Afghanistan, Khost: Die Aufnahme aus dem Jahr 1998, die am 19. März 2004 veröffentlicht wurde, zeigt Aiman al-Sawahiri von der Terrororganisation Al-Kaida.
Bildrechte: Mazhar Ali Khan/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Videobeitrag

Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri auf einem Foto aus dem Jahr 1998.

Bildbeitrag
>

Drahtzieher von 9/11: Al-Kaida-Chef von CIA-Drohne getötet

Drahtzieher von 9/11: Al-Kaida-Chef von CIA-Drohne getötet

US-Präsident Biden zufolge ist Al-Kaida-Chef Al-Sawahiri bei einem Drohnenangriff am getötet worden. US-Geheimdienstler hatten den 71-Jährigen in Kabul aufgespürt. Er gilt als Strippenzieher der Anschläge vom 11. September 2001.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Aiman Al-Sawahiri galt als einer der wichtigsten Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001. Dementsprechend war er auch einer der meistgesuchten Terroristen der Welt. Nachdem Al-Kaida-Chef Osama bin Laden 2011 in Pakistan von US-Einheiten getötet worden war, wurde sein langjähriger Weggefährte und Stellvertreter Al-Sawahiri sein Nachfolger. Auf seine Ergreifung waren in den USA bis zu 25 Millionen Dollar Belohnung ausgesetzt.

  • Zum Artikel: 20 Jahre nach 09/11: Das Sterben geht weiter

Nach Angaben der US-Geheimdienste sei Al-Sawahiri in diesem Jahr aufgespürt worden. Er sei "in die Innenstadt von Kabul" gezogen, um wieder mit seiner Familie zusammen zu leben. Noch in den vergangenen Wochen habe er Videos gemacht, in denen er seine Anhänger dazu aufrief, die USA und ihre Verbündeten anzugreifen. Nach Angaben eines US-Regierungsvertreters wurde der 71-Jährige am frühen Sonntagmorgen auf dem Balkon eines Hauses in Kabul durch zwei von einer Drohne abgefeuerte Raketen vom Typ Hellfire getötet.

Vom Arzt zum Topterroristen

Der in einem Vorort von Kairo geborene Al-Sawahiri studierte Medizin und arbeitete drei Jahre als Chirurg in der ägyptischen Armee, später in einem Kairoer Krankenhaus. Al-Sawahiri stammt aus bürgerlichen Verhältnissen. Der Islam spielte in seiner Erziehung stets eine wichtige Rolle. Er habe – so heißt es - zwar nicht über bin Ladens Charisma verfügt, sei aber für seinen hohen Intelligenzgrad und seine analytischen Fähigkeiten bekannt gewesen. Al-Sawahiri, so wird aus seinem Umfeld berichtet, wirkte wie ein verbissener Hassprediger und weniger wie ein Menschenverführer, der in der Lage wäre, junge Männer für Selbstmordattentate zu rekrutieren. Im Gegensatz zu Bin Laden, der bis zu seinem Tod ein freier Mann blieb und nie eine Zelle von ihnen gesehen hatte, saß Al-Sawahiri schon als junger Mann in einem ägyptischen Gefängnis - eine Erfahrung, die ihn offensichtlich noch weiter radikalisiert hat. Bis heute ist er für Dschihadisten ein Vorbild - auch in Deutschland.

Mitbegründer von Al-Kaida

Nach seinem Studium ließ sich Al-Sawahiri als Arzt im Kairoer Nobelviertel Maadi nieder. Doch seine Begeisterung für den politischen Islam, der ihn schon als Jugendlicher in die Arme der Muslimbruderschaft getrieben hatte, ließ nicht nach. Um 1973 soll er sich der ägyptischen Terrororganisation Dschihad angeschlossen haben. 1981 wurde er als Terrorverdächtiger inhaftiert. Ein Gericht verurteilte ihn zu drei Jahren Haft wegen illegalen Waffenbesitzes. Eine Beteiligung an dem Attentat auf Präsident Anwar al-Sadat konnte ihm jedoch nicht nachgewiesen werden. Nach Stationen in Saudi-Arabien, Tschetschenien und in Europa landete Al-Sawahiri schließlich in der pakistanischen Stadt Peschawar. Im Jahr 1987 soll er dort Bin Laden kennengelernt haben. Neben Osama bin Laden gehörte Al-Sawahiri zu den Gründern der Terrororganisation Al-Kaida.

"Die Welt ist ohne ihn sicherer geworden"

Nach den Worten von US-Präsident Biden, sei der erfolgreiche Einsatz gegen Al-Sawahiri ein klares Signal an jeden Feind der USA: "Egal, wie lange es dauert, egal, wo du dich versteckst: Wenn du eine Bedrohung für unsere Bevölkerung bist, werden die USA dich finden und ausschalten."

Der ehemalige US-Präsident Barack Obama zeigte sich auf Twitter erleichtert: "Mehr als 20 Jahre nach dem 11. September 2001 wurde einer der Drahtzieher dieses Terroranschlags und Osama bin Ladens Nachfolger als Anführer von Al-Kaida - Ayman Al-Sawahiri - endlich der Gerechtigkeit zugeführt." Die Nachrichten sei auch ein Beweis dafür, dass es möglich sei, "Terrorismus zu bekämpfen, ohne in Afghanistan Krieg zu führen".

  • Zum Artikel: 20 Jahre Krieg gegen den Terror - Was bleibt?

"Die Welt ist ohne ihn sicherer geworden", kommentierte der republikanische US-Senator Marco Rubio laut der Nachrichtenagentur Reuters. Dieser Schlag zeige zudem, dass "wir weiterhin entschlossen sind, alle Terroristen zu jagen, die für den 11. September 2001 verantwortlich sind, und diejenigen, die weiterhin eine Bedrohung für die Interessen der Vereinigten Staaten darstellen."

Auch Kanadas Premierminister Justin Trudeau sieht den Tod des Al-Kaida-Anführers als "Schritt in Richtung einer sichereren Welt", wie er auf Twitter schrieb. "Kanada wird weiterhin mit unseren globalen Partnern zusammenarbeiten, um terroristische Bedrohungen zu bekämpfen, Frieden und Sicherheit zu fördern und die Menschen hier zu Hause und in der ganzen Welt zu schützen", so Trudeau.

Die Regierung von Saudi-Arabien begrüßte ebenfalls die Nachricht von Al-Sawahiris Tod. Al-Sawahiri habe "die Planung und Ausführung von abscheulichen Terror-Operationen in den USA, in Saudi-Arabien und vielen anderen Ländern in aller Welt angeführt", erklärte das Außenministerium des Königreichs.

Kritik an Taliban-Führung

Die USA waren nach 9/11 in Afghanistan einmarschiert und hatten das Taliban-Regime gestürzt, das Al-Kaida Unterschlupf gewährt hatte. Der Einsatz zur Tötung Al-Sawahiris wurde jetzt knapp ein Jahr nach dem Truppenabzug der USA und ihrer westlichen Verbündeten aus Afghanistan ausgeführt. Im Zuge des Rückzugs hatten die radikalislamischen Taliban die Macht in Afghanistan wieder an sich gerissen und dem Westen damit eine schwere Schmach zugefügt.

Ein US-Regierungsvertreter warf den Taliban nun vor, Al-Sawahiris Aufenthalt in Kabul sei ein "klarer Verstoß" gegen das Abkommen von Doha aus dem Jahr 2020 gewesen. Das unter Bidens Vorgänger Donald Trump geschlossene Abkommen hatte den Weg für den US-Abzug aus Afghanistan bereitet. Die Taliban hatten unter anderem einen Bruch mit Al-Kaida zugesagt. Nach Angaben des US-Regierungsvertreters wussten Anführer des Haqqani-Netzwerks - einer Untergruppe der Taliban - von Al-Sawiris Aufenthalt in Kabul.

Das afghanische Innenministerium hatte am Wochenende noch Gerüchte über einen Drohnenangriff in Kabul zurückgewiesen. In der Nacht auf Dienstag schrieb Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid dann im Kurzbotschaftendienst Twitter, es sei ein "Luftangriff" auf ein Haus im Kabuler Stadtteil Scherpur ausgeführt worden. Erste Ermittlungen hätten ergeben, "dass der Angriff von amerikanischen Drohnen verübt" worden sei.

Pakistan, Islamabad: Eine auf einem Laptop abgespielte DVD einer Al-Sahab-Produktion zeigt Aiman al-Sawahiri von der Terrororganisation Al-Kaida.
Bildrechte: B.K. Bangash/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bildbeitrag

Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!