Während der Fußball-Europameisterschaft haben die Behörden mehrere tausend versuchte unerlaubte Einreisen an den deutschen Landesgrenzen registriert. Seit dem 7. Juni – also eine Woche vor Turnierbeginn – habe es 8.300 solcher Fälle gegeben, teilte das Bundesinnenministerium am Montag mit. Die zur EM eingeführten Kontrollen an allen deutschen Grenzen hätten sich als "wirksame Maßnahme erwiesen". Sie sollen noch bis zum 19. Juli laufen.
Grenzkontrollen während der EM: Über 1.000 Haftbefehle vollstreckt
Den Ministeriumsangaben zufolge wurden bei den Grenzkontrollen bisher 1.112 Haftbefehle vollstreckt, davon rund 90 in Bayern. Überwiegend handle es sich dabei um Delikte aus dem Bereich der Kleinkriminalität. Zudem seien mehr als hundert Hooligans an der Einreise nach Deutschland gehindert worden.
Insgesamt sprechen die Sicherheitsbehörden am Tag nach dem Turnierende von einer überwiegend ruhigen und geordneten Europameisterschaft. So habe es "nur wenige sicherheitsrelevante Vorfälle gegeben", teilte das Bundesinnenministerium weiter mit. 2.340 Straftaten mit EM-Bezug seien festgestellt worden, darunter rund 700 Körperverletzungsdelikte und etwa 120 Diebstähle. In 140 Fällen seien Polizeikräfte angegriffen worden.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann plädierte für eine Fortführung der Grenzkontrollen. Am Dienstag schlossen sich auch CDU-Chef Friedrich Merz und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder dieser Forderung an. Die Bundesregierung müsse den Sicherheitskräften die Möglichkeit geben, "ihre erfolgreiche Arbeit fortzusetzen". Ansonsten werde sich die Sicherheitslage "massiv verschlechtern", sagte Söder der "Bild".
Weniger Vorfälle als erwartet: Faeser dankt den Einsatzkräften
"Es gab deutlich weniger Sicherheitsvorfälle und Straftaten, als unsere Sicherheitsbehörden bei einem Ereignis mit vielen Millionen Menschen vorher erwartet hatten", erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). "Dafür war vor allem die sehr hohe Polizeipräsenz überall im Land entscheidend".
Faeser dankte "vor allem den zehntausenden Einsatzkräften der Polizei in den Ländern und im Bund, den Rettungskräften, den vielen Ehrenamtlichen und Volunteers" für ein "friedliches Fußballfest" in Deutschland. "Sie waren überall präsent und immer zur Stelle. Wenn es doch zu Vorfällen kam, haben sie schnell durchgegriffen", sagte Faeser laut Mitteilung in der Nacht.
Faeser gegen Verlängerung der Grenzkontrollen
Faeser hatte die EM vorab für die Bundespolizei als "größten Einsatz ihrer Geschichte" bezeichnet. Während des in zehn deutschen Städten ausgetragenen Turniers waren demnach jeden Tag allein 22.000 Polizistinnen und Polizisten der Bundespolizei im Einsatz.
Derzeit wird darüber diskutiert, die während der Euro 2024 geltenden bundesweiten Grenzkontrollen zu verlängern. Faeser lehnt entsprechende Forderungen der FDP und der Union ab. Die Kontrollen zu Österreich, der Schweiz, Tschechien und Polen gehen laufen aber auch nach dem 19. Juli zunächst weiter.
Mit Informationen von AFP und dpa
Im Video: Nancy Faeser zu den Grenzkontrollen während der Fußball-EM
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