Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben in den vergangenen 24 Stunden 250 Ziele im Gazastreifen bombardiert. Von Dschabalia und Shuhada im Norden bis zur Großstadt Chan Junis im Süden stießen sie dabei auf heftigen Widerstand. Nach palästinensischen Angaben spitzte sich die Lage in Chan Junis besonders zu, nachdem die israelische Armee die Menschen im Osten der Stadt zur Flucht in westliche Viertel sowie ins benachbarte Rafah aufgefordert habe. Auch in israelischen Ortschaften nahe dem Gazastreifen heulten immer wieder Alarmsirenen wegen Raketenangriffen. Davon, dass Israel die Kontrolle im Gazastreifen übernommen hätte, kann laut ARD-Korrespondent Jan-Christoph Kitzler aus Tel Aviv noch keine Rede sein.
Politische Positionen bröckeln
Auch die politischen Positionen bröckeln. Beobachtern zufolge gibt es im Gazastreifen deutliche Anzeichen dafür, dass die Hamas in der eigenen Bevölkerung an Rückhalt verliert. Grund sei die katastrophale humanitäre Lage. Auf israelischer Seite hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärt, es werde wahrscheinlich nicht gelingen, alle Geiseln freizubekommen. Ein Treffen mit deren Angehörigen am Dienstag endete in einem Eklat.
Auf der Karte: Die militärische Lage im Gazastreifen
Hinweis: Diese Informationen sind nicht vollständig unabhängig überprüfbar. Sie werden vom ISW, einem gemeinnützigen, überparteilichen Politikforschungsinstitut mit Sitz in den USA, einmal pro Tag zur Verfügung gestellt. Dadurch kann es zu Verzögerungen im Vergleich zum aktuellen Geschehen kommen.
Schlimme humanitäre Lage
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind mit fast 1,9 Millionen Menschen über 80 Prozent der Bevölkerung des Gazastreifens auf der Flucht. Israel hält die Blockade des Gebietes aufrecht. Zugleich gibt es Berichte darüber, dass die Hamas einen großen Teil der für die Zivilbevölkerung vorgesehenen Hilfslieferungen stehlen soll. Das Welternährungsprogramm (WFP) warnte vor einer Hungersnot. Selbst wenn die Lastwagen über die Grenze rollten, kämen die Hilfsgüter nicht bei den Menschen an, weil die Koordinierung von Hilfe zwischen fallenden Bomben nicht möglich sei, so der Direktor des deutschen WFP-Büros, Martin Frick. Nötig sei daher eine langfristige Waffenruhe sowie die Freilassung aller Geiseln.
Unterdessen haben mehrere Hilfsorganisationen aus dem Bündnis "Aktion Deutschland hilft" begonnen, Lebensmittelpakete nach Gaza zu transportieren und dort zu verteilen. Die Action Medor, der Arbeiter-Samariter-Bund, Help und Malteser International teilten mit, die Ready-to-Eat-Pakete enthielten Wasser, Trockenfrüchte, Dosenfleisch und anderes, was ohne Kochen direkt gegessen werden könnte. Der Bevölkerung fehle es an Gas und Strom zum Kochen.
Einreisebeschränkungen für radikale Siedler
Während der Krieg im Gazastreifen tobt, mehren sich extremistische Übergriffe radikaler jüdischer Siedler auf Palästinenser im Westjordanland. Die Bundesregierung will sich auf europäischer Ebene für Einreise-Sanktionen gegen gewaltbereite Siedler einsetzen. Ein Sprecher von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) begrüßte die Visa-Sanktionen, die die USA am Dienstag verhängt hatten. Die USA wollen demnach jedem die Einreise verweigern, der "den Frieden, die Sicherheit oder Stabilität im Westjordanland" untergräbt.
Mit Informationen von dpa und AFP
Im Video: Erbitterte Kämpfe zwischen dem israelischen Militär und der Terrororganisation Hamas
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