haben könnte, die nie durchgeführt wurden. Der Mediziner äußerte sich damals nicht auf BR-Anfrage. Auch hier gilt die Unschuldsvermutung.
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