Der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) hat die Gesellschaft zum Zusammenhalt aufgerufen - angesichts steigender Energiepreise infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. "Die Demokratie, die Freiheit muss sich bewähren, indem wir auch Opfer bringen, wenn wir sie verteidigen", sagte Baum in der radioWelt bei Bayern 2.
Zur Verteidigung der Freiheit gehöre auch, auf Wohlstand zu verzichten: "Wir werden uns einschränken müssen", betonte der FDP-Politiker. Die größte Herausforderung sei es, dabei durchzuhalten. Denn eine kurzfristige Lösung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin herbeizuführen wäre laut Baum falsch.
Baum: Tabubruch durch Diktator Putin
Grundsätzlich zeigte sich der 89-Jährige aber optimistisch, dass Deutschland auch die aktuelle Herausforderung meistern könne. Als Beispiele nannte er den Wiederaufbau des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg, die Wiedervereinigung und die Flüchtlingskrise im Jahr 2015. "Wir sind stark, wenn wir zusammenstehen und diese Solidarität muss sich jetzt bewähren", sagte Baum.
Den russischen Einmarsch in der Ukraine nannte Baum einen Tabubruch. Russlands Präsident Putin bezeichnete er als Diktator. Putin habe eine Mission, die er vorantreibe, nämlich "Großrussland". Man habe Putin lange falsch eingeschätzt, erklärte Baum. Die russische Besetzung der Krim habe man zwar als völkerrechtswidrig bezeichnet, aber dennoch einfach so weitergemacht und es sich in einer "bequemen Normalität" eingerichtet. Die eigenen Fehler seien "bestürzend".
Der FDP-Politiker verwies auf die weltweite Bedeutung des russischen Angriffskriegs: "Es ist kein regionaler Krieg, sondern da soll die Weltordnung geändert werden."
"Erklären, zuhören, Mitgefühl haben"
Baum erwähnte auch auf den Klimawandel und seine Folgen: Die Klimakatastrophe habe man lange Jahre nicht wahrgenommen, jetzt sei sie nur noch "mit Mühe abzuwenden". Generell brauche es jetzt "ein paar Politiker, die das erklären, die zuhören, die auch ein Mitgefühl haben, die sich in die Menschen hineinversetzen."
Man müsse eine neue Qualität der Kommunikation entwickeln, zwischen den Verantwortungsträgern und den Menschen im Land. Baum kritisierte vor diesem Hintergrund die Konflikte in der Ampelkoalition im Bund. Es brauche jetzt ein "größeres Maß an Gemeinsamkeit" und nicht "dauernde Auseinandersetzung".
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