Proteste gegen einen sexuellen Übergriff  im indischen Manipur.
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Proteste gegen einen sexuellen Übergriff im indischen Manipur.

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Entsetzen über sexuelle Gewalt gegen Frauen im indischen Manipur

Schon Anfang Mai sind ethnische Unruhen im indischen Manipur ausgebrochen. Jetzt sorgt das Video eines sexuellen Übergriffs für Empörung. Premier Modi verurteilt diesen Exzess im Konflikt von mehrheitlich hinduistischen Meitei und christlichen Kuki.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Ein Video über eine Zurschaustellung von Frauen durch einen hinduistischen Mob wirft ein neues grelles Schlaglicht auf den ethnischen Konflikt im indischen Bundesstaat Manipur. Indiens Oberstes Gericht forderte strenge Strafe gegen die Täter, nachdem das Video in Sozialen Medien viral ging, wie der asiatische Pressedienst Ucanews berichtet. Zu sehen ist ein Männer-Mob, der zwei Frauen der christlichen Minderheit nackt durch die Straßen treibt. Der Hashtag #ManipurViralVideo trendete am Freitag in Indien auf Twitter.

Gewalt im indischen Manipur – Premierminister äußert sich

Auch der hindu-nationalistische Premierminister Narendra Modi fühlte sich bemüßigt, sich erstmals seit Ausbruch der Gewalt vor zweieinhalb Monaten zu dem Konflikt in Manipur zu äußern. "Die Schuldigen werden nicht davonkommen. Was den Töchtern von Manipur widerfahren ist, kann niemals vergeben werden", sagte Modi am Donnerstag indischen Medien. Die Polizei ermittelt. Offenbar gab es nun bereits erste Festnahmen.

Laut Polizeiangaben gehören die Frauen der überwiegend christlichen Bevölkerungsgruppe der Kuki an. Mindestens eine von ihnen sei Opfer einer Gruppenvergewaltigung geworden. Der Oberste Richter D. Y. Chandrachud sagte laut Ucanews, es sei zutiefst beunruhigend, dass Frauen in gesellschaftlichen Konflikten mit sexueller Gewalt instrumentalisiert würden. Dies sei gröbste Menschenrechtsverletzung. Das höchste Gericht forderte die Regionalregierung von Manipur auf, es über alle Schritte zu informieren, um die Täter der Justiz zuzuführen.

Der Regierungschef von Manipur, N. Biren Singh, von den Meiteis kündete auf Twitter an, die Täter streng zu bestrafen. Im Fall der Übergriffe wurden vier Verdächtige festgenommen, wie die Regierung von Manipur mitteilte. Die Angriffe ereigneten sich der Polizei zufolge am 4. Mai. Einen Tag zuvor sollen die Unruhen in dem Staat ausgebrochen sein.

Ethnischer Konflikt zwischen Meitei, Kukis und Nagas

In Manipur an der Grenze zu Myanmar ist die Lage zwischen der mehrheitlich hinduistischen und die Politik dominierenden Mehrheit, den Meitei, sowie zwei vorwiegend christlichen Gruppen, den Kukis und den Nagas, angespannt. Zuletzt kam es zu Gewalt zwischen den Gruppen. Seit Mai wurden mehr als 130 Menschen bei ethnischen Unruhen getötet.

Neu Delhi hat zusätzliche Sicherheitskräfte in den Bundesstaat mit rund drei Millionen Einwohnern entsandt, Internetverbindungen gekappt und Reisebeschränkungen in die Region verhängt. Trotzdem dauern die Spannungen an. In Manipur gab es schon in der Vergangenheit ethnische Gewalt und bewaffnete Konflikte. Der Staat ist in zwei ethnische Gebiete geteilt. Die Konfliktparteien haben bewaffnete Milizen gebildet. Mehr als 60.000 Menschen sind in Schutzunterkünfte geflüchtet.

Hintergrund der neusten Spannungen ist ein Streit um Anspruch auf Land und staatliche Jobs. Christliche Angehörige des Volks der Kuki protestierten gegen eine Forderung von Angehörigen der Meitei, mehrheitlich Hindus, nach einem Sonderstatus. Dieser würde es ihnen ermöglichen, Landflächen in Hügeln zu kaufen, in denen Kukis leben. Zudem bekämen sie einen festen Anteil an staatlichen Jobs.

Proteste im indischen Parlament

Aus Protest gegen ethnische Gewalt im Nordosten von Indien haben Abgeordnete erneut im indischen Parlament das Prozedere gestört. Angehörige der Opposition forderten am Freitag, dass der ranghöchste gewählte Vertreter des indischen Staats Manipur, Biren Singh, entlassen wird. Bereits am Donnerstag hatten Mitglieder der Opposition im Parlament protestiert.

Singh gehört der hindu-nationalistischen Partei von Premierminister Narendra Modi an. Oppositionspolitiker riefen Slogans und sprachen sich dafür aus, die parlamentarischen Geschäfte zu verschieben und eine Debatte über die Gewalt aufzunehmen.

Mit Informationen von AP, dpa und KNA

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