"Die Schäden sind vergleichbar mit denjenigen, die die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal angerichtet hat", so beschreibt Karsten Dyba seine Eindrücke am Telefon. "Man ist emotional bei den Menschen", sagt er. Erreichbar ist Dyba erst am Abend, im Hotel. Als das Gespräch zu Stande kommt, ist der Oberstleutnant mit seinen Kameraden gerade dorthin zurückgekehrt. Den ganzen Tag über waren sie unterwegs, um sich einen Überblick über die Schäden zu verschaffen.
Die Hochwasserkatastrophe in Polen
Karsten Dyba ist Teil eines Erkundungskommandos der Bundeswehr. Es befindet sich aktuell im Raum Glucholazy (deutsch: Ziegenhals) im Südwesten Polens. Dort gab es im September eine verheerende Flut.
Das Wasser hätte hier bis vor kurzem bis zu drei Meter hoch gestanden, schildert Dyba. Die Folgen: "In den Häusern sind nicht nur die Keller vollgelaufen, sondern auch die Erdgeschosse. Ganze Straßen wurden weggerissen. Viele Brücken sind nicht mehr befahrbar. Die Menschen sind jetzt dabei, ihren zerstörten Hausrat aus den Häusern zu räumen."
Pioniere verschaffen sich einen ersten Überblick
Die Erkundungen dienen der Vorbereitung eines Hilfseinsatzes. Dyba begleitet Angehörige des Panzerpionierbataillons 4 aus dem niederbayerischen Bogen in seiner Funktion als Presseoffizier der 10. Panzerdivision. Gerade wird vor Ort geprüft, wie genau und mit welchem Gerät die Pioniere helfen können.
In erster Linie werde es darum gehen, Straßen und Wege wieder befahrbar zu machen, und Brücken so wieder herzurichten, dass über Flüsse übergesetzt werden kann, sagt Dyba. Außerdem müsse Schutt und Geröll abtransportiert werden.
120 Soldaten für acht Wochen im Einsatz
Geplant sei es, Anfang kommender Woche Voraus- und Hauptkräfte von Bogen aus in Marsch zu setzen. Sie sollen unter anderem mit Baumaschinen wie Radladern oder Baggern bei der Beseitigung von Flutschäden helfen. Der Transport der schweren Geräte auf Tiefladern wird zwei Tage dauern.
Bei den Aufräumarbeiten sollen bis zu 120 Soldatinnen und Soldaten zum Einsatz kommen. Vorgesehen ist laut Verteidigungsministerium ein Hilfseinsatz von zunächst acht Wochen Dauer.
Polen kämpft mit Flutfolgen
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte Polen am vergangenen Donnerstag Hilfe nach der Flut zugesagt. Den Worten des Verteidigungsministers nach hatte das Nachbarland zuvor darum gebeten. Polen kämpft derzeit mit den Auswirkungen schwerer Überschwemmungen. Mitte September verwüsteten die Wassermassen zahlreiche Ortschaften. Mindestens neun Menschen starben.
Spezialisten aus Niederbayern
Die Pioniere aus Bogen haben Erfahrung im Umgang mit Flutschäden. Unter anderem halfen sie nach dem Donau-Hochwasser 2013 oder nach der Katastrophe in Simbach am Inn im Jahr 2016. Auch im Ahrtal seien Soldaten im Einsatz gewesen, berichtet Dyba am Telefon. Die Erfahrungen könnten sie nun im Rahmen der Fluthilfe in Polen einbringen.
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