Er gilt wegen seiner besonders festlichen Stimmung als der berühmteste Weihnachtsmarkt weltweit und ist daher ein Besuchermagnet: der Nürnberg Christkindlesmarkt. Hier inmitten einer Menschentraube "Drei im Weckla" essen oder einen heißen Glühwein trinken, darauf freuen sich viele Menschen das ganze Jahr. Doch wie sorglos kann man über den Christkindlesmarkt schlendern? Das Bundesamt für Verfassungsschutz warnt derzeit wegen des Krieges in Israel und Gaza vor einer hohen Gefahr von Terroranschlägen durch islamistische Gewalttäter. Vor allem den Markt der Partnerstädte direkt neben dem Christkindlesmarkt hat die Polizei im Auge.
Seit Jahren schon abstrakte Terrorgefahr
Schon nach den Anschlägen auf das Word Trade Center in New York im Jahr 2001 hatte die Polizei das Sicherheitskonzept für den Christkindlesmarkt deutlich erhöht. Seitdem sichern jedes Jahr schwere Betonpoller die Einfahrten zum Hauptmarkt. Diesmal sind es schwere Pflanztröge, die etwas unauffälliger wirken. Außerdem zeigt die Polizei während der gesamten Öffnungszeit des Marktes dauerhaft Präsenz, sowohl in Uniform, aber auch in Zivil. Vor sieben Jahren, nach dem Terroranschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt, passte das Polizeipräsidium die Sicherheitsmaßnahmen noch einmal an.
Seit dem Krieg im Nahen Osten sei auch in Deutschland das Risiko von islamistischen Terroranschlägen gestiegen, erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann Anfang der Woche im Interview mit dem Deutschlandfunk. Der Staat müsse daher wieder mit einem stärkeren Augenmerk auf diese Bedrohungslage reagieren. Die bestehenden Sicherheitskonzepte der Weihnachtsmärkte seien daher in ganz Bayern angepasst und verstärkt worden. Hinweise auf konkrete Gefährdung der Christkindles- und Weihnachtsmärkte gebe es nicht. "Es gibt keinen Grund, auf einen Christkindlmarktbesuch zu verzichten, ich selbst werde ganz sicher mehrere Weihnachtsmärkte besuchen", wird der CSU-Politiker von der "Augsburger Allgemeinen" am Freitag zitiert.
Polizei: bislang keine konkrete Bedrohung
Nun sorgt der Krieg in Israel und Gaza für eine erneut hohe Gefahr von Anschlägen durch islamistische Terroristen. Daher stehen die Beamten in engem Kontakt mit den Verfassungsschutzbehörden. Eine konkrete Bedrohung oder Anschlagsgefahr habe es bislang nicht gegeben, sagte eine Sprecherin der Polizei zu BR24. Die Stadt Nürnberg ist bemüht, den Christkindlesmarkt so normal wie möglich ablaufen zu lassen. Deshalb führt die Polizei vor Ort auch keine Rucksack- oder Taschenkontrollen durch. Doch für den Fall einer konkreten Bedrohung wurden die Händler mit Evakuierungs- und Notfallplänen versorgt.
Besonders im Blick: der Markt der Partnerstädte
Seit Mitte der 1990-er Jahren verleiht der Markt der Partnerstädte hinter dem Rathaus Wolffscher Bau dem Christkindlesmarkt internationales Flair. Kunstgewerbe und kulinarische Spezialitäten in den 22 Buden laden die Besucher zu einer weihnachtlichen Weltreise ein. Mittendrin auch zwei Stände aus Israel und Palästina. Mit der israelischen Stadt Hadera ist Nürnberg seit 1995 partnerschaftlich verbunden. Angeboten werden hier sichtbare Zeichen des Judentums, wie Davidsterne, oder siebenarmige Leuchter, die sogenannte Menora. Außerdem feiern die Juden derzeit Chanukka, das Lichterfest. In diesem Jahr dauert es bis zum 15. Dezember. Dabei bekommen die Kinder Süßigkeiten und Geschenke.
Koscherer Glühwein an der Hadera-Bude
Seit Jahren schon betreiben Diana Liberova und ihr Mann Vitali den Hadera-Stand auf dem Markt der Partnerstädte. Diana Liberova ist die Vorsitzende des Nürnberger Vereins zur Förderung der Partnerschaft mit Hadera. Zu seinen Mitgliedern zählen auch viele Juden, die nach dem Zweiten Weltkrieg gerade in Nürnberg, dieser Stadt mit ihrer unrühmlichen Rolle während der Nazidiktatur, wieder eine sichere Heimat gefunden haben. Diana und ihr Mann sind stolz auf die Städtepartnerschaft mit Hadera. Sie sei ein Zeichen dafür, dass man Freundschaft geschlossen habe.
Stimmung auf dem Markt gedrückt
Doch in diesem Jahr ist die Stimmung wegen des Kriegs in Israel gedrückt. Es bestehe die Gefahr, damit in Verbindung gebracht zu werden, sagen Diana und Vitali Liberova. Antisemitische Beleidigungen hätten sie auch schon in den vergangenen Jahren immer wieder erlebt und mit einem lockeren Spruch oder einer deeskalierenden Diskussion abgewehrt. Aber diesmal ist laut Verfassungsschutzbehörden die Gefahr gestiegen, zur Zielscheibe islamistischer Terroristen zu werden. Doch Angst davor haben sie nicht, sagen die Liberovas, und deshalb war Aufgeben für sie auch niemals eine Option. Bisher sind die befürchteten Anfeindungen ausgeblieben. Was sie jetzt erlebten, sei viel Solidarität mit Israel.
Nablus-Bude in Sichtweite
Schräg gegenüber der Bude von Hadera steht die von Nablus. Zu dieser Stadt im Westjordanland unterhält Nürnberg seit 2015 eine freundschaftliche Beziehung. Mit Hadera habe es deswegen nie Probleme oder Diskussionen gegeben, heißt es aus dem Amt für Internationale Beziehungen im Rathaus. Zur Belebung dieser Städtefreundschaft haben Nürnberger Bürger ebenfalls einen Hilfsverein gegründet: die Nablus Initiative, kurz INNA. Seine Mitglieder verkaufen auf dem Markt der Partnerstädte Kunsthandwerk und Lebensmittel aus dem Westjordanland.
Mit dem Reinerlös finanziert der Verein vor allem Jugendprojekte in Nablus. Von dem aktuellen Konflikt in Israel und Gaza distanzieren sie sich bewusst. Sie verstehen sich als Brückenbauer zwischen Israelis und Palästinensern, denn sie wissen, dass auch dieser Krieg irgendwann enden wird und dann ein möglichst friedliches Zusammenleben mit einer Zwei-Staaten-Lösung anzustreben sei.
Mit dem Hilfsverein für Hadera arbeiten die Budenbetreiber von Nablus nach eigenen Worten eng und gut zusammen. Weil es am Stand von Nablus keinen Glühwein gibt, schicken sie die Besucher zum Stand von Hadera. Dort gibt es koscheren Glühwein.
Mit Informationen von dpa.
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