Es herrschte eine ungewöhnliche Stille auf dem Jakobsplatz, als zu Beginn der Gedenkveranstaltung die beiden Israel-Flaggen am Eingangsportal der Ohel-Jakob-Synagoge auf Halbmast gesetzt wurden. Und auch die restliche Gedenkfeier verlief leise - mit einer Schweigeminute und Gebeten auf Hebräisch. Sogar der Applaus für die zahlreichen Rednerinnen und Redner war eher verhalten.
Als zum Schluss die israelische Nationalhymne "HaTikwa" angestimmt wurde, war vielen Menschen die Trauer und der Schock noch immer anzusehen. Wer keine Kerze in der Hand hatte, schaltete sein Handylicht an und so leuchteten vor der Münchner Synagoge fast zweitausend Lichter. "HaTikwa" bedeutet "Die Hoffnung".
- Trauer an der Seite Israels: Solidarkundgebung in München
Charlotte Knobloch: "Wusste, dass ich mich auf Münchnerinnen und Münchner verlassen kann"
Gleich zu Beginn ihrer Rede bedankte sich Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG), die die Gedenkveranstaltung unter dem Motto: "Trauer an der Seite Israels" organisiert hatte, bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern: "Ich wusste, dass ich mich auf die Münchnerinnen und Münchner verlassen kann", sagte die 90-Jährige.
Im Anschluss berichtete Charlotte Knobloch über ihre Enkelin, die "so Gott will" in den nächsten Tagen Israel verlassen und nach Deutschland kommen könne. Ihre Mutter, Charlotte Knoblochs Tochter, werde in Israel bleiben. Denn dort werde sie gerade als Ärztin gebraucht.
Reiter will keine weiteren "Pro Palästina"-Demos in München erlauben
Knobloch forderte mit Blick auf die vergangene Pro-Palästina-Kundgebung in München: "Das was am Montag am Marienplatz passiert ist, darf sich nicht mehr wiederholen. Schließlich haben wir einen Rechtsstaat." Zuvor hatte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) in seiner Rede betont: "Die unsägliche Palästina-Demonstration am Montag wird strafrechtlich genau geprüft werden." Künftig sollen alle Demonstrationen in dieser Richtung in München verboten werden, so Reiter.
Söder: "Iranpolitik Deutschlands muss eine grundlegend andere werden"
"Absolute, uneingeschränkte Solidarität mit Israel und den Jüdinnen und Juden in Bayern", versprach Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und forderte in diesem Zusammenhang: "Die Iranpolitik Deutschlands muss eine grundlegend andere werden".
"Wir glauben an Demokratie und Menschenrechte und jüdisches Leben als festen Bestandteil von Bayern", so der bayerische Ministerpräsident weiter. Auch er betonte, dass "Demonstrationen für Terroristen" hierzulande nicht erwünscht seien.
Aigner: Wortwahl überdenken
Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) kritisierte in ihrer Rede, dass in Bezug auf die Geschehnisse in Israel nicht immer die richtigen Worte verwendet werden: "Manchen fällt es noch immer schwer, die richtigen Worte zu finden, sie sprechen von ‚Kämpfern, Eskalation, Gewaltspirale'“, sagte die Landtagspräsidentin. Letztendlich, so Aigner, gebe es nur eine richtige Seite, und zwar die an der Seite Israels.
Marx: Existenzrecht Israels auch als Kirche verteidigen
"Wie kommt ein solcher Hass zustande", fragte Kardinal Reinhard Marx angesichts der brutalen Terrorangriffe auf die Menschen in Israel vergangenen Samstag. "Auch als Kirche, auch als Religion müssen wir das Existenzrecht Israels verteidigen." Die Juden und die Christen seien Geschwister, so Marx. "Es sind unsere älteren Geschwister".
Der Erzbischof von München und Freising betonte außerdem: "Nie wieder sollen Christen gegen Juden stehen. Wo Juden bedroht sind, da stehen wir an Eurer Seite."
Israel-Flaggen, Kerzen und eine Vermisstenanzeige
Unter den rund 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Gedenkveranstaltung waren auch viele Menschen aus Israel und Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde. Auf einem Bildschirm wurden Bilder der getöteten Menschen in Israel eingeblendet. Neben den Flaggen und Kerzen hielten auch einige Teilnehmer Schilder mit Aufschriften wie "Nie wieder" oder "Support Israel for a better world" in den Händen. Auf einem Schild war eine Vermisstenanzeige abgebildet. Es handelt sich dabei um zwei Israelis, die von Hamas-Terroristen nach Gaza verschleppt wurden. Noch immer ist unklar, ob sie noch leben.
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