Die Untersuchungen zur Unglücksursache nach dem schweren Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen laufen noch immer. Einige Wochen nach dem Unglück hatte die Bahn damit begonnen, bundesweit rund 200.000 Betonschwellen zu überprüfen und auszutauschen. Bei den Bauteilen handelt es sich laut Bahn um den gleichen Bautyp wie auf dem Streckenabschnitt des verunglückten Zugs.
Die Arbeiten werden den Zugverkehr an vielen Stellen in ganz Deutschland ausbremsen. Erste vorläufige Erkenntnisse aus technischen Gutachten legten den Verdacht nahe, dass ein Herstellerfehler vorliege, teilte die Bahn am Freitag mit.
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Austausch defekter Betonschwellen bis 2023
"Ziel ist es, dass nahezu alle betroffenen Strecken bis Ende des Jahres wieder regulär befahrbar sind", teilte der Konzern mit. "Klar ist aber auch: Der Austausch der Schwellen wird sich teilweise bis in das kommende Jahr ziehen." Aktuell gebe es aufgrund der Untersuchungen an den Bauteilen an rund 165 Stellen im Schienennetz Einschränkungen für die Fahrgäste. "Betroffen sind schwerpunktmäßig die Bundesländer Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen", hieß es.
Bahn prüft Regressansprüche gegen Hersteller
An den untersuchten Schwellen seien teilweise "Unregelmäßigkeiten in der Materialbeschaffenheit" festgestellt worden, teilte der Konzern mit. Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt. Überall dort, wo die Experten Auffälligkeiten entdeckt hätten, und wo nötig, führen zudem die Züge langsamer über die betroffenen Schwellen. Vereinzelt musste die DB auch Streckenabschnitte sperren.
Priorität haben demnach besonders ausgelastete Strecken, die für einen stabilen Fern-, Regional- und Güterverkehr im gesamten Netz von großer Bedeutung sind. Die notwendigen Materialien stünden auch in Zeiten von Materialknappheit zur Verfügung, versicherte die Bahn.
An wie vielen der untersuchten Schwellen nun Auffälligkeiten entdeckt wurden, blieb zunächst unklar. Die Bahn schätzt den entstandenen Schaden auf einen dreistelligen Millionenbetrag und prüft eigenen Angaben zufolge Regressansprüche gegen den Schwellenhersteller.
Keine Rückschlüsse auf Unfallursache in Oberbayern
Rückschlüsse auf die Unfallursache in Oberbayern ließen sich aus diesen Erkenntnissen nicht ziehen, hieß es. Dazu liefen die Untersuchungen weiter, ein Ergebnis stehe noch nicht fest.
Bei dem Unglück in Garmisch-Partenkirchen war Anfang Juni ein Regionalzug entgleist. Vier Frauen sowie ein 13-Jähriger starben bei dem Unfall. Es gab zahlreiche Schwer- und Leichtverletzte. Zuletzt wurde gegen vier Menschen ermittelt.
Mit Material von AFP und dpa
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