Labrador-Mischling Kira
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Helle Hunde sind bei Interessenten beliebter als dunkle, berichtet das Tierheim München. (Symbolbild)

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Auch bayerische Tierheime am Limit – So kann man helfen

Auch bayerische Tierheime am Limit – So kann man helfen

Turko, Saskia und viele andere Tiere suchen ein Zuhause: Etliche Heime sind deutschlandweit überfüllt. Viele blicken besorgt auf den Frühling. Wie ist der Stand in Bayern? Und wie wird man Katzenstreichler, Patin, Pflegestelle oder Vereinsmitglied?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Erwartungsvolle braune Augen, hängende Ohren, eine Zunge, die lustig aus dem Mund ragt - König Ludwig heißt der Hund, für den das Tierheim Regensburg ein neues Zuhause sucht. "Diesem (Dackel-)Blick kann doch niemand widerstehen, oder?", heißt es in dem Text daneben. Doch offenbar können viele Menschen widerstehen. Ludwig wohnt seit fast zwei Jahren im Heim.

Viele Tierheime in Deutschland haben Schwierigkeiten, Hunde, Katzen und Kleintiere zu vermitteln. Die Kapazitätsgrenzen sind vielerorts ausgereizt. "Dramatisch wie nie zuvor" sei die Lage, erklärte kürzlich der Präsident des Deutschen Tierschutzbunds, Thomas Schröder. Einer Umfrage des Redaktions Netzwerks Deutschland (RND) in 85 Tierheimen zufolge schätzten drei von vier Einrichtungen ihre Auslastung mindestens als hoch ein, hieß es weiter. 80 Prozent gaben den Angaben zufolge an, Hunde von Privatpersonen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt über Wartelisten aufnehmen zu können. Bei Katzen seien es mehr als 60 Prozent.

Auch Einrichtungen in Bayern überlastet

Bayern ist keine Ausnahme, wie die Präsidentin des bayerischen Landesverbands im Deutschen Tierschutzbund, Ilona Wojahn, bestätigt. 85 Heime sind unter dem Dach des Verbands organisiert. Die Einrichtungen würden einander helfen, erfragen, wo es noch Kapazitäten gebe – doch immer häufiger komme bei solchen Anfragen nichts zurück.

Mitarbeiter des Tierheims Ansbach hatten kürzlich schwere Vorwürfe erhoben: Um Kosten zu sparen, sollen dort immer wieder tote Katzen im Hausmüll entsorgt worden sein. Ein Tierheim hat zudem der Deutschen Presse-Agentur gegenüber erklärt, Hunde hätten zeitweise auf einer Toilette untergebracht werden müssen.

Tierheim München "schon lange voll"

Im Tierheim München gibt es derzeit Wartelisten für neue Tiere. "Wir sind voll, wir sind schon lange voll", sagt Sprecherin Kristina Berchtold. Jeder Quadratmeter werde genutzt, ältere Gebäude werden reaktiviert. Ein Grund für die hohe Auslastung: Mangelndes Verantwortungsbewusstsein bei den Haltern. Viele geben das Tier beim ersten Problem auf, anstatt eine Beratung oder eine Hundeschule aufzusuchen.

Und: Bei vielen Tieren sei es schwierig, sie weiterzuvermitteln. "Katze Saskia ist eine zuckersüße Maus, aber sie ist seit Jahren da, weil sie inkontinent ist", berichtet Berchtold. Vermutlich bei einem Autounfall erlitt Saskia einen sogenannten Schwanzabriss. Doch wer die Gewohnheiten der Katze beobachte, könne damit umgehen lernen. Auch eine Windel könne helfen. "Es ist aber eine super liebe Katze", sagt Berchtold.

Bei Hunden seien Verhaltensauffälligkeiten oft ein Problem. "Turko ist unser längster Insasse, er ist seit 2015 da", berichtet Berchtold. Bei seinen Bezugspersonen und Gassigehern sei er sehr beliebt. Doch einige Situationen triggern den Hund. Man könne lernen, damit umzugehen, dass sich Turko dann nicht unter Kontrolle hat. Turko trage auch einen Maulkorb.

Doch in Tierheimen wohnen nicht nur kranke oder verhaltensauffällige Tiere, betont Berchtold. Auch die Farbe des Fells sei oft ein Problem: Dunkle Hunde seien weniger gefragt. "Das beobachten wir auch auf Social Media bei den Klicks", berichtet Berchtold.

Kibar: Dauerinsasse in Bayreuth wegen großem Platzbedarf

Auch bestimmte Haltungsanforderungen können dafür sorgen, dass Tiere lange im Heim wohnen. "Kibar ist ein Herdenschutzhund und ganz lieb, aber sie ist kein Stadthund", erklärt Tierpflegerin Ivonne Schug vom Tierheim Bayreuth. Sie brauche Auslauf und ein Zuhause mit viel Platz. Nicht jeder Interessent könne dem gerecht werden. Inzwischen sei Kibar auch nicht mehr die Jüngste.

Die Einrichtung habe derzeit keine Kapazitäten mehr für große Hunde, einige hätten bereits abgelehnt werden müssen. Kleine Hunde könne man vielleicht noch aufnehmen. 15 Hunde wohnen bereits im Tierheim, hinzu kommen etwa 30 bis 35 Katzen sowie 9 Kaninchen und Meerschweinchen. "Bei den Katzen ist die Auslastung aktuell noch okay", erklärt Schug. Doch das werde sich vermutlich bald wieder ändern.

"Momentaufnahme": Tierheim Regensburg derzeit nicht am Limit

Auch in Regensburg sei die Auslastung derzeit im grünen Bereich. "Das ist aber immer nur eine Momentaufnahme", betont Ariane Weckerle, 1. Vorsitzende im Tierschutzverein Regensburg und Umgebung e.V.. Im vergangenen Jahr habe das Heim auf einmal 17 Hundebabys aus einem aufgedeckten Tiertransport aufgenommen. Aktuell leben 15 Hunde in der Einrichtung sowie 50 Katzen und 10 bis 15 Kaninchen.

Bei Katzen sei die Auslastung immer in der Ferienzeit hoch, denn dann kämen weniger Interessenten, an die man Tiere vermitteln kann. Auch verhaltensauffällige Hunde seien ein Problem. "Ich vermute, dass während Corona viele leichtfertig ein Tier angeschafft, aber die Erziehung vernachlässigt haben", sagt Weckerle. Derzeit suche etwa Kater Tom ein Zuhause, der bereits 14 Jahre alt ist und ein Nierenmedikament benötigt. Zudem müsse er als Einzelkater und Freigänger gehalten werden. "König Ludwig" ist nach einer gescheiterten Vermittlung wieder auf der Suche. "Er hat, typisch Dackel, Rückenprobleme und benötigt Schmerzmittel", verrät Weckerle. Zudem sei er rassetypisch eigensinnig. "Wenn er will, macht er, was man ihm sagt, wenn nicht, zwickt er einen auch mal", sagt Weckerle.

Angespannte Situation wegen Umbau in Augsburg

Zumindest was Katzen angeht, ist auch beim Tierheim Augsburg noch nicht die Kapazitätsgrenze erreicht. Derzeit sei das Heim für 60 Katzen und 40 Hunde verantwortlich, inklusive Pflegestellen. In der Einrichtung selbst sei Platz für 120 Katzen und 20 Hunde. "Wir haben die besondere Situation, dass wir das alte Tierheim zurückbauen und ein neues aufbauen", berichtet Sabina Gaßner, Geschäftsführerin des Tierschutzvereins Augsburg. Das sei bei ohnehin bestehenden Auslastungsproblemen schwierig. Obwohl neue Tierheimplätze entstehen sollen, werde die Lage aber angespannt bleiben. "Wir haben die typischen Probleme, die alle Tierheime haben: alte, kranke, unerzogene Tiere, die schwer zu vermitteln sind", sagt Gaßner.

Tiere adoptieren oder Pflegestelle werden: So läuft das ab

"Im Tierheim gibt es für jeden ein passendes Tier", erklärt Berchtold vom Tierheim München. Tierpflegerin Schug aus Bayreuth sieht das ähnlich. Man müsse sich dafür aber Zeit nehmen. "Viele wollen den Hund sofort mitnehmen. Das geht aber nicht", gibt sie zu bedenken. Man müsse die Tiere kennenlernen, zusammen Gassigehen und ausprobieren, ob es passt.

Je nach Tierheim läuft der Prozess etwas anders ab. In der Regel folgt auf ein Beratungsgespräch ein Kennenlernen mit dem Tier. Meist wird eine Selbstauskunft verlangt und ein Schutz- oder Abgabevertrag geschlossen. Auch Vorkontrollen und unangekündigte Nachkontrollen vor Ort werden oft durchgeführt, um sicherzustellen, dass das neue Umfeld eine artgerechte Haltung ermöglicht. Manche Tierheime ermöglichen ein Probewohnen. Zudem fällt bei der Adoption meist eine Schutzgebühr an.

Bei einigen Tierheimen kann man sich auch als Pflegestelle bewerben. Man nimmt in diesem Fall das Tier auf, bis ein endgültiges Zuhause gefunden ist. Oft handelt es sich um besondere Pflegefälle, also kranke oder ältere Tiere. Die Heime oder Tierschutzvereine tragen meist die Kosten für Ausstattung und Tierarztuntersuchungen.

Streicheln, spazieren, spenden: Wie kann man noch helfen?

Doch auch wer kein Tier adoptieren kann oder möchte, kann sich einbringen. Bei vielen Tierheimen kann man beim Gassigehen helfen. Im Tierheim Bayreuth würde man sich besonders über hundeerfahrene Interessenten freuen, erklärt Tierpflegerin Schug. Denn besonders bei verhaltensauffälligen Hunden ist der Bedarf hoch. Auch als Katzenstreichler kann man sich bei einigen Tierheimen einbringen. So können scheue Tiere lernen, dass der Mensch gut ist und dass sie ihm vertrauen können. Am besten vereinbaren Interessenten telefonisch einen Termin zum Kennenlernen.

Doch es fehlt den Tierheimen nicht nur an Platz und Personal, sondern auch an Geld: Allein der Investitionsstau in den Heimen liege bei 160 Millionen Euro, erklärt Tierschutzbund-Präsident Schröder. Wer spenden möchte, kann je nach Einrichtung Einzel- und regelmäßige Zahlungen überweisen, die Bankverbindung findet sich meist auf der Website. Manche Tierheime haben auch Bezahl-Tools wie bei einem Online-Shop eingerichtet. Patenschaften können direkt beim Tierheim für konkrete Tiere oder Tierarten angefragt werden. Das Tierheim Regensburg berichtet auch von Spenden, nachdem Menschen das Heim in ihrem Testament erwähnt hatten. Zudem hat so manches Heim Wunschlisten für Sachspenden angelegt. Sie sind auf der jeweiligen Website einsehbar.

"Auch neue Vereinsmitglieder helfen uns", erklärt Berchtold vom Tierheim München. "Dadurch finden wir eher Gehör in der Politik. Ob man sich als aktives oder passives Mitglied einbringen möchte, sei zweitrangig. In München beispielsweise koste die Mitgliedschaft 60 Euro pro Jahr und es gebe keine Verpflichtungen.

Präsident des Tierschutzbunds fordert Verbote und Pflichten

Um zu verhindern, dass immer mehr Tiere in die Heime gebracht werden, könnten politische Lösungen sinnvoll sein. Tierschutzbund-Präsident Schröder fordert unter anderem eine komplette Einstellung des Onlinehandels mit Tieren sowie die Einführung einer Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht bei Heimtieren. Auch für einen Sachkundenachweis für Tierhalter sprach Schröder sich aus. "Wichtig ist, dass wir klarstellen, dass nicht jeder irgendwo ein Tier kaufen darf und das dann ohne jede Beratung, ohne jede Sachkunde", sagte der Verbandschef.

Zudem fordern mehrere Tierheime im Gespräch mit BR24 eine Kastrationspflicht für Katzen und Kater oder sie empfehlen zumindest, dass Halter ihr Tier freiwillig kastrieren lassen. Andernfalls können sich Freigänger unkontrolliert fortpflanzen. Aus diesem Grund blicken auch Tierheime, die derzeit noch nicht voll belegt sind, besorgt auf den Frühling. Denn dann werden meist viele Katzenbabys und trächtige Tiere gefunden - und letztlich in ein Tierheim gebracht.

Mit Informationen von EPD, DPA und AFP

Im Video: Tote Katzen im Müll? Vorwürfe gegen Tierheim Ansbach

Laut Tierheim-Mitarbeitenden zeigen diese Bilder die im Hausmüll entsorgten Katzen.
Bildrechte: Privat, Collage: BR
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Laut Tierheim-Mitarbeitenden zeigen diese Bilder im Hausmüll entsorgte Katzen.

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