Bei Sondierungsarbeiten am stillgelegten Umschlagbahnhof Luitpoldhütte in Amberg sind zwei amerikanische Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Einer der beiden Blindgänger wurde noch in der Nacht auf Donnerstag gegen 1 Uhr entschärft. Die Entschärfung der zweiten Bombe ist kompliziert und wird sich laut Polizei noch hinziehen. Es sei nicht auszuschließen, dass sie erst am späten Nachmittag oder in der Nacht unschädlich gemacht werden könne.
Deshalb sei auch unklar, wann die in Turnhallen untergebrachten rund 500 Menschen in ihre Häuser zurückkehren können. Ebenfalls unbekannt ist, wann der Zugverkehr auf der Strecke Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg - Schwandorf wieder aufgenommen werden kann.
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Entschärfer konnte zweite Bombe noch nicht untersuchen
Die etwa vier Meter tief ausgebaggerte Grube lief am Morgen wegen des Regens und der nahen Vils immer wieder voll Wasser. Durchnässte Erde rutschte nach und erschwerte die Arbeit des Kampfmittelräumdienstes. Die Bombe könnte sich bewegen und womöglich explodieren, so ein Polizeisprecher. Daher haben Einsatzkräfte eine Schutzwand errichtet, die die Bombe vor dem abrutschenden Erdreich schützen soll.
Zusätzlich wird nun ein Gerät herangeschafft, das die Bombe fixiert und dafür sorgt, dass sie auf dem weichen Boden nicht weiter auf- und abgeschwemmt wird. Derzeit gehen die Sprengmeister von einer 250 Kilogramm schweren Bombe aus – es könnte sich aber auch um eine 500 Kilogramm schwere Bombe handeln. Die Bombe ist für den Entschärfer nur schwer einsehbar.
Nun geht es laut Polizeisprecher darum, die Bombe in eine stabile Position zu bringen, damit sie untersucht werden kann. Erst dann kann die Fachfirma entscheiden, ob, wie und wann die Bombe entschärft wird.
Anwohner in Turnhallen untergebracht
Bis auch die zweite Bombe entschärft ist, muss der Sperrkreis laut Polizei aufrechterhalten werden. Von der Evakuierung sind etwa 500 Menschen betroffen. "Es ist nachvollziehbar, wenn man des Nächtens an Wohnungstüren klopft, dass da nicht Begeisterung entgegenkommt", sagte Dominik Lehmeier von der Polizei Amberg. Man sei aber sehr zufrieden mit dem Ablauf der Evakuierung.
Die Betroffenen werden vom Rettungsdienst in umliegenden Turnhallen versorgt, inklusive Haustiere vom Hund bis zur Schildkröte, so Bernd Lödel vom BRK Amberg-Sulzbach zum BR. Rund 60 Einsatzkräfte bauten am Mittwochabend Feldbetten auf und sorgen seither für Verpflegung. Die zwei Betreuungsstellen nahmen am Vormittag noch rund 150 Menschen in Anspruch. Die angrenzende Gießerei Luitpoldhütte und weitere Betriebe mussten ihre Arbeit einstellen.
Kein Zugverkehr am Amberger Bahnhof
Im Sperrradius liegt die Bahnlinie Regensburg-Nürnberg. Der Zugverkehr zwischen Neukirchen (bei Sulzbach-Rosenberg) und Regensburg Hauptbahnhof wurde eingestellt. Der Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen Neukirchen (bei Sulzbach-Rosenberg) und Amberg wurde bis Schwandorf ausgeweitet. Am Bahnhof von Amberg fahren derzeit keine Züge.
Die zwei Bomben waren am Mittwoch gegen 17.45 Uhr von einer Fachfirma bei Sondierungsarbeiten entdeckt worden. Sie wurden daraufhin freigelegt. Auf dem Feld neben dem ehemaligen Güterbahnhof soll eine Stromleitung verlegt werden.
Die Gießerei Luitpoldhütte war im Zweiten Weltkrieg Ziel von Luftangriffen. Der Schwerindustrie-Betrieb galt als kriegswichtig, stellte allerdings keine direkten Rüstungsgüter her.
Im Video: Bombenentschärfung in Amberg
Zum Nachhören: Evakuierung in Amberg nach dem Fund zweier Fliegerbomben
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