Bei einem mutmaßlichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg in Sachsen-Anhalt sind mindestens zwei Menschen getötet worden – darunter ein Kleinkind. Ein Autofahrer sei, so ein Polizeisprecher gegenüber dem MDR (externer Link), "mindestens 400 Meter über den Weihnachtsmarkt" in die Menschenmenge gerast.
Großaufgebot an Rettungskräften versorgt Verletzte
Mindestens 60 Personen seien verletzt worden, sagte Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, in der Tagesschau. Mehrere von ihnen seien schwer verletzt; weitere Tote könnten nicht ausgeschlossen werden. Die Stadtverwaltung Magdeburg sprach von 15 Schwerstverletzten, 37 mittelschwer Verletzten und 16 Leichtverletzte.
Die Polizei hat den Weihnachtsmarkt geschlossen und die Innenstadt abgesperrt. Rettungskräfte und Feuerwehr sind mit einem Großaufgebot im Einsatz. Sie stellten vor Marktbuden Zelte auf, um Verletzte vor Ort versorgen zu können. Viele Patienten werden auch im Universitätsklinikum Magdeburg versorgt. "Wir rüsten gerade auf", sagte der Sprecher der Uniklinik am Abend der dpa. "Intensivbetten stehen bereit."
Verdächtiger festgenommen – nicht als Islamist bekannt
Die Polizei hat einen Verdächtigen festgenommen. Er ist den deutschen Behörden nach Informationen aus Sicherheitskreisen bislang nicht als Islamist bekannt gewesen. Der Mann soll nach ersten Erkenntnissen etwa 50 Jahre alt sein und aus Saudi-Arabien stammen. Er soll seit 2006 in Deutschland sein und hier als Arzt gearbeitet haben, so Haseloff gegenüber der ARD. Nach der Festnahme bestehe "für die Stadt nach jetzigem Ermessen keine Gefahr" mehr, sagte der Ministerpräsident. Laut ARD-Informationen vermutet die Polizei Sprengstoff in dem Auto, mit dem der Verdächtige in die Menge gerast sein soll.
Politiker zeigen sich erschüttert
Ministerpräsident Haseloff reagierte mit Entsetzen auf das Geschehen. "Das ist eine Katastrophe für die Stadt Magdeburg und für das Land und auch generell für Deutschland", sagte er.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb auf X: "Die Meldungen aus Magdeburg lassen Schlimmes erahnen." Seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. "Wir stehen an ihrer Seite und an der Seite der Magdeburgerinnen und Magdeburger. Mein Dank gilt den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden."
Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser werden am Samstag den Tatort in Magdeburg besuchen. Das teilt Faeser am Abend mit. "Die Sicherheitsbehörden werden die Hintergründe aufklären", fügt sie hinzu. Faeser sagt den Landesbehörden "jede mögliche Unterstützung des Bundes" zu.
Am Samstagabend soll es im Dom der Stadt eine Gedenkstunde geben. Man wolle Betroffenen, Angehörigen und allen anderen Bürgern eine Möglichkeit zum Trauern geben, sagte die Magdeburger Oberbürgermeisterin Simone Borris am Freitagabend unter Tränen vor Journalisten. "Wir werden eine lange Zeit zum Trauern brauchen", sagte sie sichtlich fassungslos. "Wir werden das alles umfassend aufarbeiten."
Erinnerungen an Anschlag am Berliner Breitscheidplatz
Fast auf den Tag genau vor acht Jahren, am 19. Dezember 2016, war in Berlin ein islamistischer Terrorist mit einem entführten Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast. Dabei wurden zwölf Menschen getötet, das 13. Opfer starb 2021 an den Folgen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt. Der Attentäter floh nach Italien, wo er von der Polizei erschossen wurde.
Mit Informationen von dpa
Im Audio: Der mutmaßliche Anschlag am Magdeburger Weihnachtsmarkt
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!