Nach mehr als 30 Jahren Fahndung ist die frühere Terroristin der Rote Armee Fraktion (RAF) Daniela Klette in Berlin gefasst worden. Die Festnahme erfolgte am Montagabend in einem Mietshaus in Kreuzberg durch die Polizei aus Niedersachsen, die Berliner Polizei war als Unterstützung dabei. Im Zusammenhang mit der Ergreifung von Klette ist auch ein Mann festgenommen worden. Der Verdächtige befinde sich in der Altersgruppe der beiden zusammen mit Klette seit Jahren gesuchten mutmaßlichen RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg, sagte der Präsident des niedersächsischen Landeskriminalamts, Friedo de Vries, am Dienstag in Hannover. Die Identifizierung sei aber noch nicht abgeschlossen, dies könne noch mehrere Stunden dauern.
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Bei Wohnungsdurchsuchung Munition gefunden
Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa geht die Festnahme der 65-jährigen Daniela Klette auf Ergebnisse niedersächsischer Zielfahnder zurück. Sie habe keinen Widerstand geleistet, sagte Friedo de Vries, Präsident des Landeskriminalamtes Niedersachsen. Einem Bericht des "Spiegel" zufolge soll die Gesuchte durch Fingerabdrücke identifiziert worden sein und nutzte offenbar einen italienischen Pass. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Verden wurde außerdem ein Durchsuchungsbefehl für die Wohnung erteilt. Ermittler fanden dort nach eigenen Angaben unter anderem zwei Magazine einer Pistole und Patronen.
Sechs Haftbefehle gegen Daniela Klette
Die 65-Jährige sitzt inzwischen wegen mehrerer Raubtaten in Untersuchungshaft. Klette wurde nach Angaben des Landeskriminalamtes Niedersachsen am Dienstag mit einem Hubschrauber nach Bremen geflogen und von dort aus weiter zum Amtsgericht Verden gebracht. Ein Ermittlungsrichter habe sechs Haftbefehle erlassen. Das teilten Staatsanwaltschaft Verden und das Landeskriminalamt Niedersachsen am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Hannover mit.
Akte Klette: Beteiligung an zahlreichen Straftaten
Klette steht nach Angaben der dpa im Verdacht, an einem Schusswaffen-Angriff auf die US-Botschaft in Bonn 1991 beteiligt gewesen zu sein. Vermutet wird zudem eine Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag auf die Justizvollzugsanstalt Weiterstadt 1993. Spuren deuten darauf hin, dass sie auch bei der Anti-Terror-Aktion 1993 im mecklenburgischen Bad Kleinen am Tatort war. Bei der Aktion starben damals der Polizist Michael Newrzella und der RAF-Mann Wolfgang Grams. Die frühere RAF-Terroristin Birgit Hogefeld wurde verhaftet.
Jahrelange Fahndung nach RAF-Terroristen
Die Staatsanwaltschaft Verden und das Landeskriminalamt Niedersachsen fahndeten jahrzehntelang nach den RAF-Rentnern Burkhard Garweg (55), Ernst-Volker Staub (69) und Daniela Marie Luise Klette (65). Zuletzt hat die Staatsanwaltschaft Verden am 14. Februar Hinweise zu früheren Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" erbeten. Danach gab es zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung. Die Festnahme von Klette soll allerdings nicht auf den Fahndungsaufruf in der Sendung zurückgehen.
Vor zehn Tagen hatte es dann einen Fehlalarm im Zusammenhang mit der RAF gegeben, als in einem Regionalzug in Wuppertal ein Mann fälschlich für das ehemalige RAF-Mitglied Ernst-Volker Staub gehalten wurde.
Die Delikte der dritten RAF-Generation
Daniela Klette, Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg werden der sogenannten dritten Generation der RAF zugeordnet. Die Behörden werfen Staub, Klette und Garweg versuchten Mord und eine Serie schwerer Raubüberfälle zwischen 1999 und 2016 vor. Die Tatorte lagen demnach in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Durch die Überfälle soll das seit mehr als 30 Jahren flüchtige Trio sein Leben im Untergrund finanziert habe. Ermittler sehen keine Hinweise auf aktuelle terroristische Aktivitäten. Die RAF löste sich bereits 1998 selbst auf.
Vertreter der Generation sollen den damaligen Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, und den Treuhand-Chef, Detlev Karsten Rohwedder, umgebracht haben. Rohwedder war am 1. April 1991 in Düsseldorf in seinem Haus am Schreibtisch erschossen worden. Das RAF-Kommando hatte ihn aus einer Kleingartenlage und mehr als 60 Metern Entfernung ins Visier genommen. Es war der letzte RAF-Mordanschlag.
Mit Informationen von dpa und AFP.
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