Im Kultfilm "Zurück in die Zukunft" von 1985 brauchen Wissenschaftler Doc Brown und sein junger Freund Marty McFly keinen Diesel, um einen DeLorean anzutreiben. Für die Fahrt in die Vergangenheit benötigt das futuristisch anmutende Auto Atomenergie – für die Fahrt in die Zukunft einfach ein paar Abfälle, die Doc Brown direkt aus einem Mülleimer in den Tank wirft, inklusive Bananenschale.
Fast so ist es bei den Stadtwerken Bamberg, nur, dass die Abfälle im Tank der beiden Busse, die ab sofort in der Stadt unterwegs sind, zunächst in einer Raffinerie aufbereitet werden müssen.
Die Aufbereitung übernimmt das finnische Unternehmen Neste, der nach eigener Darstellung weltweit größte Hersteller von erneuerbarem Dieselkraftstoff. "Das ist ein synthetischer Kraftstoff, aus Abfällen gewonnen. Algen, Speiseabfälle, Speisefette", erklärt der Logistikleiter bei Bosch Bamberg, Uwe Fischer. In dem Kraftstoff landet also sicher auch die eine oder andere Bananenschale.
Diesel aus Speiseöl: Erfolgreicher Test bei Bosch
Die Utopie aus Zurück in die Zukunft – in Bamberg wird sie Wirklichkeit, zumindest fast. Als Oberbürgermeister Andreas Starke den ersten Bus auftankt, fließt ein farb- und geruchloses Pflanzenöl aus dem Schlauch. HVO100 heißt dieser Kraftstoff, der die gleichen chemischen Eigenschaften wie Diesel haben soll, aber bei der Herstellung 90 Prozent weniger CO2 verbraucht. Emissionen entstünden lediglich beim Transport des Kraftstoffs mit konventionellen Dieselfahrzeugen, erklärt Uwe Fischer.
Bosch habe den alternativen Kraftstoff aus hydrierten Pflanzenölen firmenintern schon erfolgreich getestet. Mehrere Lkw, betankt mit HVO100, pendeln seit längerem zwischen den Unternehmensstandorten in Bamberg, dem Saarland und Baden-Württemberg. Weil das bislang so gut funktioniert, schlug Bosch der Stadt Bamberg vor, den Kraftstoff im Busverkehr zu testen – und die machte gerne mit.
Stadtwerke sparen mehr als 2.600 Tonnen CO2
Zunächst einmal wird das HVO100 für drei Monate bei zwei städtischen Linienbussen der Stadtwerke getestet. Wenn es sich bewährt, wird ab dem Sommer die gesamte Bamberger Busflotte damit betrieben. Dadurch können nach Darstellung der Stadtwerke jedes Jahr 1,1 Millionen Liter konventioneller Diesel und mehr als 2.600 Tonnen CO2 eingespart werden. Zusätzlich würden ein Drittel weniger Feinstaubemissionen ausgestoßen, heißt es. Der alternative Kraftstoff sei aber auch Wirtschaftsförderung, sagt Oberbürgermeister Starke. "Das ist auch ein Beitrag, um den Technologiefortschritt bei der Firma Bosch zu unterstützen". Es gehe darum, die Zukunft des Bamberger Standorts weiterzuentwickeln.
Das einzige Problem, das beim Betrieb mit HVO100 auftreten kann: Alte Busse könnten fälschlicherweise Probleme melden. In ihrer Flotte haben die Bamberger Stadtwerke noch einige wenige Fahrzeuge mit der Schadstoffklasse Euro 3 oder Euro 4, deren Steuergeräte nicht mehr weiterentwickelt werden. Sollte einer dieser Bus Fehler melden, so könne problemlos herkömmlicher Diesel getankt werden, erklärt Bosch-Logistikleiter Uwe Fischer.
Aus dem Auspuff kommen trotzdem Abgase
Der Betrieb mit Pflanzenöl-Diesel soll aber nicht von Dauer sein. Denn auch wenn viel CO2 eingespart wird – emissionsfrei ist der Busverkehr in Bamberg mit HVO100 nicht. Aus dem Auspuff kämen die gleichen Abgase, wie bei Diesel-Bussen, sagt Fischer. Der große Vorteil sei die CO2-Einsparung von 90 Prozent bei der Herstellung des Treibstoffs. Auch sei der Kraftstoff ein bisschen teurer als Diesel. Dennoch sollen die Fahrkartenpreise nicht steigen, versichern die Stadtwerke Bamberg. Stattdessen wolle man sich um eine Förderung des Pilotprojekts bemühen.
Ziel: Rein elektrische Busflotte
Fernziel der Stadtwerke ist es, dass in ein paar Jahren nur noch elektrisch betriebene Busse durch Bamberg fahren. Der Anfang wurde im Sommer 2022 gemacht: Seitdem sind sechs Elektrobusse im Einsatz, die den Angaben zufolge zu 100 Prozent mit Ökostrom betrieben werden. 57 weitere Fahrzeuge sollen in den kommenden Jahren noch folgen.
- Zum Artikel Wertvoller Rohstoff: Aus Altspeiseöl wird Bio-Kraftstoff
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!