Ein ehemaliges IS-Mitglied wird vor der Urteilsverkündung in den Saal im Frankfurter Oberlandesgericht geführt.
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Ein ehemaliges IS-Mitglied wird vor der Urteilsverkündung in den Saal im Frankfurter Oberlandesgericht geführt.

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Der schwierige Umgang mit IS-Rückkehrern

Der schwierige Umgang mit IS-Rückkehrern

Sie leben wieder unter uns: Rund 380 Ex-Angehörige des IS und anderer islamistischer Gruppen sind laut Innenministerium nach Deutschland zurückgekehrt. Einige sind in Haft, die Kinder oft in Obhut des Jugendamts. Wie gelingt die Resozialisierung?

Über dieses Thema berichtet: Dossier Politik am .

Die Frau, die wir Sabine nennen, sitzt in ihrer Dreizimmerwohnung auf einem schwarzen Sofa und zündet sich eine Zigarette an. Sie möchte nicht erkannt werden, will ihr altes Leben endgültig hinter sich lassen. Ein wichtiger Schritt: Die Frau aus Südwestdeutschland hat eine feste Arbeit gefunden, der Arbeitgeber hat nicht nach ihrer Vergangenheit gefragt, erzählt sie.

Bis 2019 war Sabine mehr als vier Jahre bei der Terrormilz Islamischer Staat. Die Ausreise bereue sie. "Weil ich meinen Kindern einen sehr, sehr schweren Start ins Leben damit geschaffen habe. Und weil es grundsätzlich falsch war", sagt Sabine.

Beim IS drei Kinder zur Welt gebracht

Rückblick: 2013 lernt Sabine einen jungen Muslim kennen. Sie konvertiert zum Islam und heiratet den Mann. Er habe sie radikalisiert, sagt Sabine. "Er hat mir dann immer seine Beweise dazu gezeigt, sei es aus dem Koran oder sonst wo. So hat er mich davon überzeugt, dass es das Richtige wäre, nach Syrien zu gehen."

Beim IS wird Sabine dreimal Mutter, der Ehemann kommt beim Kämpfen ums Leben. Als der IS zerfällt, kommt die deutsche Staatsbürgerin in türkische Gefangenschaft. Anfang 2020 wird sie mit ihren Kindern nach Deutschland abgeschoben und am Flughafen Frankfurt festgenommen, die drei Kinder kommen in Obhut des Jugendamtes.

Hausfrau, Mutter und IS-Propagandistin

Im ersten Gespräch mit Sabine, damals noch in Haft, erzählt sie von ihrer Zeit beim IS. Sie sagt, sie sei Hausfrau und Mutter gewesen, aber auch Teil des Systems IS. In sozialen Netzwerken hetzte sie gegen Ungläubige – damals aus Überzeugung, aber ihr sei auch bewusst gewesen, "wer sich gegen den IS stellt, der riskiert sein Leben".

Fast 14 Monate sitzt Sabine in Untersuchungshaft. Am Ende verurteilt ein deutsches Gericht sie zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren wegen mitgliedschaftlicher Beteiligung an einer ausländischen terroristischen Vereinigung. Die Strafe wird aber zur Bewährung ausgesetzt. Auch weil Sabine über ihre Zeit beim IS umfassend ausgepackt hat.

Gericht entzieht Sorgerecht für Kinder

In Freiheit kann Sabine ihre Kinder nur alle 14 Tage treffen. Sie leben bei mehreren Pflegefamilien. Das Familiengericht Frankfurt hat Sabine das Sorgerecht teilweise entzogen. Das Gericht befürchtet, dass Sabine ihre Kinder re-traumatisieren könnte.

Eine Mitarbeiterin des Frankfurter Jugendamts erklärt, warum immer wieder IS-Rückkehrerinnen das Sorgerecht entzogen wird. Diese Frauen seien wissentlich in ein Kriegsgebiet gereist und hätten dort Kinder zur Welt gebracht. Diese Kinder seien also bewusst in Situationen gekommen – mit Bombenhagel und Schüssen - die "sicherlich für die kindliche Entwicklung nicht gut sind", wie es die Jugendamtsmitarbeiterin ausdrückt.

Urteile vor allem gegen männliche IS-Rückkehrer

Mehr als 1.000 Männer und Frauen haben sich laut Bundesinnenministerium seit 2011 islamistischen Terrororganisationen in Syrien und dem Irak angeschlossen. Rund 380 sind wieder zurück, etwa 80 davon sind Frauen.

Die Zahl bisheriger Verurteilungen bewegt sich im mittleren zweistelligen Bereich. Zuletzt waren es vor allem Männer, die in U-Haft und schließlich vor Gericht landeten. Bei ihnen sind strafbare Handlungen einfacher nachzuweisen, weil sie an Kampfhandlungen beteiligt waren.

Aussteigerprogramme sollen Rückkehrer resozialisieren

Im Gefängnis treten dann Aussteiger-Programme an die Rückkehrer heran, die im staatlichen Auftrag arbeiten – zum Beispiel der Verein Violence Prevention Network. Geschäftsführer Thomas Mücke weiß, eine extremistische Ideologie löst sich nicht von heute auf morgen auf, sondern sei das Ergebnis sehr langer Diskussionen.

Da gehe es dann zum Beispiel um das Thema, ob Islam und Demokratie miteinander vereinbar seien. Ziel sei die soziale Wiedereingliederung. "Und wir gucken uns jeden einzelnen Lebensbereich an", sagt Mücke.

  • Zum Artikel: Anschläge, Rückkehrer, Schläfer: Wie gefährlich ist der IS noch?

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