Eine Frau stellt Kerzen auf, die eine rote Schleife formen - ein weltweit anerkanntes Symbol für die Solidarität mit HIV-Infizierten.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sunil Pradhan

Weltweite Krisen gefährden UN-Ziele bei Aids-Bekämpfung

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Welt-Aids-Konferenz kommt nach München

Kommende Woche diskutieren Fachleute in München über die Behandlung von HIV und Aids. Zwar gibt es Erfolge. Dennoch befürchten die Experten, dass die Zahl der Aids-Toten nicht schnell genug sinkt - aus unterschiedlichen Gründen.

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Weltweit leben rund 39 Millionen Menschen mit HIV-Infektionen, und jedes Jahr stecken sich weltweit immer noch weit über eine Million Menschen mit HIV an. Hunderttausende sterben an den Folgen von Aids - der Krankheit, die durch das HI-Virus ausgelöst wird. In den vergangenen 20 Jahren hat sich zwar vieles deutlich verbessert - weitere Erfolge scheinen jetzt aber gefährdet. Über diese Herausforderungen diskutieren Fachleute kommende Woche in München: Vom 22. bis 26. Juli findet dort die Welt-Aids-Konferenz statt, die weltgrößte Zusammenkunft zum Thema Aids. Sie findet erstmals seit drei Jahrzehnten wieder in Deutschland statt. Im Mittelpunkt steht u.a. die Lage in Osteuropa, da dort die Infektionszahlen wieder spürbar ansteigen.

Situation hat sich verbessert - ist aber noch lang nicht gut genug

Immerhin hat der flächendeckende Einsatz von Medikamenten vor allem in wohlhabenderen Ländern die Situation für die Infizierten deutlich verbessert. Die Todeszahlen sanken dadurch von etwa zwei Millionen Menschen im Jahr auf etwa 630.000. Fachleute warnen aber beispielsweise davor, dass ein zentrales Ziel der Vereinten Nationen möglicherweise nicht erreicht werden kann - bis 2030 die Zahl der jährlichen Aids-Toten auf etwa 200.000 zu senken.

Hauptursache sind demnach Geldmangel und Ignoranz. Andere Krisen wie die Corona-Pandemie hätten "alle Aufmerksamkeit absorbiert", so Peter Wiessner vom Aktionsbündnis gegen AIDS. Hinzu kämen jetzt weitere Krisen, wie zum Beispiel der Ukraine-Krieg, der hohe finanzielle Mittel erfordere.

Sprecher: Verfolgung von LGBTQ-Gemeinschaften nimmt zu

Auch die politische Entwicklung trage zu den schlechteren Aussichten im Kampf gegen Aids bei, heißt es. Rechte und extreme Kräfte erstarkten in vielen Ländern, so Holger Wicht, Sprecher der Deutschen Aidshilfe. Das erhöhe die Gefahr von Diskriminierung und Verfolgung von LGBTQ-Gemeinschaften. Menschen ließen sich aus Angst vor Entdeckung oft nicht mehr auf HIV testen oder ärztlich betreuen. "Wo Homosexualität, Sexarbeit und Drogenabhängigkeit verfolgt werden, steigen die Zahlen", so Wicht.

Das gelte beispielsweise in Russland, wo Betroffene zunehmend diskriminiert würden, aber auch in Uganda, dort wird "schwere Homosexualität" mit der Todesstrafe bedroht. Auch in Deutschland, so Wicht, herrsche, getrieben von rechten Kräften, teils schon ein anderes Klima. Und mit Besorgnis schaue man auch in die USA. Komme Ex-Präsident Donald Trump erneut an die Macht, drohe nicht nur eine verstärkte Diskriminierung von Risikogruppen. Auch die Finanzierung diverser Programme werde wahrscheinlich geschwächt. Immerhin sind die USA der weltweit größte Geldgeber für Aids-Programme.

Weitere seltene Aids-Heilung gelungen

Während auf der einen Seite die Behandlungen stagnieren, die ein längeres Leben mit Aids ermöglichen, konnte die Charité in Berlin einen der extrem seltenen Heilungserfolge vermelden. Bei dem als "zweiten Berliner Patienten" bezeichneten Mann sei trotz abgesetzter antiviraler Therapie seit mehr als fünf Jahren kein HI-Virus mehr nachweisbar, teilten die beteiligten Forscher der Charité mit. Damit sei er als dritter Mensch in Deutschland und - je nach Zählweise - als sechster oder siebter Mensch weltweit als geheilt anzusehen. Dem Mann, der auch an Blutkrebs erkrankt war, wurden dafür Stammzellen einer gesunden Frau übertragen - samt deren Immunsystem. Das habe dann die Kontrolle übernommen, so die Mediziner.

Mit Informationen von dpa

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