Sie waren bereits in den roten Zahlen – jetzt sind die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) noch tiefer ins Defizit gerutscht. Bis Ende September lag es bei 3,7 Milliarden Euro. Das teilte das Bundesgesundheitsministerium mit. Wie die Zahlen aus dem Bericht über die GKV-Finanzentwicklung für die ersten drei Quartale 2024 zeigen, vergrößerte sich das Minus im Laufe des Jahres immer weiter.
Die konkreten Zahlen
In den ersten neun Monaten des Jahres nahmen die gesetzlichen Krankenkassen insgesamt 239,2 Milliarden Euro ein. Die Ausgaben waren um einiges höher und lagen bei 242,9 Milliarden Euro. Daraus ergibt sich das Defizit. Eigentlich sollten die gesetzlichen Krankenkassen außerdem Reserven vorhalten, doch auch die rutschten in diesem Jahr unter die gesetzlich vorgesehene Mindestreserve und betrugen 4,7 Milliarden Euro. Die vorläufigen Finanzergebnisse der Kassen für das Gesamtjahr sollen Ende Februar bekanntgegeben werden.
Laut Gesundheitsminister Lauterbach ist ein Grund für das Defizit, dass viel Geld für Personal und medizinische Leistungen ausgegeben wurde. Inflationsbereinigt seien beide Posten gestiegen; die Leistungsausgaben etwa um 7,8 Prozent. Darunter fallen zum Beispiel die Ausgaben für Arzneimittel oder das Krankengeld. Auch bei den Pflegepersonalkosten gab es einen Zuwachs von 1,9 Milliarden Euro. Noch etwas höher fiel der Anstieg bei ambulant-ärztlichen Behandlungen aus.
Wie das Gesundheitsministerium die Ausgaben begründet
Für Lauterbach kommt nach eigenen Worten neben den gestiegenen Kosten noch stärker zum Tragen, dass es in den vergangenen zehn Jahren versäumt worden sei, ineffiziente Strukturen des Gesundheitswesens für die Zukunft fit zu machen. Das mache sich zum Beispiel in sehr hohen Ausgabenzuwächsen im Krankenhausbereich bemerkbar, der für ein Drittel der Gesamtausgaben verantwortlich sei. "Auch die mangelhafte Prävention unseres Systems kostet sehr viel Geld", fügte Lauterbach hinzu.
Lauterbach gibt sich allerdings optimistisch und rechnet damit, dass die nun angestoßenen Reformen unter anderem bei der Digitalisierung und die Krankenhausreform die Kosten stabilisieren können.
Höhere Beiträge ab dem neuen Jahr
Für 2025 wurden bereits Beitragsanhebungen angekündigt. Grundsätzlich verlangen alle Krankenkassen den allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent, finanziert wird er jeweils zur Hälfte durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Dazu kommt ein Zusatzbeitrag, den jede Krankenkasse selbst festlegt. Als Orientierungsmarke für die Kassen gibt das Ministerium für das nächste Jahr den Zusatzbeitrag mit 2,5 Prozent an. In diesem Jahr lag die Marke um 0,8 Prozentpunkte tiefer – also bei 1,7 Prozent.
Schon heuer haben viele Kassen den Zusatzbeitrag erhöht
Genau da lag der von den Kassen tatsächlich erhobene Zusatzbeitrag im Schnitt zu Jahresbeginn auch. Bis zum November stieg er durchschnittlich bereits auf 1,83 Prozent. Insgesamt gibt es 95 gesetzliche Krankenkassen. Im Laufe des Jahres hoben davon 34 ihren Zusatzbeitrag an. Erhöht eine Kasse ihren Zusatzbeitragssatz, haben die Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht.
Mit Informationen von dpa und AFP
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