Man könne sich nicht allein auf die Gasspeicher verlassen, so die Mahnung vom Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. Um gut durch den Winter zu kommen, brauche es neben dem gespeicherten Gas sowohl weitere Einsparungen, als auch Gas aus zusätzlichen Quellen, erklärte er im ZDF.
Müller sieht Versorgungsunsicherheit auch im nächsten Winter
Sollte der Winter besonders kalt werden oder aus Russland gar nichts mehr geliefert werden, dann werde das Gas aus den Speichern nicht über den Winter reichen, so Müller. Außerdem gab er zu bedenken, dass die Situation nicht überstanden sei, wenn dann wieder die wärmere Jahreszeit folgt.
Auch der darauffolgende Winter könnte noch von Energieproblemen geprägt sein, denn: Man müsse mindestens zwei Winter überstehen, um danach unabhängig zu sein von russischem Gas, so Müller.
Tempo bei der Gaseinspeicherung dürfte sich verlangsamen
Am Wochenende war das erste Etappenziel der Bundesregierung bei der Befüllung der Gasspeicher erreicht worden – und zwar früher als vorgegeben. Zu 75 Prozent sollten sie am 1. September im Durchschnitt voll sein, mittlerweile sind es bereits in etwa 78 Prozent. Müller bezweifelt aber, dass es nun in ähnlichem Tempo weitergeht. Er verglich das Füllen mit dem Aufpumpen eines Fahrradreifens: Die ersten Prozent seien am leichtesten, 85 und 95 Prozent dagegen dann physikalisch anstrengender.
Falls das Gas nicht für alle reichen sollte im Winter, dann sind Privathaushalte nach derzeitiger Rechtslage geschützt. Aus "Solidarität mit den Arbeitsplätzen", wie Müller es nannte, rief er die Bürgerinnen und Bürgern trotzdem erneut zum Energiesparen auf. Jede eingesparte Kilowattstunde Gas helfe, Reduzierungen oder gar Abschaltungen in der Industrie zu vermeiden, so Müller.
CSU sieht Benachteiligung Bayerns bei der Energieversorgung
Gestern hatte Müller in einem Interview klargestellt, dass er nicht damit rechne, dass es bundesweit zu Einschränkungen kommen werde – in einzelnen Regionen aber hält er das zumindest temporär durchaus für möglich. Für den CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Alexander Dobrindt, ist das ein erneutes Zeichen, dass unter anderem Bayern von der Ampelregierung benachteiligt werde.
Er forderte die Bundesregierung auf, dafür zu sorgen, dass diese "offensichtlich vorbereiteten regionalen Benachteiligungen umgehend gestoppt" werden. In der Aussage Müllers sieht Dobrindt eine Ankündigung, dass die Bundesnetzagentur den Süden und Osten Deutschlands bei der Energieverteilung vernachlässigen wolle.
Europäische Perspektiven
BR24 wählt regelmäßig Inhalte von unseren europäischen öffentlich-rechtlichen Medienpartnern aus und präsentiert diese hier im Rahmen eines Pilotprojekts der Europäischen Rundfunkunion.
- zum Artikel "EBU-Projekt Europäische Perspektiven"
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!