17.07.2023, USA, New York: Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Außenministerin, spricht während der Sitzung des UN-Sicherheitsrats zur Ukraine.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Michael Kappeler
Videobeitrag

Aus für Getreideabkommen: "Putin setzt Hunger als Waffe ein"

Videobeitrag
>

Aus für Getreideabkommen: "Putin setzt Hunger als Waffe ein"

Aus für Getreideabkommen: "Putin setzt Hunger als Waffe ein"

Russland hat die Vereinbarung zum Export von Getreide aus der Ukraine aufgekündigt. UN-Generalsekretär António Guterres zeigt sich enttäuscht. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) fordert den russischen Präsidenten Putin zum Umdenken auf.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) haben die Beendigung des Abkommens zu ukrainischen Getreideexporten durch Russland scharf verurteilt. Baerbock sagte am Montag bei einem Besuch in New York, der russische Präsident Wladimir Putin setze "in seinem brutalen Angriffskrieg" gegen die Ukraine "erneut Hunger als Waffe gegen die ganze Welt" ein.

Baerbock: Putin nimmt auf die Schwächsten keine Rücksicht

"Dass der russische Präsident erneut verkündet hat, dass er die sogenannte Schwarzmeer-Initiative, mit der Getreide aus der Ukraine in die gesamte Welt gebracht wird, erneut unterbricht, macht deutlich, dass er weltweit auf die Schwächsten keine Rücksicht nimmt", sagte die Ministerin weiter. Sie forderte Putin "im Sinne des Friedens in der Welt" auf, Hunger nicht als Waffe einzusetzen.

Scholz sagte am Rande des Gipfeltreffens der Europäischen Union mit der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (Celac) in Brüssel, dass Russland das Getreideabkommen nicht verlängern wolle, sei "eine schlechte Botschaft". "Und für ein Land, das mit einer solchen Aggression sein Nachbarland überfallen hat, ist das auch eine schlechte Botschaft an die übrige Welt." Das Vorgehen zeige, "dass Russland sich nicht verantwortlich fühlt für ein gutes Miteinander in der Welt", sagte Scholz weiter.

Ukraine will auch ohne Russland exportieren können

Die Ukraine forderte, auch ohne russische Beteiligung alles zu unternehmen, damit weiter Getreide über das Schwarze Meer exportiert werden kann. Ein Regierungssprecher zitierte Präsident Wolodymyr Selenskyj mit den Worten: "'Wir haben keine Angst.'" Die Ukraine sei von Unternehmen und Schiffseignern angesprochen worden. "'Sie sagten, dass sie zur weiteren Lieferung von Getreide bereit sind, wenn die Ukraine sie ablegen lässt und die Türkei sie weiter durchlässt.'"

Kreml beklagt eigene Export-Beschränkungen

Die russische Regierung hatte das im Juli 2022 in Istanbul unterschriebene und bereits zwei Mal verlängerte Getreideabkommen am Montag für beendet erklärt. Das Abkommen sei "de facto beendet", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau wenige Stunden vor Auslaufen des bestehenden Vertragswerks. Russland werde das Abkommen "sofort" wieder aufleben lassen, sobald die Abmachungen gegenüber der russischen Seite eingehalten würden.

Das Abkommen ermöglicht der Ukraine, über das Schwarze Meer Getreide zu exportieren. Im zurückliegenden Jahr wurden so fast 33 Millionen Tonnen Getreide aus ukrainischen Häfen ausgeführt. Die Vereinbarung zur Ausfuhr ukrainischen Getreides hatte dazu beigetragen, die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die globale Nahrungsmittelversorgung abzumildern. Die Ukraine ist einer der größten Getreideproduzenten der Welt.

Moskau hatte bereits seit mehreren Wochen damit gedroht, das Abkommen auslaufen zu lassen. Die russische Seite beklagt Beschränkungen für die Ausfuhr von Dünger und eigener Agrarprodukte. Diese Ausfuhr russischer Produkte war im Zusammenhang mit dem Abkommen ebenfalls vereinbart worden war.

UN-Chef schwer enttäuscht von Russlands Ausstieg aus Getreideabkommen

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich zutiefst enttäuscht. Das Abkommen sei eine "Rettungsleine für die globale Ernährungssicherheit und ein Leuchtturm der Hoffnung in einer aufgewühlten Welt" gewesen, sagte Guterres am Montag vor Journalisten in New York. "Man hat die Wahl, an solchen Abkommen teilzunehmen. Aber leidende Menschen überall und Entwicklungsländer haben keine Wahl. Hunderte Millionen Menschen sind vom Hunger bedroht und Konsumenten von einer globalen Krise der Lebenshaltungskosten."

Guterres hatte Russlands Präsidenten Wladimir Putin in der vergangenen Woche noch einen Brief mit Vorschlägen geschrieben, um das Abkommen zu retten. "Ich bin zutiefst enttäuscht, dass meine Vorschläge unbeachtet blieben", sagte er dazu. Trotzdem würden sich die Vereinten Nationen weiter in dieser Hinsicht einsetzen, sagte Guterres weiter. "Unser Ziel muss es bleiben, die Ernährungssicherheit und die globale Preisstabilität voranzutreiben."

Im Audio: Kreml stoppt Deal für Getreidelieferungen aus Ukraine

Mähdrescher ernten Weizen in der Ukraine (Archivbild)
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Efrem Lukatsky
Audiobeitrag

Mähdrescher ernten Weizen in der Ukraine (Archivbild)

Mit Informationen von AFP und dpa

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!