Ein Bärenangriff mit tödlichem Ausgang hat die Debatte über Wölfe und Bären im Alpenraum befeuert: Nicht nur im italienischen Trentino, wo der 26-jährige Andrea Papi von einer Joggingrunde im nahegelegenen Wald nicht mehr zurückkehrte, stellen viele Menschen die Projekte zur Wiederansiedelung von Wölfen und Bären in den heimischen Wäldern in Frage. Umweltschützer verweisen hingegen darauf, dass Zwischenfälle mit den wilden Tieren selten seien.
Nun hat sich der Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner in der italienischen Presse zu Wort gemeldet - und einen radikalen Umgang mit aggressiven Tieren gefordert. Auch der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber äußerte sich zu dem jüngsten Fall und bekräftigte seine frühere Entscheidung im Umgang mit "Problembär" Bruno.
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Messner: Abschießen darf kein Tabu sein
Das Töten von Bären und Wölfen in der Region dürfe kein Tabu mehr sein, sagte der 78-Jährige, der jahrelang für die italienischen Grünen im Europäischen Parlament saß, der Zeitung "La Stampa". "Bären und Wölfe sind zu einem Problem geworden, für Landwirte, Züchter, Einwohner und Touristen", betonte Messner. Mittlerweile gebe es zu viele Bären, die Anzahl müsse halbiert werden. Aggressive Tiere sollten seiner Ansicht nach erlegt werden - das sei allerdings nur eine "halbe Lösung".
Messner plädierte vor allem für eine klare Gesetzgebung auf europäischer Ebene, um das Problem anzugehen. Es sei inakzeptabel, dass man erst eingreife, wenn ein Raubtier bereits getötet hat. Er forderte "ein klares Gesetz, in dem steht, wer entscheidet, was zu tun ist".
Bergsteiger sieht Koexistenz von Touristen und Bären kritisch
Der Extrembergsteiger verwies auf die Tatsache, dass der Bär vor mehr als 100 Jahren aus dem Alpenraum verschwunden sei: "Die Gründe dafür sind kein Geheimnis, er wurde aus wirtschaftlichen Gründen ausgerottet. Und damals gab es noch keinen Tourismus wie heute. Wie können der Bär und der Tourist in unseren Wäldern koexistieren?"
Auch für Landwirte und Schäfer seien Wolf und Bär ein großes Problem, so Messner. "Wie kann man die Angriffe von Wolfsrudeln auf Herden eindämmen? Die Antwort lautet nicht, zum Gewehr zu greifen, sondern ein Gesetz zu erlassen, um die Population der Wölfe zu regulieren", sagte er im Interview mit "La Stampa".
Stoiber sieht sich in Umgang mit Bruno bestätigt
Auch der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) meldete sich in dem Fall zu Wort: Er hatte vor 17 Jahren den Abschuss des von ihm als "Problembären" bezeichneten Bären Bruno befürwortet, der aus Italien bis nach Bayern gewandert war. Bruno riss dort Schafe, plünderte Bienenstöcke und Kaninchenställe - zu einem Unfall mit Menschen kam es jedoch nicht.
"Vielleicht sieht mancher, der uns damals so hart kritisiert hat, die Sache heute anders", sagte Stoiber nun dem "Münchner Merkur". Der aktuelle Fall im Trentino zeige "leider auf furchtbare Weise, wie richtig die Experten damals lagen".
Nach Angriff: Suche nach Bärin läuft
In der vergangenen Woche war ein junger Jogger tot an einem Forstweg in der Trentiner Gemeinde Caldes in dem bei Wanderern und Touristen beliebten Tal Val di Sole gefunden worden. Eine bereits mehrfach auffällig gewordene Bärin hatte den Mann getötet - wie sich später herausstellte, handelte es sich um die Schwester des 2006 in Bayern erschossenen sogenannten "Problembären" Bruno. Nach einer Attacke im Jahr 2020 sollte die Bärin bereits erlegt werden, ein Gericht entschied jedoch gegen ihre Tötung.
Nach dem erneuten Vorfall hat der Landeshauptmann des Trentino, Maurizio Fugatti, nun entschieden, dass das Tier gesucht und erlegt werden soll. Die Suche nach der Bärin läuft. Das Gebiet werde vom Trentiner Forstkorps bewacht, es seien zudem Röhrenfallen aufgestellt worden, sagte Fugatti am Donnerstag.
Mit Informationen von dpa
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