Jahr für Jahr erhalten in Deutschland hunderttausende Menschen die Diagnose Demenz oder Alzheimer. Zum Welt-Alzheimertag am 21. September steht die Krankheit, die der Nervenarzt Alois Alzheimer 1906 erstmals beschrieb, im Zentrum der Aufmerksamkeit. Laut dem Statistischen Bundesamt ist die Zahl der stationären Krankenhausbehandlungen mit der Diagnose Alzheimer binnen 20 Jahren stark gestiegen. Das hat auch demografische Gründe.
Was ist Alzheimer?
Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. In Deutschland gelten der Deutschen Alzheimergesellschaft zufolge heute etwa 1,8 Millionen Menschen als demenzkrank. Ungefähr zwei Drittel davon haben Alzheimer. Die Erkrankung des Gehirns führt zum Verlust von geistigen Funktionen wie Denken, Sprache, Urteilsfähigkeit und Orientierung sowie zum Absterben oder einer starken Schädigung von Gehirnzellen, vor allem in der Hirnrinde. Auch die Fähigkeit zum sozialen Austausch geht verloren.
Deutlicher Anstieg bei Behandlungs- und Todesfällen
Rund 18.700 Patientinnen und Patienten wurden im Jahr 2021 wegen Alzheimer in Kliniken hierzulande stationär behandelt. Das waren 82 Prozent mehr Alzheimer-Behandlungen als 20 Jahre zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. 2001 waren es noch 10.300 Patienten. Entgegen dem langfristigen Trend waren die stationären Behandlungsfälle in den Jahren 2020 und 2021 zurückgegangen - aufgrund der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf das Gesundheitssystem.
Die Zahl der Todesfälle infolge von Alzheimer hat sich dem Statistischen Bundesamt zufolge im selben Zeitraum fast verdoppelt. Im Jahr 2021 starben an Alzheimer mehr als 9.200 Menschen in Deutschland. 2001 waren es noch 4.800 Todesfälle. Das ist ein Anstieg um 94 Prozent.
Die Angaben zu den Krankenhausbehandlungen basieren auf der Krankenhausstatistik, jene zu den Todesfällen auf der Todesursachenstatistik. Bei den Daten aus der Krankenhausstatistik handelt es sich jeweils um die Zahl der Behandlungsfälle. Mehrfachzählungen einer Person sind möglich, falls die Patientin oder der Patient im selben Jahr aufgrund der gleichen Hauptdiagnose mehrfach stationär behandelt wurde.
Demografische Gründe: Höheres Alzheimer-Risiko im Alter
Der langfristig deutliche Anstieg sowohl bei den Behandlungs- als auch bei den Todesfällen ist auch auf den demografischen Wandel, also die Alterung der Bevölkerung in Deutschland zurückzuführen: So hat etwa die Zahl der Menschen ab 65 Jahren gegenüber 2001 um 31 Prozent auf 18,4 Millionen im Jahr 2021 zugenommen. Die Altersgruppe ab 80 Jahren ist im selben Zeitraum sogar um 88 Prozent auf 6,1 Millionen gewachsen.
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an Alzheimer zu erkranken: 2021 waren rund neun von zehn Patientinnen und Patienten (89 Prozent) 70 Jahre oder älter. Besonders häufig werden Erkrankte im Alter von 80 bis 84 Jahren wegen Alzheimer im Krankenhaus behandelt (5.600 oder 30 Prozent aller Fälle). 58 Prozent der Alzheimer-Patientinnen und -Patienten waren Frauen, 42 Prozent Männer.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen für Alzheimer sind noch nicht endgültig geklärt. Das Gehirn von Alzheimerkranken weist typische Eiweißablagerungen auf. Fehlgeleitete Stoffwechselvorgänge schädigen die Nervenzellen, Entzündungsstoffe sind aktiviert. Die für das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit wichtigen Botenstoffe im Gehirn können dann nicht mehr gebildet werden.
In 90 Prozent der Fälle wirken genetische Faktoren, Alterungsprozesse und Vorerkrankungen des Gehirns sowie Umwelteinflüsse zusammen. In weniger als drei Prozent gibt es eine rein erbliche Veranlagung. Menschen mit erkrankten Verwandten ersten Grades wie Eltern, Geschwistern oder Kindern haben ein vierfach höheres Erkrankungsrisiko als der Bevölkerungsdurchschnitt.
Derzeit ist etwa ein Dutzend Risikofaktoren für Demenzerkrankungen bekannt, darunter eingeschränkte Hörfähigkeit, Tabak- und Alkoholkonsum, Depressionen, Kopfverletzungen und soziale Isolation. Studien zufolge könnte etwa ein Drittel der Erkrankungsfälle vermieden werden, wenn Risikofaktoren wie Adipositas im mittleren Lebensalter und körperliche Inaktivität verringert würden. Experten empfehlen daher geistige, körperliche und soziale Aktivitäten, eine ausgewogene, fett- und cholesterinarme Ernährung sowie die Behandlung von Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Diabetes, um das Erkrankungsrisiko zu verringern.
Im Video: Alzheimer-Forschung - neue Medikamente schüren Hoffnung
Mit Informationen von dpa und AFP
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