Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sieht in der G20-Runde der führenden Wirtschaftsmächte weitgehende Einigkeit bei der Forderung nach einem raschen Ende von Russlands Krieg in der Ukraine. "Hier an diesem G20-Tisch haben 19 Länder deutlich gemacht, dass dieser Krieg enden muss. Dass sie alle endlich Frieden wollen", sagte die Grünen-Politikerin am Rande des Treffens in der indischen Hauptstadt Neu Delhi vor Journalisten. Dies habe auch Russlands Außenminister Sergej Lawrow sehr deutlich registriert.
Lawrow nahm an Sitzung teil
Die eindeutige Nachricht an Lawrow sei gewesen, dass der Krieg nirgendwo auf der Welt positive Effekte bringe. "Er führt nur zu mehr Leid, zu mehr Elend, zum Teil auch zu mehr Sterben." Baerbock hatte zuvor im Kreis der Minister direkt an Lawrow appelliert, den Krieg rasch zu beenden. "Stoppen Sie diesen Krieg. Stoppen Sie die Verletzung unserer internationalen Ordnung. Stoppen Sie die Bombardierung ukrainischer Städte und Zivilisten", forderte Baerbock.
Baerbock begrüßte Teilnahme Lawrows
Teilnehmer berichteten, dass Lawrow während der Rede eine abfällige Handbewegung gemacht haben soll. Die Grünen-Politikerin begrüßte ausdrücklich, dass der Russe während ihrer Rede an der Sitzung teilnahm - sie saß Lawrow direkt gegenüber. Vergangenes Juli hatte Lawrow bei einem Treffen der G20-Außenminister für einen Eklat gesorgt, indem er sofort nach seiner Rede den Saal verließ.
Offensichtlich habe man auch auf russischer Seite erkannt, "dass allein falsche Behauptungen, man hätte diesen Krieg gar nicht angefangen", nicht verfingen, sagte Baerbock. "Und dass es keine gute Strategie ist, irgendwo hinzukommen (...), seine falschen Narrative abzufeuern und dann wieder zu gehen." Baerbock erklärte später, sie habe den Eindruck, Lawrow habe genau zugehört.
Lawrow: Westen macht G20-Arbeit zu einer Farce
Lawrow kritisierte unterdessen die Agenda des Treffens der G20-Außenminister. "Einige westliche Delegationen haben die Arbeit an der G20-Agenda zu einer Farce gemacht, da sie die Verantwortung für ihr wirtschaftliches Versagen auf die Russische Föderation abwälzen wollen", sagt Lawrow laut der russischen Nachrichtenagentur Tass.
Baerbock betont bei Treffen mit Chinas Außenminister UN-Charta
Angesichts von Spekulationen über Waffenlieferungen aus China an Russland pochte Baerbock bei einem Treffen mit ihrem neuen chinesischen Kollegen Qin Gang auf die Einhaltung der UN-Charta. Sie habe deutlich gemacht, dass die Lieferung von Waffen oder von Gütern, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden könnten, "Unterstützung eines völkerrechtswidrigen Angriffskriegs wäre", sagte die Grünen-Politikerin in Neu Delhi mit Blick auf den Krieg in der Ukraine.
Keine gemeinsame Abschlusserklärung
Ob die Außenminister den russischen Angriff in einer gemeinsamen Abschlusserklärung verurteilen würden, war angesichts der Meinungsverschiedenheiten mehr als fraglich. In der vergangenen Woche hatten sich die G20-Finanzminister bei ihrem Treffen in Indien nicht auf eine gemeinsame Erklärung einigen können - und so kam es nun auch bei beim Außenministertreffen.
Ein gemeinsames Kommuniqué kam nicht zustande, stattdessen veröffentlichte das Vorsitzland Indien eine eigene Zusammenfassung der Beratungen. Die meisten Staaten verurteilten demnach den russischen Angriffskrieg erneut aufs Schärfste und forderten einen bedingungslosen Abzug von ukrainischem Territorium. Den entsprechenden zwei Paragrafen stimmten die Außenminister Russlands und Chinas, Sergej Lawrow und Qin Gang, nicht zu.
Mit Informationen von dpa, Reuters, AFP
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