Der ukrainische Präsident Selenskyj in Washington
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Selenskyj vor US-Kongress: "Ukraine wird sich niemals ergeben"

US-Präsident Biden hat dem ukrainischen Staatschef Selenskyj die dauerhafte Unterstützung der USA und des Westens zugesichert. Anschließend sprach Selenskyj vor beiden Parlamentskammern in Washington. Die Ukraine sei gesund und munter, sagte er.

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Bei seinem ersten offiziellen Auslandsbesuch seit Kriegsbeginn hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in der US-Hauptstadt Washington weitere Hilfszusagen seines wichtigsten Verbündeten bekommen. US-Präsident Joe Biden empfing ihn am Mittwochnachmittag (Ortszeit) im Weißen Haus und kündigte weitere finanzielle, militärische und humanitäre Unterstützung für die Ukraine an.

Sein Gast bekam unter anderem ein modernes Patriot-Flugabwehrsystem sowie weitere Munitionslieferungen zugesichert - und den größtmöglichen Beistand der USA, solange dies notwendig sei.

Bei seiner Rede vor den beiden Parlamentskammern überreichte er der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, eine Fahne, die von ukrainischen Soldaten aus der Frontstadt Bachmut, die Selenskyi am Tag zuvor besucht hatte.
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Selenskyj übergibt den Abgeordneten eine Fahne aus Frontstadt Bachmut, die er tags zuvor besucht hatte.

Biden: "Nato geeint wie nie"

Biden sicherte Selenskyj bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Weißen Haus zu, "dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden (...), um seinen Erfolg zu sichern". Er habe die Nato und die EU noch nie so geeint gesehen wie in diesen Kriegszeiten. Mit ihrer Hilfe könne die Ukraine in Friedensverhandlungen erfolgreich sein, weil sie auf dem Schlachtfeld gewonnen habe. Bei der Entscheidung über den Zeitpunkt solcher Gespräche werde er Selenskyj freie Hand lassen.

Selenskyj schlug einen globalen Friedensgipfel vor, bei dem es um die Wiederherstellung der territorialen Unversehrtheit der Ukraine und die internationale Ordnung gehen müsse. Bis es eine Friedenslösung gebe, diene jeder Dollar an US-Hilfe für die Ukraine auch der globalen Sicherheit. Das Patriot-Luftabwehrsystem werde die Ukraine sicherer machen und sowohl Menschenleben als auch die Energie-Infrastruktur vor weiteren "Terrorangriffen" schützen. "Wir kämpfen wirklich für einen gemeinsamen Sieg gegen diese Tyrannei", sagte Selenskyj mit Blick auf den russischen Aggressor. "Und wir werden gewinnen." Dessen sei er sich sicher.

USA unterstützen Ukraine mit Geld und Militärausrüstung

Anlässlich des Besuchs von Selenskyj kündigten die USA ein weiteres Militärhilfe-Paket in Höhe von 1,85 Milliarden US-Dollar (rund 1,7 Milliarden Euro) an. Darin enthalten ist auch die Patriot-Batterie. Insgesamt beläuft sich die US-Militärhilfe für die Ukraine seit Beginn von Bidens Amtszeit bereits auf 21,9 Milliarden US-Dollar. Im Rahmen des nächsten US-Haushalts sollen weitere Milliardenbeträge folgen, die in Kürze vom Kongress gebilligt werden sollten.

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Selenskyj kommt im Armee-Pullover

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Biden zu Selenskyj: "Beistand, so lange wie nötig"

Selenskyj kommt im Armee-Pullover

Am Weißen Haus empfing ihn Biden mit rotem Teppich. Während der US-Präsident wie gewohnt im Anzug auftrat, trug Selenskyj einen olivgrünen Armeepullover und eine dazu passende Hose. Anschließend wurde der Gast ins Oval Office des US-Präsidenten geführt, wo es ein rund zweistündiges Gespräch gab - gefolgt von der Pressekonferenz.

Vor den Journalisten verteidigte Biden das international abgestimmte Vorgehen bei Waffenlieferungen: "Die Idee, dass wir der Ukraine Material geben, das sich grundlegend von dem unterscheidet, was sie bereits hat, würde die Nato, die Europäische Union und den Rest der Welt auseinanderbrechen lassen." Er reagierte damit auf die Frage, warum die Ukraine nicht sofort alle benötigten Waffensysteme bereitgestellt bekomme. "Wir werden der Ukraine das geben, was sie benötigt, um sich selbst zu verteidigen", betonte Biden. Er habe Hunderte Stunden damit verbracht, die europäischen Partner davon zu überzeugen, wie wichtig die fortdauernde Unterstützung Kiews auch für sie selbst sei. "Sie verstehen das vollkommen, aber sie wollen keinen Krieg mit Russland. Sie wollen keinen Dritten Weltkrieg."

Selenskyj sprach auch vor US-Kongress

Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im US-Kongress empfangen. "Ich danke Ihnen, Herr Präsident, dass Sie uns mit Ihrer Anwesenheit beehren", sagte Pelosi. "Der gesamte Kongress, Demokraten und Republikaner in Repräsentantenhaus und Senat, freut sich auf Ihre Botschaft der Einigkeit, des Mutes und der Entschlossenheit."

Die Abgeordneten beider Parteien hießen den ukrainischen Präsidenten mit stehenden Ovationen willkommen. Selenskyj versicherte, dass sein Land sich angesichts des russischen Angriffskrieges "niemals ergeben" werde.

  • Zum Artikel: "Botschaft aus der Ukraine": Selenskyjs Reden und ihre Wirkung
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Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im US-Kongress empfangen.

Fahne aus Frontstadt Bachmut überreicht

Bei seiner Rede vor den beiden Parlamentskammern überreichte er der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, eine Fahne, die von ukrainischen Soldaten aus der Frontstadt Bachmut, die Selenskyi am Tag zuvor besucht hatte. Pelosi und Vize-Präsidentin Kamala Harris hielten die Flagge dann gemeinsam hoch.

"Diese Flagge ist ein Symbol unseres Sieges. In diesem Krieg halten wir stand, wir kämpfen und wir werden gewinnen, weil wir vereint sind. Die Ukraine, Amerika und die gesamte freie Welt", sagte Selenskyj.

Selenskyj: "Ihre Unterstützung ist entscheidend"

Dabei warb er auch für weitere Hilfe der USA und seiner Abgeordneten: Ihre Unterstützung sei entscheidend, um nicht nur Widerstand zu leisten, sondern das Blatt auch zu wenden und auf dem Schlachtfeld zu gewinnen. "Ich weiß, dass alles von uns, den ukrainischen Streitkräften, abhängt. Doch so viel hängt von der Welt ab, so viel in der Welt hängt von Ihnen ab."

Seit Kriegsbeginn am 24. Februar hatte Selenskyj Auslandsreisen vermieden. Für Auftritte auf der politischen Weltbühne - etwa beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau - ließ er sich stets digital aus der Ukraine zuschalten. Auch als er im März vor dem US-Kongress die Einrichtung einer Flugverbotszone zum Schutz seines Landes forderte, tat er dies in einer Videoansprache. Nun wurde er mit einer US-Regierungsmaschine aus Polen eingeflogen.

Für Selenskyj ist es der zweite Besuch im Weißen Haus seit Bidens Amtsantritt im Januar 2021. Zuletzt hatte ihn der US-Präsident im Sommer vergangenen Jahres empfangen. Seit Beginn der Invasion haben die USA und ihre Verbündeten Russland mit harten Sanktionen belegt. Hinzu kommen Hilfszahlungen in Milliardenhöhe an die Ukraine und umfangreiche Waffen- und Ausrüstungslieferungen für den Abwehrkampf gegen den Aggressor.

Russland: "Neuerliche US-Waffenlieferungen sind Provokation"

Russlands Führung hatte die USA-Reise Selenskyjs schon vor dem Abflug mit einer Warnung quittiert und wertete die angekündigten Waffenlieferungen als Provokation. "Das alles führt zweifellos zu einer Verschärfung des Konflikts und verheißt an sich nichts Gutes für die Ukraine", wurde Kremlsprecher Dmitri Peskow von russischen Staatsmedien zitiert. Er erwarte nicht, dass Selenskyj nach seiner Reise verhandlungsbereiter gegenüber Moskau sein werde.

Mit Informationen von dpa/ap/afp

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