Nach dem Konsum von Kokain müssen immer mehr Menschen in Deutschland ärztlich behandelt werden. Im Jahr 2023 waren es in Deutschland 65.000 Personen und somit mehr als dreimal so viele wie vor zehn Jahren. Das ist das Ergebnis einer unveröffentlichten Auswertung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung, die der Zeitung "Bild" (Freitag) vorliegt.
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Die leitende Medizinerin der Barmer-Krankenkasse, Ursula Marschall, sprach von einer alarmierenden Entwicklung. "Das wahre Ausmaß wird noch viel größer sein, da wir nur den Bruchteil der Betroffenen in ärztlicher Behandlung sehen."
Kokain-Konsum: Junge Männer besonders anfällig
Besonders stark betroffen seien demnach Männer zwischen 20 und 39 Jahren. 2023 machten sie 29.700 der Fälle aus. In der Gruppe der 40- bis 59-jährigen Männer wurden 18.100 Patienten verzeichnet.
Kokain habe einen stimulierenden und aufputschenden Effekt und werde häufig als Leistungsdroge bezeichnet, so Marschall. "Der vergleichsweise starke Kokain-Konsum bei jungen Männern könnte auf einen massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen. Sei es im Beruf oder im Privatleben."
In ganz jungen Jahren oder im Alter spiele Kokain hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Hier sei Kokain oft zu teuer und Cannabis weiter verbreitet. Im Alter gebe es eher einen Alkohol- und Medikamentenmissbrauch.
Behandlung wegen Kokain: Spitzenreiter Nordrhein-Westfalen
Laut der Analyse gibt es deutliche regionale Unterschiede bei der Anzahl der Fälle. An erster Stelle stand im vergangenen Jahr demnach Nordrhein-Westfalen mit 15.280 Betroffenen, gefolgt von Niedersachsen mit 7.760 und Berlin mit 7.230 Patienten. Die wenigsten Betroffenen gab es im Saarland mit 490, in Thüringen mit 810 und in Mecklenburg-Vorpommern mit 960.
Dabei gab es in allen Bundesländern im Zehnjahresvergleich teils enorme Zuwächse, wie es weiter hieß. In Sachsen haben sich die Patientenzahlen von 100 auf 980 beinahe verzehnfacht. Die geringste Steigerung lag in Hamburg mit einer Verdoppelung der Fallzahlen von 2.680 auf 5.500 vor.
Drogenbeauftragter warnt: Kokain ist kein Lifestyle-Produkt
Einen Anstieg des Kokain-Konsums beobachtet auch die Bundesregierung, sagte der Beauftragte für Sucht und Drogenfragen, Burkhard Blienert (SPD), der Zeitung. Scheinbar sei die Droge in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Es müssten daher mehr Ressourcen in Prävention, Beratung, Schadensminimierung und Hilfe investiert werden. "Kokain ist kein strahlend weißes Lifestyle-Produkt, es ist eine hochgefährliche und unglaublich schmutzige Droge", so Blienert.
Mit Informationen von KNA und epd
Zum Video: High in Bayern - Der Kampf gegen Drogen
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