In nur wenigen Monaten haben die Johanniter gemeinsam mit dem Sozialamt der Stadt Nürnberg aus einem ehemaligen Hotel nahe des Nürnberger Hauptbahnhofs Wohnraum für obdachlose Frauen geschaffen. Insgesamt 27 Zimmer gibt es in dem ehemaligen Hotel, in dem die obdachlosen Frauen wieder Fuß fassen können. Schätzungsweise 2.500 Menschen leben in Nürnberg auf der Straße, rund ein Drittel davon sind Frauen. Genau lässt sich das nicht beziffern, denn besonders Frauen sind oft "versteckt" obdachlos, das heißt sie haben schon lange keine eigene Wohnung mehr, sind aber bei Freunden und Bekannten untergekommen. Im "Refugium" finden die Frauen so lange wie nötig Unterschlupf in einem geschützten Raum.
Jobverlust ist häufig die Ursache für Obdachlosigkeit
Mit dem Arbeitsplatzverlust beginnt für viele Menschen die Spirale in die Obdachlosigkeit, weiß Martina Hilden. Sie ist Projektkoordinatorin bei den Johannitern und beobachtet, dass Betroffene oft den Gang zum Jobcenter scheuen und nicht wissen, wo sie sich Hilfe holen können. Ohne Einkommen ziehen sie sich zurück, öffnen weder Post noch Wohnungstür.
"Viele fangen an zu trinken oder greifen zu anderen Substanzen, bezahlen keine Miete mehr und irgendwann steht der Vermieter vor der Türe und sagt, jetzt ist Schluss. Dann steht man schneller auf der Straße, als man sich vorstellen kann." Martina Hilden, Projektkoordinatorin bei den Johannitern
"Refugium", das heißt so viel wie: "Zufluchtsort". Und genau das ist die Pension für wohnungslose Frauen. Im "Refugium" sind die oft psychisch angeschlagenen Frauen unter sich.
Eine Adresse für die Behörden
Die meisten Frauen, die hier wohnen hatten schon lange kein eigenes Bett oder Bad mehr. Die Wohnungen sind einfach, aber praktisch eingerichtet. Ein Bett, ein Schrank, ein Tisch und ein Fernseher. Dazu ein Bad und eine kleine Kochnische mit dem Notwendigsten. Doch die Bleibe mit dem eigenen Wohnungsschlüssel ist mehr als nur ein "Dach über dem Kopf". Die Bewohnerinnen können Ämtern und Behörden wieder einen festen Wohnsitz vorweisen. Auch Michaela ist vor Kurzen hier eingezogen. Fast 25 Jahre lebte sie in London. Dann musste sie zurück nach Deutschland. Ohne Job und Wohnung stand sie auf der Straße. Fürs erste ist sie hier untergekommen. "Ich kann mich wirklich nicht beschweren," sagt sie "Man hat hier alles. Es ist sauber und ordentlich und alle sind freundlich".
Sprungbrett zurück in die Selbständigkeit
Seit Januar gibt es das "Refugium", inzwischen sind nahezu alle Zimmer bewohnt. Hier haben die Frauen jetzt auch die Chance, sich wieder an ein geregeltes Leben zu gewöhnen, wieder zu lernen Rücksicht zu nehmen und sich einzufügen. Die größte Herausforderung aber ist es, wieder eine geeignete Wohnung zu finden. Martina Hilden und Natasha Crickmore unterstützen die Bewohnerinnen dabei tatkräftig, aber die Hürden sind für Obdachlose noch mal höher auf dem angespannten Wohnungsmarkt.
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