Zwei Journalisten sind die Preisträger des Friedensnobelpreises 2021: Das Nobelpreiskomitee hat damit ausdrücklich die vierte Kraft der Demokratie gewürdigt: Die Presse.
Mit Maria Ressa fiel die Wahl auf eine amerikanisch-philippinische Journalistin. Mit Dmitri Muratow wird ein russischer Medienvertreter geehrt. Beide gelten als investigative Journalisten in verschiedenen Teilen der Welt, beide als unabhängig und kritisch. Die heutige Ehrung des Nobelpreiskomitees ist damit eine deutliche Botschaft in Richtung zweier sich zunehmend autoritär gebärdender Regierungen – auf den Philippinen und in Russland.
Maria Ressa (* 2. Oktober 1963) ist die Leiterin von Rappler (hier der Link zur englischsprachigen Site), einem Online-Medium für investigativen Journalismus. Bekannt wurde sie durch ihre kritische Berichterstattung über den philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte und dessen "Krieg gegen Drogen", der mit Polizeigewalt und Anstiftung zur Selbstjustiz geführt wird.
Ressa wurde im Juni 2020 wegen "Verleumdung" verurteilt, ohne dass bisher das endgültige Strafmaß verkündet worden wäre. Derzeit ist sie auf Kaution in Freiheit.
Dmitri Muratow (* 30. Oktober 1961) zählt zu den maßgeblichen Stimmen der Nowaja Gaseta (Link zur Website in russischer Sprache), einer regierungskritischen Zeitung, die couragiert über Korruption und Bandenkriminalität berichtet.
Er habe sich trotz Morden und Drohungen geweigert, die Unabhängigkeit seiner Zeitung aufzugeben und "sich konsequent für die Rechte von Journalisten eingesetzt", so Reiss-Andersen - und das, obwohl mehrere seiner Kollegen und Kolleginnen ihren Einsatz mit dem Leben bezahlt haben. (Hier ein Tagesschau-Interview mit Sergej Sokolow über die ermordete NG-Journalistin Anna Politkowskaja).
Sein Preisgeld will Muratow für die Entwicklung des unterdrückten Journalismus in Russland einsetzen. "Wir werden versuchen, Leuten zu helfen, die jetzt als 'Agenten' eingestuft sind, die jetzt drangsaliert und aus dem Land vertrieben werden".
Der Nobelpreis für Frieden – eine besondere Auszeichnung
Für viele gilt der Nobelpreis für Frieden als die politischste Ehrung, die das norwegische Nobelkomitee zu vergeben hat. Personen können dabei ebenso wie Organisationen ausgewählt werden. Alljährlich wird sie am Todestag Alfred Nobels verliehen. Bundeskanzler Willi Brand wurde 1971 für seine Ostpolitik ausgezeichnet. Eher umstritten waren die Wahlen von US-Präsident Barack Obama im Jahr 2009, der EU als Organisation 2012 und des äthiopischen Präsidenten vor zwei Jahren – dieser führt inzwischen Krieg.
Die Qual der Wahl
Im vergangenen Jahr ging der Preis an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen. Diesmal waren nicht weniger als 329 Kandidaten nominiert – 234 Einzelpersonen und 95 Organisationen. Dies stellt die drittgrößte Zahl an Nominierten in der über 100-jährigen Geschichte des Friedensnobelpreises dar. Der Preis ist mit 985.000 Euro dotiert.
Klare Botschaft aus Oslo
Die Jury hat in ihrer Begründung deutlich gemacht, dass sie die Preisträger als "unerschrockene Verteidiger der Meinungsfreiheit" anerkennt. Sie hätten "Machtmissbrauch, Gewaltanwendung und wachsenden Autoritarismus aufgedeckt". Der Russe Muratow habe sich - trotz Morden in seinem Umfeld und Drohungen gegen ihn - geweigert, die Unabhängigkeit seiner Zeitung aufzugeben und sich "konsequent für die Rechte von Journalisten eingesetzt".
Die heutige Verleihung des Friedensnobelpreises, sie stärkt die Rolle der Presse in der Welt.
Friedensnobelpreis: Über 300 Nominierte
Laut Nobelkomitee gingen für dieses Jahr 329 Nominierungen ein, 234 für Persönlichkeiten und 95 für Organisationen. Der Preis ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen dotiert, etwas mehr als 980.000 Euro. Der Preis wird am 10. Dezember in Oslo überreicht, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel. Die Namen der Nominierten werden traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten.
Willy Brandt vor 50 Jahren letzter deutscher Preisträger
Im vergangenen Jahr ging der Preis an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, das damit unter anderem für seinen Kampf gegen den Hunger in der Welt geehrt wurde. Ex-Bundeskanzler Willy Brandt als letzter deutscher Preisträger wurde 1971 für seine Ostpolitik ausgezeichnet, die zur Entspannung im Kalten Krieg beigetragen hatte.
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