Das Sägewerk in Plößberg im Landkreis Tirschenreuth ist wieder in Betrieb. Bei einer Führung am Nachmittag gab Stephan Lang, Geschäftsführer des neuen Eigentümers Rettenmeier Holding, Einblick in die wieder angelaufene Anlage. Der Holzkonzern aus dem mittelfränkischen Wilburgstetten hatte das Sägewerk der Ziegler Group nach deren Insolvenz Ende des vergangenen Jahres übernommen.
Status als "größtes Sägewerk Europas" geht wohl verloren
Die Staatsregierung hatte die Übernahme des Sägewerkes unterstützt, indem sie die Bayerischen Staatsforsten frühzeitig dazu angehalten hatte, ihre Lieferverträge auch unter einem neuen Eigentümer beizubehalten. Bei der Betriebsführung war deshalb auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) anwesend. Ihm zufolge liefern die Staatsforsten eine jährliche Grundlast von rund 300.000 Festmetern Holz in das Sägewerk im Plößberger Ortsteil Betzenmühle. Das entspricht rund einem Fünftel bis einem Viertel des Holzes, das künftig jährlich dort gesägt werden soll.
Laut Rettenmeier-Geschäftsführer Lang soll die Menge des verarbeiteten Holzes leicht reduziert werden: Rund 1,3 bis 1,5 Millionen Festmeter sollen pro Jahr verarbeitet werden. Unter der Ziegler Group waren in der Spitze bis zu 2,3 Millionen Festmeter pro Jahr durch das Sägewerk gelaufen. Seinen auf die verarbeitete Holzmenge bezogenen Status als "größtes Sägewerk Europas" würde die Anlage somit verlieren.
Drei Viertel der Arbeitsplätze konnten gerettet werden
Das örtliche Personal wurde zum größten Teil übernommen, künftig arbeiten alleine im Sägewerk allerdings 150 Menschen weniger als vor der Übernahme. Die Kündigungen rund um die Ziegler-Insolvenz schlugen sich im Februar auch auf die Arbeitsmarktdaten nieder: Die Arbeitslosenquote stieg im Landkreis Tirschenreuth – entgegen dem Trend aller umliegenden Landkreise – um 0,4 Prozentpunkte an.
Inzwischen konnten die meisten insolventen Unternehmen der Ziegler Group an neue Eigentümer vermittelt werden. Dabei konnten insgesamt rund drei Viertel der etwa 2.000 Arbeitsplätze in der Region gesichert werden.
Komplexe Unternehmensstruktur und Ermittlungen wegen Insolvenzverschleppung
Die Entflechtung der komplexen Struktur der insgesamt 45 Einzelunternehmen der Ziegler Group ist allerdings noch immer nicht abgeschlossen. In der vergangenen Woche hatte das ebenfalls zur Gruppe gehörende Unternehmen Eurosand in Weiden mit gut 60 Mitarbeitern eine neue Insolvenz anmelden müssen. Laut Mitteilung des Insolvenzverwalters Volker Böhm war dies noch immer eine Folge der Verflechtungen zwischen der einzelnen Unternehmen der Gruppe. Eurosand habe demnach für Leasing-Verträge zweier anderer Ziegler-Gesellschaften mithaften müssen und habe seine Verpackungen von einer weiteren Ziegler-Gesellschaft erhalten, deren Geschäftsbetrieb aktuell eingestellt sei.
Bei der Staatsanwaltschaft Regensburg laufen zudem in neun Fällen Ermittlungen gegen ehemalige Ziegler-Group-Unternehmen wegen des Anfangsverdachts der Insolvenzverschleppung.
In einer ersten Version des Artikels vom 24.03. um 20.16 Uhr hieß es im letzten Absatz: "Unternehmen Dekosand in Weiden". Wir sind hier dem Hinweis eines Lesers nachgegangen und haben korrigiert: Das Unternehmen heißt "Eurosand".
Wir haben das am 25.03. um 08.50 Uhr geändert und bitten den Fehler zu entschuldigen.
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