"Könnt ihr das bitte mal checken?“
"Auf was sollte ich achten, was ist glaubwürdig und was nicht?"
Über Whatsapp, Twitter, Facebook und Telegram – und auch in Gesprächen auf der Straße - kommen immer neue Hinweise auf mögliche Desinformation, gerne auch direkt adressiert: "Liebe Faktenfüchse…"
"Was wir beim Start des Formats Faktenfuchs Anfang 2017 so nicht erwartet haben: Wir sind eine wachsende Gemeinschaft von Faktenfans. Nicht Unfug und Wahnwitz haben jetzt die Oberhand, sondern Wissenschafts-Podcasts und Faktenchecks. Nachhaltig abschreckend war für nicht wenige wohl das Beispiel USA - das Land, das sich 2016/17 vom Phänomen Fakenews mit am stärksten infizieren ließ." - Gudrun Riedl, Stellvertretende Redaktionsleitung, Konzeption Format BR24-Faktenfuchs
Von Anfang an wichtiger Teil des Faktenfuchs-Konzeptes: Die größtmögliche Verbreitung der Checks in den Social-Timelines und Kommentarspalten. Die Redaktion befüllt mit Hilfe des BR-Archivs genau dafür ein Tool, den Factfox, mit verlässlichen Informationen. Diese können die Redakteure dann für ihre Antworten auf User-Fragen nutzen.
Ein #Faktenfuchs bedeutet nicht das Ende der Debatte
Der Kern des Konzepts sind die #Faktenfuchs-Artikel. Wie zum Beispiel der aktuelle Faktencheck zu Rezos Video "Wie Politiker momentan auf Schüler scheißen". Der Youtuber mit den blauen Haaren, der schon mit seiner Kritik an der CDU viel Aufsehen bekam, griff darin die Debatte um Abiturprüfungen in der Coronakrise auf. Der #Faktenfuchs prüfte seine Behauptungen – und führte danach mit dem Youtuber auf Twitter die Debatte über Details weiter. Eine Debatte, die beide Seiten – und auch User – als gewinnbringend empfanden.
Das Beispiel zeigt aber auch: Es mögen Fakten transparent recherchiert werden – am Ende bleibt oft noch Raum für Auslegung. Sowohl NRW-Ministerpräsident Laschet als auch Rezo selbst sahen sich durch den #Faktenfuchs bestätigt.
Faktenchecks wie diese aus Bayern dienen inzwischen Journalisten in ganz Deutschland als Basis für ihre Arbeit.
Anerkennung von Netzpolitik.org bis Drosten-Podcast
Im Coronavirus-Podcast mit dem Virologen Christian Drosten konnte man in Folge 29 hören: "Wer die Diskussion um diese Argumente [Anm.: zu den Maßnahmen in der Krise] nachlesen möchte: Die Kollegen vom Bayerischen Rundfunk haben in der Rubrik Faktenfuchs eine sehr aufschlussreiche Zusammenstellung gemacht" (Minute 00:33 ).
Die Nachrichten-Webseite Netzpolitik.org erwähnt den Faktenfuchs im März anerkennend als Beispiel dafür, wie öffentlich-rechtliche Sendeanstalten Falschmeldungen zu Corona entgegentreten.
Der Kampf gegen das Virus ist auch ein Kampf gegen die Falschmeldungen rund um das Virus. "Desinformation zu bekämpfen, gehört aus meiner Sicht dazu, um das Virus zu bekämpfen", #Faktenfuchs-Teamlead Sophie Rohrmeier.
Auch in Hörfunk und Fernsehen treten die Faktenchecker regelmäßig auf.
Kategorien gegen die Fake-Flut
Jeden Morgen ist Faktenkonferenz des kleinen Teams. Die immer größere Sammlung an Prüfmaterial wird dabei im Moment grob in vier Kategorien eingeteilt: "Aktuelle Checks", "Politische Verschwörungsmythen", "Individuelle Erfahrung und Behauptung" sowie "Medizinisches Halbwissen/ Falschinformation". Dabei ist das Listening-Center von BR24 ist die wichtigste Quelle für aktuelle Checks: Hier scannen Redakteure das Netz, hier fallen Fragen auf, die die Menschen gerade umtreiben.
Wie sind Erntehelfer eigentlich versichert, die jetzt wieder ins Land dürfen? Und sind Masken gefährlich für die Lunge?
In der Coronakrise hat aber natürlich auch die politische Mythenbildung zugenommen. Hier liefert das Listening über Tage und Wochen die entsprechenden Belege, die dann in große Recherchen münden: Was hat es auf sich mit dem angeblichen Nahen einer Neuen Weltordnung? Zu einer erschreckenden geschichtlichen Kontinuität gehört dabei auch, dass Anhänger zahlreicher Verschwörungsmythen Juden für die Ausbreitung des Virus verantwortlich machen.
Zur Kategorie "individuelle Erfahrung" zählen beispielsweise Videos, in denen sich Menschen in oder vor einem Krankenhaus filmen und behaupten hier sei "nichts los" und Corona wäre nur ein "Medienhype". Einen Fall aus München schilderte das #Faktenfuchs-Team im Fake-Ticker und verwies auch auf die Antwort der Klinik. Die Recherche dazu läuft weiter.
Zusammenarbeit mit allen Partnern im Haus
Für Artikel aus der Kategorie "Medizinisches Halbwissen" beispielsweise und den derzeit viel diskutierten Medizinern der "alternativen Medien" arbeitet das #Faktenfuchs-Team eng mit der Redaktion Wissen zusammen. Daraus entstehen Artikel, die sich mit den teils legitimen Fragen, teils unverantwortlichen Schlüssen mancher dieser Mediziner befassen (zum Beispiel in den Fällen Bhakdi, Wodarg und Hockertz). Haarsträubend-gefährliches ("Trinken von Bleiche hilft gegen Corona") landet hingegen sofort im Fake-Ticker Corona, wie auch aktuell virale Verschwörungsmythen ("5G befördert die Verbreitung des Virus").
In fast jedem Fall helfen die Fachredaktionen, teils komplexe Fragen zu klären. Oft recherchieren die Kolleg/-innen der Region, was dran ist an Behauptungen. Bei bildstarken Themen sucht der Faktenfuchs auch Partner unter den Fernsehformaten. Jeder Faktencheck für BR24 wird dann mindestens dreimal abgenommen: Im Team selbst teils mehrfach, von einer zuständigen (Fach-) Redaktion oder Region, vom aktuellen BR24-Chef oder der Chefin vom Dienst – den Blattmachern - und gegebenenfalls noch vom Leitungsteam. Trotzdem können Fehler passieren – bitte wenden Sie sich an faktenfuchs@br24.de, wenn Sie eine Frage oder einen Hinweis haben.
Das Revier wird größer
Ausgespielt werden die Faktenfuchs-Recherchen auf allen Plattformen von BR24. Der Fuchs hat seinen eigenen Twitter-Account, seitdem versucht wurde, über die Adresse @faktenfuchs bewusst Desinformation zu verbreiten. Noch in diesem Jahr soll auch ein Radioformat "Faktenfuchs" entwickelt werden, in Zusammenarbeit mit B5 aktuell. Und auch mehr Videos soll es geben. Dass die Themen ausgehen ist vorerst nicht zu befürchten – im Moment ist der Faktenfuchs im Dauereinsatz und er wird weiter gerne auch persönlich angefragt.